Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Palästina'
Die Ebenen tragen Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Kafferkorn (Durra), Sesam, Mais, Hirse; an Gemüse wachsen
vortreffliche Melonen, Gurken, Paradiesäpfel, Griechenkorn (Hibiscus esculentus
L.), Eiergewächs. Zwiebel u.s.w. Der Anbau der Baumwollstaude (besonders bei Nabulus) hat
sehr abgenommen. Die Flora besteht vielleicht zu zwei Dritteln aus südeurop. Arten; tropische Formen finden sich am Jordan und am
Toten Meer, auch Steppen- und Wüstenpflanzen. Die Höhen sind kahl. Wald giebt es nur an wenigen Stellen. An Baumarten kommen vor
die Aleppokiefer (Pinus halepensis Mill.),
Kermeseiche (Quercus coccifera L.), Knoppereiche
(Quercus aegilops L.), Terebinthe (Pistacia terebinthus
L.), der Erdbeerbaum (Arbutus), die Mastixpistazie
(Pistacia lentiscus L.) und der wilde Johannisbrotbaum
(Ceratonia siliqua L.). Grüne Matten sind selten. Die
Viehzucht steht auf einer niedrigen Stufe. Der Hund ist nicht Haus-, sondern Straßentier, das vom Abfall und Unrat lebt. Katzen leben
ebenfalls mehr wild als zahm. Über die in P. vorkommenden wilden Tiere s. Syrien.
Die wissenschaftliche Erforschung P.s hat im Laufe des 19. Jahrh. bedeutende Fortschritte
gemacht. Auf die Reisen von Seetzen 1806 fg. (4 Bde., Berl. 1854–59) und J. L. Burckhardt 1810–12 (englisch 1822; deutsch von
Gesenius, 1823 fg.) folgten 1838 und 1852 die Forschungen E. Robinsons (s. d.) aus
Neuyork und des Schweizer Arztes T. Tobler 1835 fg. und 1845 fg., 1857, 1865. Die Werke dieser Männer, zugleich die Forschungen des
Amerikaners W. M. Thomson, der Deutschen H. von Schubert und Russegger, des Schotten J. Wilson und des Engländers William
verarbeiteten Karl Ritter und Karl von Raumer. Der 1865 begründete English Palestine Exploration Fund
hat seit 1866 mehrere größere und kleinere Expeditionen nach P. ausgerüstet, begründete 1869 die
Quarterly Statements, ließ 1872–77 das Westjordanland, 1881–82 einen Teil des Ostjordanlandes
aufnehmen und in Jerusalem, 1890 in Tell el-Hasi sowie 1894 wieder im Süden von Jerusalem Ausgrabungen machen. Hauptwerke:
Ordnance survey of Jerusalem (1865), Recovery of Jerusalem
(1871), Map of Western Palestine (26 Blätter, 1880),
Survey of Western Palestine, Memoirs (7 Bde., der letzte, Jerusalem,
mit einer Beigabe von 60 großen Tafeln), Survey of Eastern Palestine, 1 (1889). Über die Arbeit der
Gesellschaft berichtet Twenty-one years' work in the Holy Land (1886); vgl. auch G. A. Smith,
The historical geography of the Holy Land (Lond. 1894). Die wichtigsten franz. Werke sind: Guérin,
Description géographique, historique et archéologique de la Palestine (7 Bde., Par. 1868–80); Duc de Luynes,
Voyage d'exploration à la mer Morte, à Petra et sur la rive gauche du Jourdain (3 Bde. und Atlas,
Par. 1874–76; in Bd. 3 Geologisches u.s.w. von Lartet). Der Deutsche Verein zur Erforschung P.s, 1877 mit dem Sitz in Leipzig gegründet,
giebt seit 1878 die «Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins» in vierteljährlichen und seit 1895 «Mitteilungen und Nachrichten des
Deutschen Palästinavereins» in zweimonatlichen Heften heraus. 1881 vollzog Professor Guthe in Leipzig im Auftrage des Vereins
Ausgrabungen bei Jerusalem (beschrieben im 5. Bande der Zeitschrift, Sonderausgabe, Lpz. 1883); Dr. Schumacher in Haifa und Dr.
Noetling nahmen 1885, ersterer auch 1891, 1894 und 1895, ↔ Teile des Ostjordanlandes auf (9., 16. und 18. Band der
Zeitschrift), Dr. Blanckenhorn 1894 Judäa und die Umgebung des Toten Meers. Deutsche Werke: Sepp, Jerusalem und das Heilige Land
(2. Aufl., Schaffh. 1872–76; neue Ausg., Regensb. 1878); Fr. Ad. und O. Strauß, Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift (2. Aufl.,
Lpz. 1877); Ebers und Guthe, P. in Bild und Wort (2 Bde., Stuttg. 1883; neue Ausg. 1886–87); O. Ankel, Grundzüge der Landesnatur des
Westjordanlandes (Frankf. a. M. 1887); R. Röhricht, Bibliotheca geographica Palaestinae
(Bibliographie der Palästinalitteratur von 333 bis 1878, Berl. 1890); Schlatter, Zur Topographie und Geschichte P.s (Calw und Stuttg. 1893);
Buhl, Handbuch der alten Geographie P.s (Freib. i. Br. 1896). Der russ. Palästinaverein (seit 1882),
Pravoslavnoje palestinskoje obščestvo, hat sich gelehrte Arbeiten und Forschungen, die
Unterstützung der orthodoxen Pilger und die Pflege des orthodoxen Glaubens im Heiligen Lande zur Aufgabe gestellt. Er hat 1883 im
Osten der Grabeskirche Ausgrabungen vornehmen lassen und bereits eine stattliche Reihe von Schriften veröffentlicht, darunter das
heftweise erscheinende Sammelwerk Pravoslavnyi palestinskij sbornik seit 1883.
Reisehandbücher: Baedeker, P. und Syrien (2. Aufl., Lpz. 1880; 3. Aufl. 1891); Liévin de Hamme,
Das Heilige Land und seine Heiligtümer, deutsch von Costa-Major (3 Bde., Mainz 1887); Meyers Reisehandbücher: Ägypten, P. und Syrien
(3.Aufl., Lpz. 1895). Die beste Handkarte ist die von H. Fischer und H. Guthe bearbeitete
(Lpz. 1890); Bibelatlas von Rieß (3. Aufl., Freib. i. Br. 1895), Th. Menke (Gotha 1868).
Geschichte. Die ältesten Nachrichten über P. ergaben neuerdings die Funde assyr. und ägypt.
Inschriften (Fund von El-Amarna, s. d.). Die semit. Bevölkerung lebte in kleine Gebiete zerteilt unter Stadtkönigen,
die schon früh von kriegerischen und friedlichen Einflüssen Babyloniens abhängig waren. Dann unterwarf sich die 18. Dynastie der
ägypt. Könige etwa um 1500 v. Chr. das südl. Syrien und scheint es auch gegen die Hethiter (Cheta) in Nordsyrien behauptet zu haben.
Eine aus Kleinasien und Griechenland hervorbrechende Völkerwanderung machte im 12. Jahrh. dem Reiche der Hethiter ein Ende,
wurde jedoch von der ägypt. Grenze durch Ramses Ⅲ. zurückgeschlagen und ließ vielleicht an der Südküste P.s, das noch einige Zeit
unter ägypt. Oberhoheit blieb, das Volk der Philister (s. d.) zurück. Die Israeliten, die etwa seit 1150 allmählich zur
Herrschaft über das Land gelangten, fanden keine Spur einer ägypt. Vorherrschaft vor, sondern nur kleine Gebiets- oder Stadtkönige, die
nacheinander unterworfen oder getötet wurden. Über die weitere Geschichte des Landes unter Israel s. d. Infolge
des Aufstandes der Juden (66 n. Chr.) wurde P. eine eigene, von Syrien getrennte Provinz des Römischen Reichs unter dem Namen
Judäa (s. d.). Der kaiserl. Statthalter wohnte in Cäsarea. Seit Hadrianus kam der Name Syria P. auf, seit Severus der
kürzere P. Um 300 wurde eine andere Einteilung vollzogen. P. prima umfaßte das Westjordanland
südlich von der Ebene Jesreel und dem Karmel bis Beerseba samt der Küste und einem kleinen Teil des Ostjordanlandes Jericho
gegenüber bis zu den heißen Quellen am Wadi Zerka Main; P. secunda war durch
Phoenice vom Meere getrennt und umfaßte die Ebene
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 818.