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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Palencia - Palermo
P., wo die Holländer schon 1618 eine Faktorei ge-
gründet hatten, ein eigenes Neich, zu dem auch die
Insel Vanka gehörte. 1812 wurde das Land von
den Engländern, 1821 von den Holländern erobert.
Palöncm. 1) Span. Provinz im NW. von Alt-
castilien, zwischen den Provinzen Santander (N.),
Vurgos (O.), Valladolid (S.) und Leon (W.), hat
auf 8433,79 <ikm (1887) 188845 E. (einschließlich
81 Ausländer), 8074 mehr als 1877. Im N. bildet
das Cantabrische Gebirge die Grenze (westlich in der
Peüa Prieta 2531 m hoch) und steigt die Sierra de
Vreza bis 1987 m empor. Das Innere ist eine baum-
arme Hochebene (Tierras de Campos, 700-900 m
hoch), welche von der Pisuerga und ihren Zuflüssen
(links Arlanzon, rechts Carrion u. a.) und von Ka-
nälen (im O. Canal de Castilla, im SW. Canal de
Campos) durchschnitten wird und wo Getreide und
Kichererbsen wachsen. Die Provinz zerfällt in sieben
Bezirke und hat 250 Gemeiuden. - 2) P. (lat.
I^U^ntia), Hauptstadt der Provinz P., 720 m boch,
in baumloser, getreide- und weinreicher Ebene, links
am Carrion, am Canal de Castilla und den Linien
Valladolid - Santander und P.-Leon (123 km) der
Nordbahnen, ist Sitz der Provinzialbehörden, eines
Bischofs, hat (1887) 15028 E., gerade breite Stra-
ften, großen Hauptplatz mit Kolonnaden, Prome-
naden, prachtvolle Kathedrale (San Antolin) aus
dem 14. bis 17. Jahrh., bischöfl. Palast, Spital, ein
vom Cid in dessen Palast gegründetes Hospiz, Pre-
diger- und Lehrerseminar; Fabrikation von groben
Wollstoffen (Decken), Hutmacherei, Gerberei, Ge-
treidehandel und 2. Sept. eine Messe. 1209 wurde
in P. von Alfons IX. die erste span. Universität ge-
gründet, 1239 aber nach Salamanca verlegt.
Palenque (spr. -ke), Nuinenstätte im Gebiet des
Nio Usumacinta im merik. Staate Chiapas, dehnt
sich über einen Raum von 6 bis 8 Meilen aus und
wurde 1746 entdeckt. Auf einer 40 Fuß hohen, an
der Basis 310 und 260 Fuß messenden Erdpyra-
mide, deren äußere Flächen mit Steinplatten be-
lleidet sind, führen Treppen zum Hauptgebäude,
einem Rechteck von 228 und 180 Fuß; die 2-3 Fuß
dicken Mauern bestehen aus Bruchsteinen und tragen
oben einen zwischen zwei Kranzgesimsen eingeschlosse-
nen Fries. Innen wie außen waren sie mit einem
sehr feinen und festen Stuck bekleidet, der in bunten
Farben bemalt war. An der nach Osten gelegenen
Hauptfacade führen 14 breite Eingänge in eine
äußere Galerie, die durch eine Scheidewand von
einer innern, den Hof auf drei Seiten umziehenden
Galerie getrennt ist.
Palermo. 1) Provinz im Königreich Italien,
auf der Insel Sicilien, grenzt im N. an das Tyrrhe-
nische Meer, im O. an die Provinzen Messina und
Catania, im S. an Caltanissetta und Girgenti und
im W. an Trapani, hat 5086,9 (nach Strelbitskij
5142) ykm und (1881) 699151, nach einer Berech-
nung (31. Dez. 1894) 819 759 E., d. i. 161 E. aus
1 ci^m, und zerfällt in die vier Kreise Cefalü, Cor-
leone, P. und Termini Imerese mit zusammen
76 Gemeinden. Die Provinz ist meist gebirgig, na-
mentlich im östl. Teile durch die Ausläuser der Monti
Nebrodi, Madonie (Monte-Antenna 1975 m),
und bewässert durch kleinere Flüsse, die zum Tyrrhe-
nischen Meer (San Leonardo, Torto u. a.) und zum
Mittelmeer (Belice) fließen. Der Boden ist fruchtbar
und liefert Getreide, Wein, Feigen, OlivenölundObst,
ferner Lein, Hanf, Manna, Sumach und Süßholz,
an Mineralien Schlrcfel, Marmor, Achat und Ala-
baster. Wichtig ist die Schafzucht und der Thunfisch-
fang. Die Industrie ist nicht bedeutend und konzen-
triert sich gleichwie der Handel in der Hauptstadt. -
2) Hauptstadt der Insel Eicilien und der Pro-
vinz P., liegt 38° 6' 44" nördl. Br. und 13° 21' 11"
östl. L. von Greenwich, an der
Nordküste der Insel und an der
Westseite des nach Osten sich öff-
nenden Golfs von P., der im
Norden von dem Monte-Pelle-
grino, im Osten von dem Kap
Zaffarano eingefaßt wird, um-
geben von der fruchtbaren Ebene
der Conca o'oro (Goldmuschel),
die eine Bergkette im Halbkreis einschließt. Die Stadt
liegt an den Linien P.-Girgenti-Porto-Empedocle
(1441cm) und Messina-Cefalü-P. (232 km) der
Sicil. Eisenbahnen, P.-Mazzara-Marsala-Trapam
(195 km) der Westsicil. Eisenbahn und der Schmal-
spurbahn P.-Corleone (68 km), ist Sitz desPrä-
fekten, eines Erzbischofs, Kassationshofs, Appella-
tionshofs, Tribunals erster Instanz, Handelsge-
richts, der Generaldirektion der Sicil. Eisenbahnen,
zahlreicher Konsuln sowie der Kommandos des
12. Armeekorps und der Infanteriebrigaden "Siena"
und "Abruzzi" und hat (1881) 206 829, als Gemeinde
244991, nach einer Berechnung (31. Dez. 1893)
276000 E., in Garnison das 38. und 57. Infanterie-
regiment und 1 Reaiment Versaglieri. Wegen des
ausgezeichneten Klimas (Temperatur im Novem-
ber 15,4, Januar 10,9° 0.) und da die Temperatur
kaum je unter Null siukt und im Sommer regel-
mäßig am Tage ein frischer Ostwind vom Meere her
weht, eignet sich die Stadt, welche mit gutem Wasser
versorgt wird, zum Aufenthalt für Kranke.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die
Stadt bildet ein längliches Viereck, das mit der öst-
lichen kürzern Seite an das Meer stöht, und wird
durch zwei sich rechtwinklig schneidende Straßen,
Corso Vittorio Emanuele (im Volke Via Cassero,
vom arab. al-Kassar, die Burg) und Via Macqueda,
in vier Viertel geteilt. Ein neuer Stadtteil entwickelt
sich im N. zu einem Villen- und Fremdenviertel.
Den Mittelpunkt der Stadt bildet die achteckige
Piazza Quattro Cantoni oder Vigliena, mit Mar-
morsäulen, Brunnen, Wappen und Statuen. Die
Straßen der innern Stadt sind größtenteils gut ge-
pflastert und sauber. Die Häuser zeigen noch viel-
fach den Barockstil, alle Fenster haben Balköne. Die
schönsten und größten Plätze sind Piazza Marina mit
schönen Palmen und dem Giardino Garibaldi; Piazza
della Vittoria mit einem Denkmal Philipps V.,
1856 an Stelle eines 1848 zerstörten ältern Denk-
mals Philipps IV. errichtet; der Domplatz, seit 1753
von einer gemauerten Balustrade mit 16 großen Hei-
ligenstatucn umgeben; Piazza Vologni mit einend
Standbild Kaiser Karls V. von Livolsi (1631); Piazza
Pretoria mit einem großen Brunnen (16. Jahrh.)
von den Florentinern Camilliani und Vagherino;
Piazza della Nivoluzione, mit der Statue des Ge-
nius der Stadt, 1852 von der bourbon. Regierung
entfernt, 1860 vom Volke wieder aufgestellt; Piazza
Croce del Vespro, mit einem Kreuz auf einer Mar-
morsäule, umgeben von einem Gitter aus Lanzen
und Hellebarden, 1737 errichtet zur Erinnerung an
die hier 1282 begrabenen Franzosen, und Piazza
Ruggiero Settimo mit zwei Denkmälern; vor dem
Hauptbahnhof das Reiterstandbild Victor Ema-
nuels; endlich das Denkmal des Großindustriellen