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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Panamarinde; Panamas; Panamerikanischer Kongreß; Panaria; Panaritium; Panathenäen; Panätius

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Panamarinde - Panätius

55 km von Colon, die durch die Cordilleren gebildete Wasserscheide durchbrechen und unter Benutzung des Thales des Rio Grande in den Golf von Panama führen. Da bei Colon die Ebbe 9 Stunden später eintritt als in Panama und hier die Niveaudifferenz zwischen Flut- und Ebbespiegel, wie oben erwähnt, sehr bedeutend ist, so schienen bei Colon doppelte Flut-, bei Panama Ebbe- und Flutschleusen notwendig. Unter der Eisenbahn hindurch sollte der P. bei San Pablo und südlich Culebra geführt werden. Es erwies sich bald, daß die eingezahlten und zugesicherten Baugelder nicht ausreichen würden, um den P. als Niveaukanal zu bauen. Das zu durchbrechende Gestein war mehrfach fließendes; in einer einzigen Nacht rutschten 80000 cbm Gesteinsmassen von den Seitenrändern des Kanaleinschnittes ab; man hätte diesen letztern mindestens dreifache Anlage geben müssen, um vor ähnlichen Katastrophen gesichert zu sein. Es wurde also, angeblich provisorisch, der Bau eines Niveaukanals aufgegeben, und beschlossen, den P. als Schleusenkanal, unter Verlegung der Eisenbahn zwischen Bohio-Soldado und Culebra auf die Ostseite des Kanals, weiterzubauen. Von dem Niveau des Atlantischen Oceans sollten die Doppelschleusen (1 und 2) von Bohio-Soldado (24 km von Colon) auf +17, sodann die Doppelschleusen (3 und 4) bei Mamei (37 km von Colon, 2 km östlich von San Pablo) auf die Höhe der Scheitelstrecke, +35, führen; 1,5 km südöstlich Culebra sollte demnächst diese Scheitelstrecke endigen und mittels der Doppelschleusen (5 und 6) von Paraiso, und der Schleusen von Pedro Miguel (7) und Miraflores (8), auf 57, 59,4 und 62 km von Colon, das Niveau des Großen Oceans erreicht werden. Die Arbeiter litten sehr unter dem mörderischen Klima. Die Sterblichkeit unter den beim Bau des P. beschäftigten Personen betrug bei den meist europ. Beamten 6,4 Proz., bei den Arbeitern, meist Negern und Eingeborenen, 7,2 Proz. In der Mehrzahl der Todesfälle war Fieber die Ursache. Weitere Schwierigkeiten boten die Ableitung der Hochwässer des Rio Chagres. Diese machte die Anlage von Seitenkanälen, die durch hohe kostspielige Dämme auf lange Strecken zu begrenzen waren, erforderlich. 1888 waren 1400 Mill. Frs. ausgegeben und kaum ein Drittel der Arbeiten vollendet. Befahrbar ist lediglich die Strecke von Colon bis Gabun. Die fernere Verschleierung dieses Standes der Dinge war um so weniger durchführbar, als Lesseps neuer Kapitalien bedürfte; trotz aller Anstrengungen brach das Unternehmen zusammen; die Gesellschaft konnte 1888 die Dezembercoupons nicht einlösen und liquidierte. Der Liquidator, Brunet, veranlaßte einen Kommissionsbericht, der im Juni 1890 erschien, die Ausführung des Schleusenkanals empfahl und dafür 900 Mill. Frs. und 7-8 Jahre Bauzeit für notwendig hielt. Zwar vermochte Wyse einen neuen Vertrag mit Columbia zu schließen, der die Bauzeit, die ursprünglich bis 1889 bemessen gewesen war, bis 1903 verlängert; aber die Bildung einer kapitalkräftigen neuen Gesellschaft ist noch nicht wieder gelungen. Über die polit. Folgen dieses Zusammenbruchs s. Frankreich (Geschichte). Die Maschinen und Gleisanlagen des Baues sind zum Teil unter Schutt und Schlamm begraben, die halbfertigen Strecken des Kanals verfallen, das ganze Unternehmen wird wohl erst dann wieder aufgenommen werden, wenn der bessere Bauchancen bietende Nicaraguakanal (s. d.) dereinst dem Verkehr nicht genügen sollte. (S. die Karten: Nicaragua- und Panamakanal und Centralamerika, Bd. 4, S. 34.) - Vgl. Polakowsky, Panama- oder Nicaraguakanal? (Lpz. 1893); Lesseps, Le Canal de Panama etc. (in den Schriften der Londoner Geographical Society, 1888).

Panamarinde, s. Quillaia.

Panamas, halbwollene Zeuge mit dreifädiger baumwollener Kette und doppeltem wollenem Einschlag, dem Geflecht der Panamahüte ähnlich.

Panamerikanischer Kongreß, eine Versammlung von Deligierten aller amerik. Staaten außer Paraguay, Haiti und San Domingo, die auf Einladung der Vereinigten Staaten vom 2. Okt. 1889 bis 19. April 1890 in Washington tagte, um über einen engern wirtschaftlichen und polit. Zusammenschluß Amerikas zu beraten. Gegenstände der Beratung waren die Erleichterung der Handelsbeziehungen durch Zollverträge und durch ein einheitliches Maß-, Gewichts- und Münzsystem, Einsetzung von internationalen Schiedsgerichten und ähnliches. Das Ergebnis war nur gering, da der Kongreß seine Beschlüsse den Regierungen nur zur Beachtung empfehlen konnte, aber keine Macht, sie durchzusetzen, besaß. Das einzige Resultat ist vielleicht die Reciprocitätsklausel in dem MacKinley-Tarif (s. MacKinley-Bill).

Panaria, eine der Liparischen Inseln (s. d.).

Panaritium, s. Fingerentzündung.

Panathenäen, das Hauptfest der Athena in Athen, das seit den ältesten Zeiten (nach der Sage war es von Erichthonios gestiftet, von Theseus erneuert und erweitert) alljährlich gegen Ende des attischen Monats Hekatombäon (am 28. und den nächstvorhergehenden Tagen, d. i. gegen Mitte August) mit Opfern, Spielen und feierlichen Aufzügen gefeiert wurde. Wahrscheinlich durch Pisistratus wurde die Einrichtung getroffen, daß die Feier alle vier Jahre in großerm Umfange und mit höherm Glänze stattfinden sollte, so daß man nun dieses im dritten Jahre einer jeden Olympiade gefeierte (nach griech. Ausdrucksweise penteterische) Fest als die großen P. von den kleinen oder jährlichen unterschied. Die Hauptbestandteile der Feier bildeten gymnastische Wettkämpfe, Wettrennen zu Pferde und zu Wagen, seit Pisistratus auch Wettkämpfe von Musikern, Sängern, Tänzern und Rhapsoden, die vorzugsweise Stücke der Homerischen Gedichte recitierten, wobei die Sieger Olivenkränze und bemalte, mit Öl von den heiligen Ölbäumen der Athena gefüllte Thongefäße als Preise erhielten. Am 28. fand der große Festzug (Pompe) nach der Akropolis statt, unter Beteiligung der attischen Reiterei und zahlreicher festlich geschmückter Jungfrauen, wobei auch der sog. Peplos (s. d.), ein von den athenischen Jungfrauen und Frauen gewebtes, kunstreich mit figürlichen Darstellungen geschmücktes Gewand für die Bildsäule der Athena, das man in Form eines Segels auf einem durch Rollen fortbewegten Schiffe ausspannte, einhergeführt wurde. In einer der Nächte des Festes fand auch der Fackellauf (s. d.) statt. Dazu kamen große Tieropfer, woran sich schließlich ein Festschmaus für das ganze Volk schloß. Eine zum größern Teil noch erhaltene Darstellung des Festzugs giebt ein Relieffries am Parthenon (s. d.). - Vgl. A. Mommsen, Heortologie. Antiquarische Untersuchungen über die städtischen Feste der Athener (Lpz. 1864).

Panätius, stoischer Philosoph, geb. um 180 v. Chr. zu Rhodus, lebte längere Zeit in Rom, wo er Haus-