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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Passaro - Passau
"Universalbibliothek") und "Christian Donalitius'
littauische Dichtungen" (Halle 1894).
Pafsäro, s. Passero.
Passarowitz, serb. Stadt, s. Pozarevac.
Passate, Passatwinde, s. Atmosphäre.
Passatftaub nannte Ehrenberg die namentlich
in der Passatregion im Atlantischen Meere beobach-
teten Staubmeteore. Der P. ist in einigen Gegen-
den an der Westküste von Mittel- und Nordafrika,
namentlich zwischen Kap Bojador und Kap Blanco,
fast stets vorhanden, verbreitet sich aber auch perio-
disch in der Richtung des Mittelmeers über Italieu
und Armenien, zuweilen selbst bis Schweden und
Rußland. Die chem. Analyse ergiebt als Bestand-
teile: Kieselsäure, Kohlensäure, Thonerde, Eisen-
oxyd , Manganoxyd, Kalk, Magnesia, Kali, Natron,
Kupferoryd, Wafferund organische (verbrennliche)
Substanz. Unter dem Mikroskop beobachtete Ehren-
derg feinen Quarzsand und noch feinern gelblichen
oder rötlichen Mulm, zwischen denen sich zahlreiche
organische Formen und Fragmente finden (Poly-
gastern, Phytolitbarien, Polythalamien und weiche
Pflanzenteile). Die Gesamtzahl der beobachteten
Formen beträgt über 300 Arten. Nur spärlich fin-
den sich Stückchen von Bimsstein und vulkanischer
Asche. Ehrenberg nimmt an, daß sich in den obern
Regionen der Atmosphäre in der Passatregion ein
konstantes nebelartiges Staubdepot befände. Der
P. wird durch den kreisartig verlaufenden Passat,
der von Südamerika aufsteigt und sich an der West-
küste Afrikas wieder senkt, stets gemischt (was seine
seit Mitte des 19. Jahrh, fast gleichartige Zusam-
mensetzung erklärt) und durch die Bewegung der
Lust schwebend erhalten. - Vgl. Ehrenberg, Über-
sicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über
das von der Atmosphäre nnsichtbar getragene reiche
organische Leben (Berl. 1871; Nachtrag, ebd. 1872).
Pafsätwölkchen, lleine weiße Cumuluswolken,
die hock über den Passatregionen hinziehen. Aus
den gröftern derselben entladen sich von Zeit zu Zeit
leichte und kurze Regenschauer.
Passau. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Niederbayern, hat 542,86 ykiu, 1890:40824,1895:
40815 (19 741 männl., 21074 weibl.) E. in 42 Ge-
meinden mit 825 Ortschaften. - 2) Unmittelbare
Stadt am Znsammenfluß der Donall, des Inns
nnd der Ilz und an der Linie P.
Negensburg (117,0 km), den Ne-
benlinien P.-Freyuug (49,4 km)
und Pfarrkirchen - P. (63,2 km)
der Vavr. Staatsbahnen und
der Linie P.-Neumarkt-Kallham
(52kin) der Österr.Staatsbahnen,
ist Etation der Donandampfer
sowie Sitz des Bezirksamtes, eines
Landgerichts (Oberlandcsgericht
Mümbcn) mit einer Kammer für Handelssachen
und 9 Amtsgerichten (Frevnng, Griesbach, P., Pfarr-
kirchen, Nottbalmüllster, Simbach, Vilshofen, Wald-
kirchen, Wegscheid), eines Amtsgerichts, Hauptzoll-
amtes, Bischofs, einer Handels- und Gewerbe-
kammer, Reichsbanlnebenstelle, eines Bezirkskom-
mändos, Handels- und Fabrikrats, hatte 1890:
16633 E., darunter 1079 Evangeliscke und 42 Is-
raeliten, 1895: 17 484 (9027 männl., 8457 weibl.)
E., in Garnison das 2. bis 4. Bataillon des 16. In-
fanterieregiments Großherzog Ferdinand von Tos-
cana, Postamt, Stadtpostexpedition und Telegraph.
P. besteht aus der eigentlichen Stadt (Altstadt und
Neumarkt) auf der felsigen Landzunge zwischen Inn
und Donau und den beiden Vorstädten Innstadt auf
dem rechten Ufer des Inns und Ilzstadt (ehemals
Iudenstüdtchen genannt) links von der Ilz. Anf dem
Berge gegenüber der letztern die ehemalige Festung
(100 m) Oberhans, jetzt Militärstrafanstalt, mit
Aussichtsturm. Über die Donau führen eine eiserne
Brücke (220 m lang) und ein Kettensteg, über den
Inn zwei eiserne Brücken, darunter eine für die Eisen-
bahn (66 iu). Die meist aus dem 17. lind 18. Jahrh,
stammenden Häuser steigen, namentlich vom Inn
aus, terrassenartia auf. Auf dem Domplatz steht
das eherne Standbild Maximilians I., 1824 bei der
25jührigen Jubelfeier des Königs errichtet. Östlich
davon auf einer Anhöhe der Dom zu St. Stephan,
vielleicht schon im 5. Jahrh, gegründet, im 15. und
16. Jahrh, im got. Stil umgebaut, nach dem Brande
1665 von C. Lorago in reichem Barockstil erneuert
(das Hauptschiff 1684, die Türme 1695 vollendet),
eins der bedentendsten Werke deutscher Kirchenbau-
kunst des 17. Jahrh. Anf der Nordfeite der Tom-
hof mit der Dreifaltigkeitskapelle, HeinrichstapeUe
(1710), Krcuzwegkapelle (1414) und Ölbergskapelle
(1288). Andere bemerkenswerte Gebäude sind der
ehemalige Kanonikalhof, jetzt Post, geschichtlich merk-
die hischöfl. Residenz, das Rathaus mit neuem Turm
und restaurierten Sälen und der neue städtische
Echlachthof. Oberhalb der Iunstadt die Wallfahrts
tirchc Mariahilf mit Kapuzinerkloster, links an dei
Donau auf einem Bergrücken, an dessen Abhängen
sich der Stadtpark hinzieht, liegt das ehemalige fürst-
bischöfl.Lustfchloß Freudenhain, jetzt Institut der Eng-
lischen Fräulein. Von Unterrichtsanstalten bestehen
ein konigl. Gymnasium, 1611 vom Fürstbischof Erz-
herzog Leopold von Österreich als Icsuitenkollegium
gegründet, eine konigl. Kreisrealschule, Kreiswebe -
schule, landwirtschaftliche Winterschule, bischöfl.
Knabcnseminar mitAlumneum, Lehrerpräparanden-
schule und zwei höhere Mädcheninstitute. Die In-
dustrie ill P. und nächster Umgebung erstreckt sich
auf die Fabrikation von Parkettfußböden, Goldlack,
Leder, Papier, Spiegeln, Porzellan (Nippes in
Rokoko), Zündhölzern, Draht und Uhrfournituren,
Granitbrüche, Dampfsägen, Brauereien und Gra
phitgewinnung. Hervorragend ist der Handel mit
Holz, Salz, Getreide (namentlich aus Ungarn) und
den inObernzell (s. d.) verfertigten Passauer Schmelz-
tiegeln, sowie die Schiffahrt. P. ist Sitz einer Sek-
tion des Deutschen, und Österreichischen Alpcn-
vereins und Bayrischen Waldvereins. Oberhalb
der Stadt an der Ilz der Marktflecken und Kurort
Hals mit zwei Kneippschen Heilanstalten.
Geschichtli ch e s. P., von Römern (^8ti-a I>^-
tllva genannt, war ein befestigtes Lager, von dcm
noch Neste in der Nömerwehr westlich vom Dom-
platz vorhanden sind, und Standort der batav. Ko-
horte. P. ist durch den Passauer Vertrag (s. d.)
bekannt und war bis 1803 Hanptstadt des reichs-
nnmittclbaren Bistnms. Die Innstadt, der älteste
Teil der Stadt, ist um 100 v. Chr. von den Vojern
erbaut und hieß Bojodurum; sie ist nach mehrfachen
Verheerungen 1809 neu aufgebaut worden. Das
Bistum P. entstand 738 infolge der Übersiedelung
der Kirche zu Lorch (s. d.). Durch den Neichsdepu-
tationshauptschluß (1803) wurde es säkularisiert.
Stadt und Oberhalls nebst dem westl. Teile kamen