Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

935
Passah - Passarge
gegebenen kirchenpolit. Zeitschrift "II ^lediatore"
den Kampf gegen die weltliche Gewalt des Papstes
und der Knrie fort. Später zog er sich mehr und
mehr von der Bewegung zurück, und angeblich hat
er Widerruf geleistet, bevor er 12. März 1887 zu
Turin starb.
Passah oder Pascha (aus dcm Aramäischen
gräcisierte Form des hebr. ?63acli, d. h. nach 2 Mos.
12,13 schonendes Vorübergehen), Name des nach
dem Priestercodex (s.Pentateuch) am 14. Nisan, d.h.
am ersten Vollmond des Frühlings, im Tempel zu
feiernden Festes. Benannt ist es nach dem Priester-
coder nach der eigentlich kein Opfer mehr vorstellen-
den Mahlzeit, zu der ein Lamm oder eine junge
Ziege verwendet wurde. Nachdem dieses Tier am
Heiligtum geschlachtet worden war, wurde es am
Abend im Familienkreise mit ungesäuerten Broten
und bittern Kräutern gegessen. Das P. soll in
Ägypten eingesetzt worden sein, damit der Würg-
engel an den mit dem Blute der geschlachteten Tiere
bestrichenen Thüren die Häuser der Israeliten er-
kenne. Nach dem Gesetze des Deuteronomiums, das
älter ist, ist es im Monat Abib zu feiern und können
auch Rinder als Passahopfer verwendet werden
(5 Mos. 16). Es erscheint dort verknüpft mit dem
Feste der beginnenden Gerstenernte, dem Mazzoth-
oder Osterfeste. Nach 2 Kon. 23,22 ist es so im
18. Jahre des Iosia zum erstenmal in Jerusalem
gefeiert worden. Diese Verknüpfung hat dazu ge-
sührt, das Mazzothfest kalendarisch zu firieren, wäh-
rend es ursprünglich ein nach der Reife der Feld-
früchte sich richtendes Wandelfest gewesen zu sein
scheint. Das Passahfest dürfte ursprünglich das
Fest der Darbringung der Frühjahrserstgeburten be-
deutet haben. Seit dem Aufhören des Opferdienstes
wird das P. in den jüd. Familien an den beiden ersten
Abenden des Festes der ungesäuerten Brote (hebr.
< Iia^ ^ammaxotu, lat. ^63tum ax^morum, s. U^-
mon) durch Genuß ungesäuerter Brote und bitterer
Kräuter unter Vorlesung der Hagadah (s. d.) began-
gen. - Bildlich wird in der christl. Kirche Jesus Chri-
stus als das wahre Passah lamm bezeichnet (auch
schon bei Paulus 1 Kor. 5,7). In der Stiftung des
Abendmahls hat der Heiland an die jüd. Passah-
mahlzeit angeknüpst. Zweifelhaft ist, ob das letzte
Mahl Jesu mit seinen Jüngern, wobei diese Stif-
tung erfolgte, ein Passahmahl war oder nicht. Als
ein Passahmahl fassen es die synoptischen Evangelien
auf, während das des Johannes es am Tage vor
dem P. stattfinden läßt. (S. Abendmahl.)
Paffahstreit oder Osterstreit, Streitigkeit der
christl. Kirche des 2. Jahrh., wobei es sich um einen
Gegensatz zwischen der kleinasiat. und röm. Kirche,
betreffend Zeit und Art der Osterfeier, handelte.
Beiderseits feierte man zwar das Osterfest im Ge-
denken an Jesus und seine Leidenszeit, aber die
Kleinasiaten wollten sich dabei der jüd. Volkssitte
anschließen und hielten am 14. Nisan (daher jiat.^
Quartodecimaner oder ^grch.^ Tessareskai-
dekatiten), auf welchen Wochentag immer dieser
jüd. Monatstag fallen mochte, das Passahmahl,
unter Berufung darauf, daß Iefus selbst an diesem
Tage mit seinen Jüngern das Lamm gegessen habe.
Die röm. Gemeinde und mit ihr die abendländ.
Christenheit ging dagegen von der regelmäßigen
Wochenfeier des Gedächtnisses Jesu aus, wobei der
Freitag als Todes-, der Sonntag als Auferstehungs-
tag betrachtet wurde, und legte daher auch die
Jahresfeier so, daß diese Wochentage festgehalten
wurden. Falls der Freitag nicht auf den 14. Nisan
der Juden siel, wurde der nächste Freitag nach die-
sem Termin als der Jahres-Todestag Jesu an-
gesehen. Zugleich legte man dabei die Anschauung
zu Grunde, daß Jesus, statt mit dem Volke das
Lamm zu essen, vielmehr selbst als das wahre
Passahlamm am betreffenden Tage geopfert sei,
daher eine Freudenfeier erst am Ostersonntag, als
dem Aujerstehungstage, stattfinden könne. Drei
Verhandlungen fanden statt, die erste zwischen
Polykarp (s. d.) von Smyrna und Bischof Anicetus
von Rom um 155; diese Verhandlung fand in
Rom selbst statt und verlief ohne Bnlch, aber auch
ohne Einigung; die zweite auf der Synode zu Lao-
dicea unter den Kleinasiaten selbst; die dritte zwi-
schen Victor von Rom und Polykrates von Ephesus.
Sie führte zum Bruch von feiten Victors, aber unter
allseitiger Mißbilligung. Erst das Konzil von Nicäa
325 entschied sür die röm. Festfeier. Die andere
wurde damit zur Ketzerei, trotzdem sich die Klein-
asiaten auf eine Menge alter Zeugnisse, vor allem
auf das des Apostels Johannes berufen hatten. -
Vgl. Weitzel, Die christlichen P. der drei ersten Jahr-
hunderte (Pforzh. 1848); Hilgenfeld, Der Pascha-
streit der alten Kirche (Halle 1860); Schürer, vo
c0nti'0V6i'3Ü3 i)Ä3c1iQiiI)U3 (Lpz. 1869).
Passaic (spr. -seik), Stadt im County P. des
nordamerik. Staates Neujersey, am Flusse P.,
der, 160 km lang, in die Newarkbai mündet, zwi-
schen Paterson und Hoboken, hat (1890) 13028 E.;
Bleich-, Zeugdruck- und Backsteinwerke, Fabriken
von Kautschukwareu, Kammgarn, Wollwaren, t^l-
tuch und Säuren.
Paffamaquoddy-Bai, Bucht des Atlantischen
Oceans, zwischen dem nordamerik. Staate Maine
und der canad. Provinz Neubraunschweig, ist 20 km
lang und 10 km breit, nimmt den St. Croix auf,
hat gute Häfen und enthält mehrere Inseln, z. V.
Campo Bells und Deer-Island.
Passant (frz.), Vorübergehender, Durchreisender.
Pasfanten, s. Epauletten.
Passarge, Fluß im preuh. Reg.-Bez. Königs-
berg, entspringt 4 km im NO. von Hohenstein,
nimmt links die Liebe, rechts die Drewenz und
Walsch auf, wird bei Braunsberg schiffbar und mün-
det nach 120 km Lauf in das Frische Hass. - Vgl.
Bender, Wanderuugen durch das Passargegebiet
(Braunsberg 1887).
Passarge, Ludwig, Schriftsteller, geb. 6. Aug.
1825 in Wolittnick in Ostpreußen, studierte in Königs-
berg und Heidelberg die Rechte, fungierte in Heiligen-
beil und Königsberg als Nichter, wurde 1872 Appel-
lationsgerichtsrat in Insterburg, 1878 Tribunals-
rat in Königsberg und 1879 Oberlandesgerichtsrat
daselbst. 1887 wurde P. als Geb. Iustizrat pen-
sioniert; er lebte dann in Lana in Eüdtirol, jetzt in
Wiesbaden. P. schrieb: "Aus dem Weichseldelta"
(Berl. 1857), "Fragmente aus Italien" (ebd. 1860),
"Schweden, Wisby und Kopenhagen" (Lpz. 1807),
"Aus balt. Landen" (Glogau 1878), "Drei Sommer
in Norwegen" (Lpz. 1881; 2. Aufl. u. d. T. "Som-
merfahrten in Norwegen", 2 Bde., 1884), "Aus dem
heutigen Spanien und Portugal" (2 Bde., ebd.
1884), "Henrik Ibsen" (ebd. 1883), "Balt. Novellen"
(ebd.1884). Außerdemverdeutschte P. Henrik Ibsens
"Gedichte", "Brand", "Peer Gynt" und Björnsons
"Über die Kraft" (in Reclams "Universalbiblio-
thek"), auch "Norweg.Balladen" (Lpz. 1883), "Dich-
tungen von Oswald von Wolkenstcin" <in Neclams