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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Perthes, Justus - Pertz
errichtete Sortimentsbuchhandlung. Die andere ^
gründete derselbe Perthes 1840 mit seinem Sohne !
Andreas Perthes, geb. 16. Dez. 1813 in Kiel, '
gest. 1. Jan. 1890. Letzterer leitete nach des Vaters
Tode bis 1854 beide Geschäfte getrennt, das erstere z
für Rechnung der Erben, vereinigte sie aber dann zu
einem Ganzen und übergab dieses 1874seinem Sohne
Emil Perthes, geb.'21. Mai 1841. Seit 1. Inli ^
1889 ist die Firma im Besitz einer Aktiengesellschaft. !
Der Verlag umfaßt Geschichte, Theologie, Schul- ^
bücher und Iugendschriften, unter den letztern die
der Johanna Spyri und Hey-Speckters "Fabeln" in
zahlreichen Auflagen. Das bedeutendste Unterneb- ^
men ist die "Geschichte der europ. Staaten", hg. von ^
Heeren, Ukert und von Giesebrecht (1829 fg.; bisher -
über 100 Bde.). Daran schließen sich die "Theol.
Studien und Kritiken" (1828 fg.), die "Zeitschrift für ,
Kirchenrecht" (1877 fg.), Herbsts "Encyklopädie der ^
neuern Geschichte" (3 Bde.), "Handbuch, der prak- ^
tischen Theologie", "Perthes' Handlerikon für evang.
Theologie" (3 Bde.) u. a. Die Vuckdruckerei, 1874
errichtet, hat 5 Pressen, Stereotypie, Stahl- und
Kupferdruckerei und 62 Personen.
Perthes, Iustus, Verlagsbuchbandlung und
Geographische Anstalt in Gotha, gegründet 1785
als Verlagsgeschäft von Joh. Georg Iustus
Perthes (geb. 11. Sept. 1749 als Oheim von
Friedr. Christ. Perthes >^s. d.), gest. 1. Mai 1816),
ging über an dessen Sohn Wilhelm Perthes
(geb. 18. Juni 1793, gest. 10. Sept. 1853), der den
Grund zum kartogr. Verlag legte, und dann an des
letztern Sohn, Bernhard Wilhelm Pertbes,
geb. 3. Juli 1821, Teilhaber seit 1845, gest. 27. Okt.
1857. Es wurde bierauf für Rechnung der Witwe
des letztern verwaltet von Rudolf Beffer (gest.
1883) und Adolf Müller (gest. 1880) und ist seit
1881 im Besitz von Bernhard Wilbelms Sohne,
Bernhard Perthes, geb. 16. Juli 1858. Die
geogr. Anstalt wurde 1854 errichtet und hat mit
ihren 1855 begonnenen "Mitteilungen", zuerst hg.
von A. Petermann, Weltruf erlangt. Andere Ver-
lagswerke sind: der "Gothaische Hofkalender"
(1785 fg.), das "Taschenbuch der grüfl. Häuser"
(1827 fg.), das "Taschenbuch der freiberrlichen Häu-
ser" (1840 fg.), Kartenwerke von Stieler, Heinr.
Verghaus, Spruner, Sydow, Meute, Langhans, der
"Taschenatlas", der "Seeatlas", der "Staatsbürger-
atlas", der"^tw3 antiquu"", letztere vier in kleinem
Format, der "Deutsche Kolonialatlas", der "Kleine
Handelsatlas", das "Geogr. Jahrbuch", hg. von
Bebm und Wagner u. a. Das Haus hat eine eigene
Stein- und Kupferdruckerei. - Vgl. Iustus Perthes
in Gotha (Gotha 1885; zum 100jährigen Jubiläum).
Perthtt, ein nach dem Fundorte Pertb in Canada
benanntes Mineral, das einelamellare Verwachsung
von rötlichbraunen (durch Eisenglanzflitterchen ge-
färbten) Kalifeldspat mit weißem Natronfeldspat
(Albit) darstellt, wobei die Längsflächen beider pa-
rallel sind. Der Kalifeldspat ist entweder monokliner
Orthoklas oder trikliner Mikroklin. In mikroskopi-
scher Kleinheit (Mitroperthit) kommen derartige
Verwachsungen, die sich dann als eine feine Fase-
rung des Kalifeldspats oder als eine Erfüllung des-
selben mit spindelförmigen Albitkörperchen kund-
geben, weit verbreitet in krystallinischen Schiefern,
namentlich in Gneisen und Granuliten vor.
Pertknax, Publiuö Helvius, röm. Kaiser, geb.
1. Aug. 126 n. Chr. als Sohn eines Holzhändlers
in Ligurien, kämpfte untsr Marcus Aurelius im
Parthcrkriege, in Britannien und an der Donau,
verwaltete 180-182 die Provinz Syrien, seit 185
Britannien und war Präfekt von Rom, als Kaiser
Commodus (s. d.) 31. Dez. 192 n. Chr. ermordet
wurde. Der Senat erbob ihn zum Kaiser, doch er-
regte er durch seinen Ernst und seine Sparsamkeit
die Unzufriedenheit der Prätorianer, die ihn bei
einem Aufstande 28. März 193 ermordeten.
Pertinenzien (lat.), Nebensachen, welche bei
rechtlichen Verfügungen über die Hauptsache als
mit inbegriffen gelten, s. Zubehör.
Pertisau, s. Achensee.
Pertuis (spr. -tüih), Stadt im franz. Depart.
Vauclusc, Arrondissement Apt, an der Löze bei
deren Mündung in die Durance und an den Linien
Avignon-P. (77 kni) und Grenoble-Marseille der
Pans-Lyon-Mittelmeerbahn, hat (1891) 4037, als
Gemeinde 4927 E., College, Hospital; Seidenmül-
lerei, Fabrikation von Nudeln und Äther, Krappbau-
Reste alter Befestigungswerke. P. (?6rw8imn) kam
1208 mit der Grafschaft Forcalquier an die Provence.
Perturbation (lat.), Verwirrung, s. Störungen.
?srtu88i3 (lat.), der Keuchhusten.
Pertz, Georg Heinr., Geschichtsforscher, geb.
28. März 1795 zu Hannover, studierte seit 1813
Philologie und Geschichte in Göttingen, wo er sich
1818 durch seine "Geschichte der merowing. Haus-
meier" (Hannov. 1819) die philos. Doktorwürde er-
warb. Für die vom Freiherrn von Stein errichtete
Gesellschaft für ältere deutfche Gefchichtskunde über-
nahm P. die Bearbeitung der merowing. und
karoling. Geschichtschreiber und machte zu diesem
Zweck 1820 - 23 eine wissenschaftliche Reise durck
Deutschland und Italien. 1823 zum Sekretär am
königl. Arcbiv zu Hannover ernannt, erhielt er bald
darauf die Leitung des großen Quellenwerkes der
deutschen Geschichte des Mittelalters, der "Nonu-
ni6nta (^6rmania6 kistorica" (s. d.). P. wurde
königl. Bibliothekar und Archivrat in Hannover,
später Mitglied des Oberschulkollegiums sowie
Historiograph des Gesamthauses Braunschweig-
Lüneburg. 1832-37 redigierte er die von ihm ge-
gründete "Hannoversche Zeitung" und ging 1842
als Oberbibliothekar und Geh. Regierungsrat nach
Berlin. 1874 legte er sein Amt und die Leitung
der "Nonunißnw" nieder und starb 7. Okt. 1876 in
München. Aus den "NonumentH" ließ er eine
Auswahl der vorzüglichsten Quellen: " scriptoreZ
i'6i'uin F6i'inanicai'uin in N8nni 8e1w1aruin", be-
sonders abdrucken und die wichtigsten derselben
u. d. T. "Die Geschichtschreiber der deutschen Vor-
zeit" (Berl. 1847 fg.) in Übersetzung erscheinen, gab
anck das "Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschicktskunde" (Bd. 5-11, Hannov. 1824-58)
sowie mit Grotefend Leibniz' "Gesammelte Werke"
(ebd. 1843-47) heraus. Endlich veröffentlichte P.
das "Leben des Ministers Freiherrn vom Stein"
(6 Bde., Berl. 1849-55; Auszug: "Aus Steins Le-
ben", 2 Bde., ebd. 1856) sowie die "Denkschriften
des Ministers Freiherrn vom Stein über deutsche,
insbesondere preuß. Verfassung" (ebd. 1848) und das
"Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von
Gneisenau" (Bd. 1-3, ebd. 1804-67; Bd. 4 u. 5,
bg. von H. Delbrück, 1880-81). 1853 gab P. den
ersten Band der "Handschriftenverzeichnisse" der
königl. Bibliothek zu Berlin heraus, über deren Ve-
reickerung und Verwaltung er in mehrern Schrif-
ten Bericht erstattet hat. - Vgl. Waitz, G. H. P. und
die Nonumknta. Oermaniae kiäwrica (im "Neuen