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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Palmsonntag - Palo del Colle
Palmsonntag (lat. ?almai-um, DoiuinicÄ pal-
luaruni), auch grüner Sonntag, der Sonntag
vor Ostern, benannt nach den Palmen, die Iesn bei
seinem Einzug in Jerusalem auf den Weg gestreut
wurden. Zur Erinnerung hieran pflegt man in der
griech. und kath. Kirche die Gotteshäuser mit Palmen
zu schmücken. In der kath. Kirche findet am P. die
feierliche Palmweihe (s. d.) statt, in der evangelischen
gewöhnlich die Konfirmation (s. d.). Im spätern
Mittelalter wurde in der Morgenland. Kirche am P.
häufig der Einzug Christi theatralisch dargestellt.
Über die Gebräuche im Abendlande s. Eselsfest.
Kalmus, Maß, s. Palm.
Palmwachs (Palmenwachs), von Palmenge-
wonnenes Pstanzenwachs, das Carnaubawachs ls. d.)
und das P. der zwei Cerorylonarten (s. Osrox^ion).
Palmweihe, in der kath. Kirche die am Palm-
sonntag vor dem Hochamte stattfindende Weihung
der zum Herumtragen in der Prozession (s. d.) be-
stimmten Zweige von Palmen oder andern Bäumen.
Die Zweige werden als segenbringend aufbewahrt.
Palmwein, aus verschiedenen Teilen mehrerer
Palmen gewonnener Wein. Die Zellen der Blüten-
scheiden wohl aller Palmen sind mit einem eiweih-
und zuckerhaltigen und daher gärungsfahigen Saft
angefüllt. Außerdem enthalten auch die Frucht-
hüllen und das Gewebe des Stammes mancher
Palmen einen solchen Saft. Besonders reich daran
sind die Palmyrapalme (f. L0rÄ88ii8), die brasil.
Wempalmen (Nauriti^ viiiifsi'H H^,'t. und Oeno-
oarpuZ ls. d.^) und die Kokospalme (s. d.). Man
trinkt den Saft entweder frisch, als Most oder gegoren
als Toddy. In Form von P. wird namentlich der
Saft der westafrik. Weinpalme (N^liia. viniferlr
Zeamv.) von den Negern konsumiert. Auch gewinnt
man denselben aus den Früchten dieser sowie der
Mauritiapalme (s. Nauritia). Der beste P. soll
jedoch aus der Alpalme (NW613 8uin66ii8i8 "/"c^.)
ausfließen.
Palmyra, in den orient. SprachenT h admo r (so
heißen noch heute die Ruinen), alte Stadt, lag in einer
Oase der Syrischen Wüste, unter 34° 18' nördl. Br.
und 55" 40' östl. L. von Fcrro. Nach der Überliefe-
rung gründete Salomo P. als Vorposten gegen die
arad. Horden und als Stapelplatz für den Handel zwi-
schen dem Mittelmeer und den Euphratlündern. P.
erscheint unter diesem Namen zuerst in den Kriegen
des Antonius gegen die Parther (seit 41 v. Chr.).
Nachdem es in den Kriegen Trajans fast zerstört
worden war, ließ Hadrian es wiederherstellen und
wandelte den Namen P. in Hadrianopolis um.
Unter Caracalla (gegen 212) wurde es röm. Kolo-
nie. Dann gründete hier ein einheimischer Senator
Odenathus (syr. Odainath) eine Herrschaft; er fiel
bei einem Aufruhr, ihm folgten seine Söhne, Hairan
und nach dessen frühem Tode (um 255) Odenathus II.
Dieser wurde der Schöpfer des Palmyrenischen
Reichs, das sich in seiner größten Ausdehnung bis
Kleinasien und Ägypten erstreckte. In den Kämpfen
der Römer gegen die Perser nahm er Roms Partei,
erhielt von Valerian und Gallienus den Titel Con-
sularis (258) und führte nach der Gefangennahme
Valerians (260) unter dem Namen eines Königs
der Könige auf eigene Hand den Krieg weiter. Nach-
dem er 265 bis Ktesiphon an den Tigris siegreich
vorgedrungen war, wurde er 267 ermordet und hin-
terließ das Scepter seiner berühmten Gattin Batze-
bina, die sich griechisch Zenobia (s. d.) nannte. Diese
weigerte die Anerkennung der Oberherrschaft Roms
und wurde nach tapferer Gegenwehr von Kaiser
Aurelian besiegt; die Hauptstadt wurde zerstört, das
Reich zerfiel. Dwcletian und später Iustinian such-
ten die Stadt wiederherzustellen; sie wurde noch
einmal 744 von den Arabern vernichtet. Die sehr
schwer zugänglichen Ruinen sind erst 1678 von dem
Engländer Huntington aufgefunden, dann später,
seit 1751, von Wood und Dawkins erforscht und
beschrieben worden. Die Reste, die zu den pracht-
vollsten und großartigsten des gesamten Altertums
gehören, zeugen von hoher Blüte. Unter ihnen zeich-
net sich namentlich ein Vaalstempel aus. Auch
zahlreiche, zum Teil zweisprachige Inschriften in
einem aramäischen Dialekte sind erhalten, mit deren
Hilfe 1758 Varthslemy zuerst das altsemit. Alphabet
entzifferte.- Vgl. die Werke von Wood (1753), Saint-
Martin, Abraham Setter, Porter, Irbi, Mangles
u. s. w., ferner Sallet, Die Fürsten von P. (Berl.
1866); de VogM, In8ciii)ti0N8 86initiqu63 (Par.
1869-77); H. Dessau, Der Steuertarif von P. (im
"Hermes", Bd. 19, Verl. 1884); Lasarew, Palmyra
(russisch, Petersb. 1884); Duhn, Die älteste Ansicht
von P. (im "Jahrbuch des deutschen Archäologischen
Instituts", Verl. 1894).
Palmyraholz, s. Palmholz.
Palmyrapalme, s. V0rH88ii8.
Palmyrcnifches Reich, s. Palmyra.
Palmzucker, durch Einkochen des Saftes ver-
schiedener Palmen gewonnener Zucker, so besonders
der Sagueerzucter (s. ^renZa), der Lontar-
zucker(s.Voi-H88u8)und der Iaggery-, Iagara-
oder Iagrezucker (s. Kokospalme).
Palnatoki, ein nordischer sagenhafter Held, bei
dem sich wie bei Eigil Züge der Tellsage finden.
Er stammte von der deutschen Ostseeküste, war ein
Dienstmann König Haralds Hildetand und galt für
den besten Schützen und Schlittschuhläufer. Der
König fiel durch seinen Pfeil. Auf Fünen lebt sein
Name in dem Palnejäger fort, der hier die Stelle
des wilden Jägers (s. Wilde Jagd) vertritt. Die
Sagengestalt K.s findet sich besonders in der alt-
nord. Iomsvikingasaga. (S. auch Vineta.) - Vgl.
Khull, Die Geschichtd P.s (Graz 1892).
Palo, Küstenort in der ital. Provinz Rom, teils
zu Bezirk und Gemeinde Civitavecchia, teils zum
Bezirk Rom (Agro Romano) gehörend, an der Bahn
Florenz-Livorno-Rom, hat (1881) 628 E., einen
kleinen versandeten Hafen, ein besuchtes Seebad,
eine Burg aus dem 14. Jahrh., ein Schloß der
Odescalcki und Bautrümmer aus der röm. Kaiser-
zeit. - P., die uralte Etruskerstadt Alsium, war
seit dem ersten Punischen Kriege röm. Kolonie.
Palo Alto, Sitz der I.6ianä Ztankorä "lunior
Hniv6r8it7 im S. von San Francisco. Die Hoch-
schule, eine Stiftung (90000 Acres Land) Leland
Stanfords, 1891 eröffnet, hat 71 Docenten, dmmnler
Benjamin Harrison, und (1894) 764 Studierende,
darunter 227 Frauen. Der Unterricht ist frei.
Palöczen (spr. -lohzen) oder Bergkumanen,
die im Matra-Bükkgebirge wohnenden Nachkommen
der Kumanen, die in der Zeit von 1104 bis 1131 nach
Ungarn eingewandert sind. Sie besahen niemals
eine privilegierte Stellung gleich den übrigen, später
eingewanderten Kumanen der Ebene, bekennen sich
sämtlich zur kath. Kirche und ihr ungar. Dialekt
unterscheidet sich mehr durch die Aussprache der
Laute als durch Provinzialismen.
Palo del Eolle, Stadt in der ital. Provinz
und im Kreis Bari delle Puglie, auf einem Hügel,