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Pantatypie – Pantheon
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pantänus'
Eklekticismus, hat auf die Entwicklung der christl.-alexandrinischen Religionsphilosophie einen maßgebenden Einfluß geübt. Von seinen zahlreichen Schriften sind
nur wenige Bruchstücke erhalten.
Pantatypie nannte Schönert in Leipzig-Reudnitz eine von ihm angewendete Methode der Herstellung von Hochdruckplatten durch
Zinkätzung.
Pantelits' Pulver, ein rauchschwaches Pulver, von dem serb. Obersten Pantelits und von Ch. F. Hengst erfunden; es ist gekörnte
Nitrocellulose, bei der die Cellulose aus Haferstroh hergestellt ist.
Pantellerīa (Pantellaria), im Altertum
Cosyra, im Mittelalter Cossura, eine zur ital. Provinz und zum Kreis Trapani auf Sicilien
gehörige Insel, 100 km von Sicilien (Kap Granitola) und 70 km vom nächsten Küstenpunkte Afrikas gelegen, umfaßt 145 qkm und ist vulkanischer Natur. Die Insel wird
von einem niedrigen, schwer zugängigen Bergringe aus grauer Trachytlava von 20 km Umfang eingefaßt. Aus dieser Einfassung erhebt sich der 836 m hohe
Monte-Grande mit erloschenem Krater. Überall steigen Wasserdämpfe empor. Heiße Mineralquellen entstürzen den Lava- und Bimssteinfelsen, womit die
unterseeischen Ausbrüche in Verbindung stehen. Am 18. Okt. 1891 entstand nach mehrern Erdstößen in der Nähe der Insel ein Vulkan. Die Vegetation ist so stark, daß
von Myrten- und Lentiscussträuchern Kohlen gebrannt werden, die nach Malta gehen. Die Thäler liefern Getreide, Wein, Baumwolle, Oliven u.s.w.; man hat auf P.
einen besonders kräftigen und schönen Schlag von Eseln. Die Insel gehört als Fürstentum der Familie Requesens. Sie zählt (1881) 7315 E., die eine aus dem Arabischen
und Italienischen zusammengesetzte Sprache reden. – Die Hauptstadt P. oder Oppidola, im NW., neben einer warmen,
kohlensäurereichen Quelle, hat 3167 E. und eine Citadelle (Gefängnis).
Pantenius, Theodor Hermann, Schriftsteller, geb. 10. (22.) Okt. 1843 zu Mitau in Kurland, studierte in Berlin und Erlangen Theologie, war
dann einige Zeit lang Hauslehrer in Kurland, später Lehrer in Riga, wo er auch als Redacteur der «Balt. Monatsschrift» wirkte. 1876 wurde er Mitredacteur der
Wochenschrift «Daheim» in Leipzig und übernahm 1889 deren Leitung allein. Seit 1886 ist er auch Chefredacteur von «Velhagen und Klasings neuen Monatsheften».
1891 siedelte er mit der Redaktion beider Blätter nach Berlin über. Unter dem Pseudonym Theodor Hermann veröffentlichte er
die Romane aus dem balt. Leben: «Wilhelm Wolfschild» (2. Aufl., Mitau 1873), «Allein und frei» (2. Aufl., ebd. 1875); unter seinem eigenen Namen erschienen: «Im
Gottesländchen» (2 Bde., ebd. 1880), «Das rote Gold» (Hamb. 1881), «Die von Kelles» (Bielef. 1885), «Kurländ. Geschichten» (2. Aufl., Lpz. 1893).
Panthai oder Pansi, die mohammed. Bewohner der chines. Provinz Jün-nan
(s. d.), die, seit Jahrhunderten daselbst ansässig, sich 1855 gegen die chines. Regierung empörten.
(S. China, Geschichte.)
Panthălis, in der griech. Mythologie eine Dienerin der Helena, erscheint im 3. Akt des 2. Teils von Goethes «Faust» als
Chorführerin.
Pantheïsmus (grch.), Bezeichnung für alle philos. Lehren, die in irgend einer Form die Einheit der Gottheit mit dem
Weltall behaupten. Den rein materialistischen Monismus (s. d.), der nur einen körperlichen Urstoff annimmt und alle Entwicklung
↔ in der Welt ausschließlich aus mechan. Bewegung erklärt, pflegt man nicht als P. zu bezeichnen, weil er den Begriff der Gottheit vollständig aufhebt.
Dagegen sind alle hylozoistischen Systeme, in denen der Weltstoff zugleich einheitliche Weltkraft ist, als P. zu bezeichnen. Dahin gehören namentlich alle philos.
Lehren, welche die Natur als ein in unendlicher Einheit ewig sich selbst gestaltendes Wesen betrachten. Dieser naturalistische P. ist von Giordano Bruno in seiner
Lehre von dem allumfassenden Organismus des Universallebens entwickelt. Die vollkommenste Form des P. findet sich bei Spinoza, der die Gottheit als die absolute
Substanz bezeichnet, ihr die beiden Attribute des Denkens und der Ausdehnung zuschreibt, alle Erscheinungen in der Welt aber als Modifikationen der
einen Substanz betrachtet. Dem Theïsmus näher stehen die Formen des P., welche die göttliche Welteinheit als eine geistige
Macht, als Weltseele, Weltvernunft, als den absoluten Gedanken, oder als den allgemeinen Begriff auffassen. Diese Vorstellung bahnte sich schon bei den Stoikern an
und wurde zur vollen Klarheit durch die Neuplatoniker gebracht, von denen aus sie vielfach auch die Geheimlehren des Mittelalters beherrschte. Diese Art des P. ist
auch der Grundzug der idealistischen Spekulation in der neuern deutschen Philosophie; er liegt den Systemen Fichtes, Schellings und Hegels zu Grunde und läuft
darauf hinaus, die all-eine Weltvernunft für das unendliche und an sich unbewußte Wesen aller Dinge zu erklären, das erst im Menschen zum Selbstbewußtsein
komme.
Wesentlich unterscheiden sich die Arten des P., je nachdem sie die Selbständigkeit der Einzeldinge dem Absoluten gegenüber bald ganz aufgeben, bald stark betonen,
bald verschiedene Mittelwege der Auffassung suchen. Im ersten Falle hält man nur die Weltsubstanz für wahrhaft seiend, alle Dinge aber nur für Trug und Schein.
Diese Tendenz des P. nennt man Akosmismus und als ihr Typus gilt im Altertum die Lehre der Eleaten. Ihr gegenüber steht der
emanatistische P. (s. Emanation), der die Dinge in stufenweis abnehmender Vollkommenheit aus dem
göttlichen Urquell zu selbständiger Existenz hervorgegangen glaubt. Dieser emanatistische P. ist hauptsächlich von den Neuplatonikern vertreten. Eine gegenteilige
Auffassung zeigt der P., der in allen einzelnen Dingen nur besondere, je in ihrer Weise notwendige Ausgestaltungen der unendlichen Weltkraft sieht. Die deutschen
Identitätssysteme huldigen diesem P., und namentlich bei Hegel erscheint als die Form des ewigen Lebens der Gottheit der logische oder dialektische Prozeß. Für diese
Art des P. ist, weil er lehrt, daß die Gottheit in allen Dingen mit absoluter Kraft gegenwärtig sei, von Krause der Name
Panentheïsmus vorgeschlagen worden. Auch der moderne Pessimismus von Schopenhauer und E. von Hartmann ist P. Derselbe
leitet alle Weltentwicklung aus einem unbewußten Willen ab. Mit Unrecht hat man jedoch den Namen P. auch auf solche Systeme übertragen, die die Erhabenheit
Gottes über die Welt streng festhalten, eben deshalb aber auch ihn durch das Prädikat der Persönlichkeit zu verendlichen fürchten. – Vgl. Weißenborn, Vorlesungen
über P. und Theïsmus (Marb. 1859).
Panthĕon (grch.) bedeutet das Hochheilige (nicht Tempel «aller Götter»). In Rom erbaute M. Agrippa
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 849.