Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

918
Parley - Parma (Herzogtum)
und der Allerheiligenkirchc zu Prag, der Kirche zu
Kolin, am Schloß Karlstein und an der Prager
Moldaubrücke. In einer angeblich verstümmelten
Inschrift über seiner Büste am Dom wird sein Vater
als Heinrich Arler ausBolonia bezeichnet; man hat
angenommen, daß es "Parler" und "Colonia", also
aus Köln heißen müßte, da auch Peter P. mit einer
Kölnerin verheiratet war. Doch glaubt man neuer-
dings, daß Boulogne die Heimat der Familie sei.
Dieser HeinrichP. baute die Kreuzkirche zu Schwä-
bisch-Gmünd, deren Grundstein 1351 gelegt wurde.
Gewisse Anzeichen lassen vermuten, daß Heinrich P.
der Südfranzösischen Schule nicht fern gestanden
habe. Johannes von Gmüno, wohl der Bruder
Peters, war 1357 am Münster zu Basel, 1359 an
jenem zu Freiburg thätig; Heinrich von Gmünd,
wohl dessen Sohn, war 1387 in Brunn thätig und
beteiligte sich 1391-92 am Dombau zu Mailand.
Die Söhne Peters, Johann P., Wenzel P. und
Paul P<, von denen der erstere 1380 Dombaumeister
in Prag war, scheinen mit dem Beginn der hussitischen
Wirren die Hauptstadt Böhmens verlassen zu haben.
Mit der Familie P. sucht man in Verbindung zu
bringen die ihrer Person und ihrer Bedeutung nach
noch nicht genügend aufgeklärten Jung Herren
von Prag, welche im 15. Jahrh, mehrfach als
Lehrer in der Gotik bezeichnet werden. - Vgl.
Klemm, Württemb. Baumeister und Bildhauer bis
zum 1.1750 (Stuttg. 1882); Neuwirth, Die Wochen-
rechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues
(Wien 1890); ders., Peter P. von Gmünd, Dom-
baumeister in Prag, und seine Familie (Prag 1891).
Parley (spr. -le), Peter, s. Goodrich.
I'a.riia.lNVnt (engl., spr. pährliment), s. Parla-
Parlier, s. Polier. sment.
Parlieren (frz.), sprechen.
?a.r!onr (engl., spr. pahrler), Sprechzimmer,
Empfangszimmer für Gäste.
Parma, vormals souveränes Herzogtum Ita-
liens, grenzte entlang dem Po an die österr. Lom-
bardei, im O. an Modena, im S. an Toscana, im
W. an das Königreich Sardinien und umfaßte zu-
letzt 6200 ^m mit (1857) 499835 E. Seit 1860 ist
P. dem Königreich Italien einverleibt und eingeteilt
in die zur Emilia gehörigen Provinzen P. (s. den
folgenden Artikel) und Piacenza, wahrend der
Distrikt Pontremoli der Provinz Massa - Carrara
des Compartimcnto Toscana zugeteilt worden ist.
Die Städte Parma (s. d.) und Piacenza, welche der
Papst Julius II. mit ihrem Gebiet dem Herzogtum
Mailand in der Zeit von 1511 bis 1513 entriß und
dem Kirchenstaat einverleibte, machte Paul III. zu
einem erblichen Herzogtum, um damit 1545 seinen
Sohn Pier Luigi Farnese (s. d.) zu belehnen;
nach dessen Ermordung 10. Sept. 1547 wurde Pia-
cenza von den Spaniern besetzt; das von päpstl.
Truppen besetzte P. aber gab Julius III. schon
1550 an Pier Luigis Sohn Ottavio zurück und Pia-
ccnza erhielt dieser dann von Philipp II. von Spa-
nien 1558 wieder. Unter den Farnesen führte nun
P. und Piacenza das nach außen bedeutungslose
Leben eines ital. Kleinstaates, dessen Ruhe nur
der Krieg um Castro unterbrach. Nach dem Er-
löschen des Mannsstammes der Farnesen mit Her-
zog Antonio (1731) wußte es Elisabeth, die Ge-
mahlin Philipps V. von Spanien, eine Tochter des
ältesten Bruders des Herzogs Antonio, durchzusetzen,
daß ihr Sohn Don Carlos die Herzogtümer P. und
Piacenza erhielt, die er aber 1735-38 an Kaiser
Karl VI. als Entschädigung für das im Wiencr
Frieden ihm zugefallene Königreich beider Sicilien
überließ. Im Aachener Frieden von 1748 trat
Maria Theresia die 1745 von den Spaniern erober-
ten, 1746 aber zurückgewonnenen Herzogtümer nebst
Guastalla an Elisabeths zweiten Sohn Von Philipp
ab, mit der Bedingung der Rückgabe an Osterreick,
falls der Mannsstamm dieses Infanten erlöschen
oder einer seiner Nachkommen den sicil. oder span.
Thron besteigen sollte. Auf Philipp folgte 1765
dessen Sohn Ferdinand, der beim Eindringen der
Franzosen in Italien durch einen Frieden mit der
Republik 9. Mai 1796 sich den Besitz seines kleinen
Staates erhielt; doch sprach der Friede von Campo-
Formio (17. Okt. 1797) ein nördlich vom Po gelege-
nes Gebietsstück der cisalpinischen Republik zu. Die
Angliederung des im Lune'viller Frieden bestätigten
Herzogtums an Frankreich erfolgte 1802 nach dem
Tode Ferdinands auf Grund einer Vereinbarung,
die 21. April 1801 zwifchen Frankreich und Spanien
zu Madrid getroffen worden war und die Ent-
schädigung von Ferdinands Sohn, Don Ludwig,
mit dem aus dem Großherzogtum Toscana ge-
schaffenen Königreich Etrurien festfetzte. P., Pia-
cenza und Guastalla wurden nun zunächst an Mo-
reau zur Verwaltung übergeben, dann (21. Juli
1805) Frankreich vollständig einverleibt; doch wurde
der Herzogstitel von P. mit den Einkünften an Cam-
bacsrös und der von Piacenza an Lebrun als Lehen
gegeben; als franz. Verwaltungsbezirk bildeten P.
und Piacenza nach dem Dekret vom 30. Mai 1808
das Departement Taro; das Herzogtum Guastalla
hatte Napoleon schon 30. März 1806 seiner Schwester
Pauline zur Regierung und Nutzung übergeben.
Durch den Pariser Frieden von 1814 und die
Wiener Konareßakte von 1815 kamen die Herzog-
tümer P., Piacenza und Guastalla als souveränes
Eigentum an die bisherige Kaiserin von Frankreicb,
Erzherzogin MariaLouise, die den Titel Kaiserin und
Majestät behielt. Dieser Verfügung widersprach
jedoch der König von Spanien, der die Herzogtümer
für die ehemalige Königin von Etrurien, die Infan-
tin Maria Luife von Spanien, zurückverlangte und
deshalb seinen Beitritt zur Wiencr Kongreßakte ver-
weigerte. Infolge davon wurde durch einen bc-
sondern, zu Paris 10. Juni 1817 abgeschlossenen
Vertrag festgesetzt, daß die Herzogtümer (mit Aus-
nahmedes am linken Poufer liegenden Teils, der
mit dem Besatzunsssrecht in der Festung Piacenza
dem Hause Osterreich verblieb) nach dem Tode der
Kaiserin Maria Louise an die Nachkommenschaft der
Königin von Etrurien fallen sollten, die sich bis
dahin mit dem Fürstentum Lucca begnügen mußte.
Nach dem Erlöschen dieses Hauses aber sollte P. an
Osterreich, Piacenza an Sardinien hennsallen. Die
Kaiserin Maria Louise regierte im ganzen mild; trotz-
dem erhoben sich ziemlich ernste Unruhen 1831,1833
und 1846, die jedoch durch österr. Truppen rasch
niedergeschlagen wurden. Als Maria Louise 18. Dez.
1847 starb, nahm Karl II. (s. d.), der Lucca an Toscana
abgetreten hatte, von seinen Erblanden Besitz.
Gegenüber der nationalen Bewegung in Italien
hielt Karl II. zu Österreich, und so brach 20. März
1848 eine Revolution aus, infolge deren der Herzog
19. April das Land verließ, um nicht mehr zurück-
zukehren. Doch ward seine Autorität schon im Aug.
1848 durch die österr. Waffen wiederhergestellt und
P. nunmehr einem strengen Militärreannent unter-
worfen. Nach der Abdankung Karls II., 14. März