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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paris (Paulin) - Pariser Formation
Paris lspr. geb.
25. März 1800 in Avenay, wurde 1828 au der königl.
Bibliothek (Abteilung der Handschriften) in Paris
angestellt, 1837 zum Mitglied der ^caäemiß äeZ in-
LcriptionL et I)6ii68-i6ttro8 ernannt und erhielt 1853
den neu errichteten Lehrstuhl für franz. Litteratur des
Mittelalters am^oli^e äe Trance, von dem er 1872
zurücktrat. Er starb 13. Febr. 1881 in Paris. Seine
litterar. Laufbahn begann er mit einer "^polo^is
ä6 I'^oolö ronikntihuL" (Par. 1824), übersetzte
Byrons "von ^uan" (2 Bde., 1827) und dann sämt-
liche Werke des Dichters (13 Bde., 1830-32; 2. Aufl.
1836). Dann wandte er sich ganz der altfranz. Lit-
teratur zu; er gab eine Anzahl von Texten heraus:
"Konmn (16 Lerto 3>ux Fi'3,nä8 pi68" (1832), "(^arin
16 I.0U6i-ain" (2 Bde., 1833-35; neue Aufl. 1862),
"Iloinancero kran^aiä" (1833), die <((Fr^nä63 cliro-
niHU68 (16 Trance, 86I0N (1Il'6ll63 80nt C0N36rV663
6N 1'6ZÜ86 66 8t. V6N18" (6 Bde., 1836-40), die
"Oiianzon ä'^ntiocnL" (2 Bde., 1848); femer in er-
neuerter Sprache "1^68 a,v6ntur68 ä6 inaitre lienart
et ä'^8enFrin" (1861) und "1,68 romanL äe 111
tadle ronäe" (4 Bde., 1868-77), mit Untersuchun-
gen über deren Ursprung. In seinen verdienstlichen
"Nann8ci'it8 tran^aiz äe 1a Vidliotiiöline clu roi"
(7 Bde., Par.1836-48) gab er Beschreibungen und
Auszüge aus mittelalterlichen Handschriften. Auch
war er einer der fleißigsten Mitarbeiter an der
"li^toire litteraire 6e 1a, Trance".
Parische Ehronik, s. Marmorchronik.
Parischer Marmor, s. Marmor und Paros.
Pariser Becken, das 55000 ykin große, geo-
graphisch wie geologisch typische Becken (s. d.) mit
dem Mittelpunkte Paris. Tertiär-, Kreide- und
Iuraschichten liegen hier wie Schalen, deren aufge-
bogene Ränder das Anstoßende bilden, ineinander.
Der Iuraring, der im W. mit dem Iuragebiet von
Poitou, im Ö. mit dem Schweizer Jura zusammen-
hängt, läßt sich in den Höhen von Perche, Niver-
nais und Berry, in der Cöte-d'Or, dem Plateau
von Langres, dem westl. Lothringen, den Argonnen
und endlich im Gebirge bei Voulogne erkennen;
der Kreidering steht in drei großen Vogenstücken
an: östlich in der Champagne, westlich in den
Hügeln von Maine und am Meere in den Kreide-
klippen, zwischen der Seine- und Eommemündung;
vom Tertiär sind im Oise- und untern Marnegebiet
eocäne, in der Gegend von Fontainebleau, in der
kahlen Veauce und der reich angebauten Touraine
miocäne, in der seenreichen Sologne pliocäne
Schichten abgelagert. Quartär endlich findet sich
in den Flußthälern und in den Marschen zwischen
Calais, St. Omer und Dünkirchen. Die Oberflächen-
gestaltung des P. V. wird durch das Seinetbal in
eine Nord- und Südhälfte gegliedert. Da die Nord-
hälfte wieder vom Oisethale, die Südhälfte von den
Thalfurchen der Eure und des Loir durchfetzt wird,
so treten vier große Landschaftsräume als Haupt-
alieder heraus. Die Basis des Nordwest Viertels
liegt bei La Fere 53 in, an der Oisemündung nur
17 in hoch und an der Seine- und Sommemün-
dung im Niveau des Meers. Von allen vier
Seiten steigt man zu einem Plateau von 160 bis
550 in Hohe auf; aber die Mitte ist zwischen Dieppe
und Creil von einer Höhe durchsetzt, welche bei
Forges-les-Eaux mit 236 in gipfelt. Nordöstlich
dieses Valley de Vray überschreitet man in der
Richtung auf Amiens das einförmig abgesenkte
Plateau der südl. Picardie, nordwestwürts ist das
Pays de Caur an der Küste steil abgebrochen und
im Innern schluchtenartig durchrissen. Südlich und
südöstlich sind die Plateauglieder von Vexin reicher
an Vergzügen und Berggruppen bis zum Seine-
und untern Oisethal; aber östlich löst sich die Pla-
teauform bald in einzelne scharf gezeichnete Verg-
aruppen auf, welche das Tiefland zwifchen Amiens,
La Fere und Creil überragen. Für das Nordost -
viertel ist die Zerstückelung in einzelne Berg- und
Plateauglieder bezeichnend, weil die trennenden
Spalten so durchgreifen, daß die weiter östlich und
südöstlich entspringenden Flüsse Lette, Aisne, Vesle,
Marne und Morin ungehinderten Durchzug zur
Oise und Seine finden. Aus niedriger Umgebung
steigen die Nordost- und Ostränder in oft felsen-
artigen Umrissen bis zu 100 und 130 m relativer
Höhe empor. Die äußern Thalpforten und die
Thalgründe sind eng, aber mit westl. und südwestl.
Annäherung an das Oise- und Seinethal gewinnen
alsbald die mildern Formen der tiefen Centralsenle
die Oberhand. Es liegt kaum die Hälfte des Nord-
ostviertels über 160 in hoch.
Während die beiden nördl. Viertel des P. B.
dem Ackerbau und der Viehzucht günstiges Terrain
bieten, ist der Charakter des nördlich und östlich
umschließenden Tieflandes sehr verschieden. Die
nördl. Picardie und Artois teilen Boden- und Kul-
turcharakter vielfach mit dem südl. begünstigten
Nachbarterrain; aber östlich von La Fere bieten die
Flüchen der Champagne einen traurigen Anblick
dar; der ausgedörrte Kreideboden ist arm an Glie-
derung, an Quellen, an Wald und Getreidefeldern,
und nur die Rebe an den Steilterrassen des Beckens
verspricht reichen Gewinn. Das Südostviertel
ist viel unvollkommener ausgebildet, wenn auch
die Höhenverhältnisse das Absenken vom höhern
Loirethale nach der tiefen Seinefurche hin bestäti-
gen. In dem Walde von Orle'ans, welcher das
Loirethal von Vriare bis Orle'ans begleitet, er-
beben sich nur wenige Punkte der vorherrschend
sandigen Nandschwelle über 160 in, während im
N. zwischen Paris und Rambouillet das mannig-
faltiger gegliederte Terrain zu 180 in aufsteigt und
in den scharf eingerissenen Thälern der Sandstein
oft steile Wände zusammensetzt. Der Osten ist als
die Landschaft Gatinais, der Süden als Orleanais
und der Westen als Beauce, Hurepoir und Man-
tais bekannt. Im Südwestviertel ist die Form
des Beckens insofern am ungestörtesten erhalten,
als der Sand- und Mergelboden der einförmigen
Ackerlandschaft Oucke aus dem tiefen Seinethale
ganz sanft in südwestl. Richtung zu einer Höhe von
230 m aufsteigt. Die höchsten Gegenden liegen
sogar 285 und 340 in hoch. Diese südwestl. Rand-
höben der Beauce und des hohen Perche brechen
westlich scharf zu den Tdallandfchaften ab. So mar-
kiert demnach der Westrand, so ausfallend fcharf
abgebrochen der Ostrand ist, die Zertrümmerung
des Nordrandes westlich von La Fere, und die völ-
lige Cintiefung des Südrandes westlich von Or-
le'ans gewährt doch dem Tieflande einen freien
Durchzug, und es erscheint die Pariser Senke der
Isle-de-France als ein Verbindungsglied zwischen
den nördlichen flandrischen und den südl. Ticjland-
schaften von Orle'anais und Touraine.
Pariser Blau, s. Berliner Blau.
Pariser Vluthochzeit, s. Bartholomäusnacht.
Pariser Formation, die Tertiärablagerungen
des mittlern Frankreichs, die das Pariser Becken