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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Panier - Panizzi
ausdauernde Gräser. Hierzu gehören die verschie-
denen als Hirse bekannten Getreidepflanzen und
das Guineagras oder Moha (s. Hirse).
Panier, s. Banner.
Panieren (frz.), Fleischstücke u. s. w. vor dem
Braten mit geriebener Semmel bestreuen.
Panik (frz. pani^ue), p a n i s ch e r S ch r e ck e n, ein
plötzlicher, ost grundloser Schrecken, der eine größere
Anzahl von Einzelindividuen befällt. (S. Pan.)
Panikonogräphie lgrch.), die Kunst, Hochdruck-
platten in Zink zu ätzen (s. Hochätzung); auch soviel
wie Zinkographie.
Panilla (spr. -illja), span. Olmaß, s. Cuarteron.
Panin, Nikita Iwanowitsch, Graf, russ. Staats-
unnister, geb. 26. Sept. 1718, wurde unter der
Kaiserin Elisabeth Kammerherr und ging 1747 als
bevollmächtigter Minister nach Kopenhagen und
1749 nach Stockholm. Bei seiner Rückkehr erhielt
er die Gouverneurstelle beim Großfürsten Paul Pe-
trowitsch, und als Katharina II. 1762 den Thron
bestieg, ernannte sie ihn zum Etaatsminister; als
solcher leitete er die auswärtigen Angelegenheiten.
P., der 1767 in den Grafenstand erhoben wurde,
galt als die Hauptstütze des preuß. Systems im russ.
Kabinett. Er starb 11. April 1783 zu Petersburg.
Sein Bruder, Graf Peter Iwanowitsch P.,
geb. 1721, zeichnete sich im Siebenjährigen Kriege
aus, wo er zum Generallieutenant aufstieg, befeh-
ligte im türk. Feldzug von 1770 die Zweite Armee,
mit der er 26. Sept. Bender erstürmte, und half
1775 den Aufstand Pugatschews unterdrücken. Er
starb als General-en-Chef 26. April 1789 zu Moskau.
- Vgl. Lebedew, Nikita i ?6tr?. (Petersb. 1863).
Dessen Sohn, Graf Nikita Petrowitsch P.,
geb. 1770, war unter Katharina Gesandter im Haag
und in Berlin, unter Paul und zu Anfang der Re-
gierung Alexanders I. Vicekanzler und Minister des
Auswärtigen. Als entschiedener Gegner des revolu-
tionären Frankreichs wurde er schließlich dem Kaiser
unbequem und entlassen. Er starb 1837. - Vgl.
A. Vrückner, Materialien zu einer Biographie
Nikita Petrowitsch P.s (russisch, 7 Bde., Petersb.
1888-92), worin P.s Korrespondenz abgedruckt ist.
Graf Victor Nikititsch P., Sohn des letztern,
geb. 1801, war eine Zeit lang Geschäftsträger in
Griechenland, später Staatssekretär und 1841-62
Iustizminister. Zugleich wurde er 1860 Präsident
der Kommission zur Redaktion des Gesetzes über die
Aufhebung der Leibeigenschaft und führte, obgleich
ein Gegner dieser Aufhebung, die Arbeiten glücklich
zu Ende. 1864-69 war er Generaldirektor der
Zweiten Abteilung (Redaktion der Gesetze) der eigenen
kaiserl. Kanzlei. P. starb in der Nacht vom 23. zum
24. April 1874 in Nizza.
Panini, der berühmteste ind. Grammatiker, dessen
Zeit ganz unbestimmt ist. Gewöhnlich wird er ins
4. Jahrh. v. Chr. gesetzt. Er war geboren im Torfe
Calatura im nordwestl. Indien in der Gegend des
heutigen Atak und fand der Tradition nach feinen
Tod durch einen Löwen. Sein Werk, das "^LlitNkaui
^äninivain ", wie der Name besagt, aus 8 Büchern
bestehend, behandelt nur einen Teil der vedischen
und profanen Sprache, dessen Umfang man noch
nicht feststellen kann. Es ist in kurzen algebraischen
Lehrsätzen mit großem Scharfsinn geschrieben und
in seiner Art ein Meisterstück ersten Ranges. Ohne
Zweifel steht P. am Ende einer langen Entwicklungs-
geschichte der ind. Grammatik, hat aber alle seine
Vorgänger verdrängt und ist maßgebend für seine
Nachfolger geblieben. Sein Werk ist zuerst heraus-
gegeben Kalkutta 1810, dann von Böhtlingk (2 Bde.,
Bonn 1839-40) mit wichtigen Erläuterungen; mit
deutscher Übersetzung, Erläuterungen und Indices
von demselben (Lpz. 1887). Mit engl. Übersetzung
ist eine Ausgabe begonnen worden von Goonetilleke
(Bombay 1882 fg.). Dem P. wird auch eine Präkrit-
grammatik, das "?räkrta1li^8iiHii3.in)), zugeschrieben,
von der nur Citate bekannt sind. - Vgl. die wich-
tige, aber in ihrem Resultat verfehlte Schrift von
Th. Goldstücker, ?änini: Ki8 piacs in sanskrit
I^iterawi-E (Lond. 1861) und die Gegenschrift von
A. Weber, Ind. Studien, Bd. 5 (Berl. 1862); ferner
Liebich, Panini. Ein Veitrag zur Kenntnis der ind.
Litteratur und Grammatik (Lpz. 1891).
Panionion, s. Ionier.
Pampat(engl. Paniput), Stadt im Distrikt
Karnal der indobrit. Provinz Pandschab, mit (1891)
27 547 E. In der Nähe fanden drei Schlachten
statt: 1526 wurde Ibrahim Lodi, der Pathanenkönig
von Dehli, von Babar geschlagen und getötet, 1556
besiegte Akbar d. Gr. mit seinem Feldherrn Bahram
Chan den General Hemu des afghan. Fürsten von
Bengalen, 1761 vernichtete der Afghane Ahmad
Schah Durrani die Macht der Mahratten.
Panisbrief (d. i. Brotbrief, vom lat. panis,
Brot), ehemals die fchriftliche Empfehlung des Kai-
sers an ein Stift oder Kloster, jemand auf bestimmte
Zeit oder auch lebenslänglich zu versorgen.
Panischer Schrecken, s. Panik und Pan.
Panitza, Fluh in Argolis, s. Inachos.
PanixerPaß (roman. CuolmoaPignieu),
Paß der Sardonagruppe in den Glarner Alpen, ver-
bindet das Kleinthal im schweiz. Kanton Glarus mit
dem Vorderrheinthal in Graubünden. Der Saum-
weg steigt über Weiden, Schutthalden und Schnee-
felder zur Paßhöhe (2407 m) zwifchen dem Hausstock
(s. d.) und Piz Mar (2626 m) hinauf und senkt sich
durch das PanirerThal nachRuis (790 m), wo er die
Poststraße des Vündner Oberlandes erreicht. Von
Elm (s. d.) bis Ruis erfordert der Übergang neun
Stunden. In der Kriegsgeschichte ist der P. P. be-
kannt durch den Rückzug, den die Russen 3. bis 7. Okt.
1799 hier bewerkstelligten.
Panizzi, Sir Antonio, Bibliothekar, geb.
16. Sept. 1797 zu Brescello im Modenestschen, stu-
dierte bis 1818 in Parma und wurde Advokat. An
der piemont. Revolution von 1821 beteiligt, floh er
ins Ausland und lebte in Liverpool als Lehrer der
ital. Sprache, bis ihm 1828 der Lehrstuhl der ital.
Litteratur an der Universität zu London übertragen
wurde. 1831 wurde er außerord. Hilfsbibliothekar
am Britischen Museum und 1837 Vorsteher der
Druckabteilung. Ihm vor allem verdankt dies In-
stitut seine großartige Organisation. Der Bau des
Reading Room und der Büchermagazine sowie die
neuen vollständigen Kataloge sind insbesondere sein
Werk. 1856 wurde er ?rinciMi I^drarian, Juli
1866 zog er sich ins Privatleben zurück. 1869 in
den Ritterstand erhoben, starb er 8. April 1879.
Von P.s Schriften sind hervorzuheben: die kritischen
Ausgaben des "Oi-Ianäo inn^moi-ato" von Bojardo
(5 Bde., Lond. 1830-31) und des "0rlanä0 luriozo"
von Ariost (4 Bde., ebd. 1834) sowie der "3on6tti
o 05M20N6" des Vojardo (ebd. 1835) und die Aus-
gabe von "1^6 priniL quldttro säi^ioni äoNk Divina,
domnieäia" (ebd. 1858). - Vgl. L. Fagan, Ms lils
ok 8ir Antonio ?. (2 Bde., Lond. 1880) und fettere
aä Antonio ?. äi uoinini i11n8tri 6 äi amici itali^ni