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Palaos – Palästina
Palaeotherĭum
Cuv., ein ausgestorbenes Geschlecht der Huftiere mit drei Zehen, deren mittelste die stärkste
ist. Diese Tiere waren vom Habitus der Tapire, von Schweine- bis Pferdegröße, hatten wahrscheinlich einen kurzen Rüssel und gehören
zu den ältesten, in den untern Schichten des Tertiärs aufgefundenen Ahnen der Pferde, die sie mit den Tapiren verbinden. (S.
Hippotherium.) In Amerika fehlen die Paläotherien und
Anoplotherien (s. d.) und sind durch verwandte Gattungen
(Diplacodon, Hyopsodus u. s. w.) vertreten, was auf damals
schon einmal eingetretene Unterbrechung der Landverbindung zwischen der Alten und Neuen Welt schließen läßt.
Paläotȳpen (grch.), soviel wie Inkunabeln (s. d.).
Paläozōische Formationsgruppe, die Reihe der Formationen, die auf
die archäischen Schichten (krystallinischer Schiefer) folgen und die Reste einer von der jetzigen durchaus abweichenden Fauna und
Flora einschließen; zu ihnen gehören die Cambrische,
Silurische, Devonische,
Steinkohlen- und Permische Formation (s. diese Artikel und
Geologie). Wie die beistehenden Tafeln:
Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe I – IV
erkennen lassen, wird die Meeresfauna dieser Ära charakterisiert durch die auf sie beschränkten Ordnungen der rugosen und tabulaten
Korallen, der Cystideen und Blastoideen unter den Echinodermen, durch die Brachiopodengattungen
Orthis, Strophomena,
Pentamerus, Spirifer (größtenteils), die Cephalopodengattungen
Orthoceras und Verwandte, die Trilobiten unter den Krustaceen. Auch unter den Crinoideen, den
Muscheln und Schnecken finden sich viele Typen, die von den Tieren der folgenden
Mesozoischen Formationsgruppe (s. d.) stark abweichen. Dasselbe gilt
unter den Wirbeltieren von den Fischen. In der Pflanzenwelt überwiegen Gefäßkryptogamen, neben denen gegen das Ende der P. F.
schon mehr und mehr Monokotyledonen auftreten.
Palaprat (spr. -prah), Jean, Seigneur de Bigot, franz. Lustspieldichter, geb. 1650 zu
Toulouse. Er bearbeitete mit David August de Brueys (geb. 1640, gest. 25. Nov. 1723 zu Montpellier)
die alte Farce «Pathelin». Die eigenen Lustspiele von Brueys (3 Bde., Par. 1735) und P. (mit denen
von Brueys zusammen gedruckt ebd. 1756, 5 Bde.) sind vergessen. P. starb 14. Okt. 1721 zu Paris. Seine Werke erschienen zuerst 1711,
mit denen von Brueys (5 Bde.) Paris 1756.
Pālār, Fluß in Ostindien, entspringt in Maisur und ergießt sich, nach gekrümmtem Lauf von 370
km, in die Bai von Bengalen. Er ist wichtig für die Bewässerungsanlagen des Hinterlandes von Madras.
Palást (ital. palazzo, frz.
palais, vom lat. palatium, Name eines der sieben Hügel Roms,
s. Palatinischer Berg), ein zum friedlichen Wohnsitz für Fürsten und Herren bestimmtes Bauwerk von weiträumiger
Anlage und einheitlicher, künstlerischer Ausführung (s. dagegen Burg). In Zeiten eines schlichten Bürgertums (in
Athen, dem republikanischen Rom, in den deutschen Städten des Mittelalters u. a. a. O.) entstanden keine P. Dagegen findet man sie
schon bei den Herrschern Ägyptens und der altorient. Reiche in großartiger Ausdehnung. Ebenso waren die P. der röm. Kaiser ihrer
↔ Macht entsprechend gestaltet (Goldenes Haus des Nero). Aber obgleich sie dem P. den Namen gaben, entsprechen
sie dem modernen Begriffe nur dann, wenn sie eine geschlossene Komposition bieten. Dies war zumeist der Fall bei den palastartigen
Villen Roms. Auch im Mittelalter wurde die Form des P. nicht gefunden, der Festungscharakter der Fürstensitze tritt zu stark hervor, so
daß der Wohnbau zu einem Teil der Burg wurde. Die Italiener sind die eigentlichen Erfinder des P., indem sie die Formen der großen
öffentlichen Gebäude auf die Sitze der Machthaber übertrugen und dabei den praktischen Bedürfnissen dieser Rechnung trugen. Die
vollendeten P. bildete Brunelleschi zuerst in Florenz um 1440 aus (P. Riccardi, P. Pitti, das gewaltige Hauptwerk der ganzen Gattung,
dreigeschossig, ganz aus rauh bearbeiteten Quadern, P. Strozzi und zahlreiche andere). In jeder Stadt gestaltete sich die Form des P.
anders. Venedig (s. Tafel: Italienische Kunst I, Fig. 5, und
II, Fig. 1), Genua und Rom bieten die
entscheidenden Typen. Der Palastbau steigerte sich in Wucht und teilweise auch in künstlerischem Wert bis zum 16. Jahrh., fand seinen
zweiten Höhepunkt in den röm. P. der Barockzeit. Jedoch verlor er mehr und mehr die feste Geschlossenheit, so daß die während des
18. Jahrh. errichteten Fürstensitze mehr den Charakter eines Schlosses haben. Da die Italiener alle größern Profangebäude Palazzo
nennen (Palazzo pubblico, ducale u. s. w.), so deckt sich die
deutsche Terminologie nicht ganz mit der ihrigen. Schloß nennen wir einen aus mehrern Flügeln und Geschossen bestehenden größern
Komplex von Bauten, Palais einen künstlerisch ausgestatteten städtischen Wohnsitz eines
Reichen, P. aber mehr im dichterischen Sinne ein besonders großartiges Wohngebäude. Es giebt kein Schloß in Deutschland, das
offiziell den Namen P. trüge. Die Franzosen bezeichnen unsern Begriff Schloß mit château oder
palais, unser Palais mit
hôtel (s. d.). Unter den Pariser Palais sind Louvre,
Luxembourg, Tuilerien, das für Richelieu erbaute Palais-Royal (s. d.) die bedeutendsten, außerdem bezeichnet man
öffentliche Gebäude mit diesem Namen (Palais de Justice, Palais de l'Industrie). In Deutschland begann man Palais erst im 18. Jahrh. zu
bauen und zwar vorzugsweise in Norddeutschland unter Einfluß der Franzosen. Mit dem wachsenden Wohlstand hat sich ihre Zahl in
allen großen Städten wesentlich vermehrt. In Wien nennt man Palais sogar solche große Mietshäuser, in welchen nur ein Geschoß für
den Besitzer künstlerisch ausgestattet ist (Palais Todesco u. a. m.).
Palästina, das Heilige oder
Gelobte Land der Bibel, bei Herodot die griech. Bezeichnung für den einheimischen Landesnamen
Kanaan; sie wurde von den Bewohnern der südl. Küste Syriens, den Philistern (Palaistinoi), auf das Hinterland übertragen. Weder
Kanaan noch P. ist jemals ein polit. Reich, sondern stets nur ein geogr. Begriff gewesen. (Hierzu Karte:
Palästina.)
Grenzen, Größe, Bevölkerung. P. entspricht etwa dem südl. Syrien mit folgenden natürlichen
Grenzen: im W. das Mittelmeer, im N. vom Vorgebirge Ras en-Nakura über den Dschebel el-Muschakka und Tibnin nach den
Jordanquellen südlich vom Hermon, im O. die syr.-arab. Wüste, ohne daß eine scharfe natürliche Grenzlinie zwischen den
Uferlandschaften des Jordans einerseits, Damaskus und dem Hauran (s. d.) andererseits hervortritt; im S. vom
Toten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 816.