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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1053

Peru (Republik)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Peru'

1532 Besitz von Cajamarca. Das Unternehmen wurde durch den Krieg zwischen Atahualpa und Huascar, den Söhnen des Inka Huayna Capac, nicht wenig unterstützt. Atahualpa wurde Nov. 1532 von den Eindringlingen gefangen und Aug. 1533 hingerichtet und das Reich bis Cuzco erobert. Inzwischen brach zwischen Almagro und Pizarro ein Kampf aus, worin beide ihren Untergang fanden. Pizarros Bruder erklärte sich von Spanien unabhängig, wurde aber 1548 besiegt und hingerichtet. Ein neuer Aufstand der Eroberer in den Südprovinzen, der nach 13monatigem Kampfe 1554 unterdrückt wurde, beschloß den ersten Zeitraum der blutigen Geschichte P.s, das nunmehr als span. Vicekönigreich organisiert und in derselben Weise ausgebeutet wurde wie die übrigen span. Kolonien in Südamerika. Als die Erhebung gegen das Mutterland begann, unternahmen die zuerst sich empörenden Republikaner der La Plata-Staaten 1810 auch einen Zug zur Vertreibung der Spanier aus P. Es folgte ein langer, mit wechselndem Glück in Oberperu und Tucuman geführter Krieg, in dem zuletzt die Spanier, obgleich siegreich, 1820 Oberperu aufgeben mußten, um den von Chile aus unternommenen Angriffen des Lord Cochrane und des Generals San-Martin zu begegnen und die auch in den Nordprovinzen ausbrechenden Aufstände zu unterdrücken. Am 9. Juli 1821 hielt San-Martin seinen Einzug in Lima, und 28. Juli wurde die Unabhängigkeit P.s verkündet und beschworen. Das in das Innere vorgerückte span. Heer schlug zwar 19. Jan. 1823 die Patrioten bei Moquegua, vernichtete ihre Streitkräfte fast vollständig und nahm 18. Juni wieder Besitz von Lima, gab es aber bald wieder auf, um dem von Bolivar geführten columbischen Heere entgegenzutreten. Dem columbischen General Sucre gelang es, die Nordarmee der Spanier auf der Hochebene von Junin 6. Aug. 1824 zu schlagen, sie zuletzt 9. Dez. bei Ayacucho gefangen zu nehmen und hierdurch der span. Herrschaft ein Ende zu machen. Nur Callao hielt sich unter Rodil noch bis zum 22. Jan. 1826. Seitdem bietet die Geschichte P.s lange Zeit nur das Bild von Umwälzungen und Bürgerkriegen, welche die Entwicklung des Landes hinderten. Erst mit dem Regierungsantritt des Präsidenten General Don Ramon Castilla 19. April 1845 trat zum erstenmal eine dauernde Ruhe und die Regeneration des Staates in allen Zweigen der Verwaltung ein. Als 1851 die Amtsdauer Castillas ablief, geschah es seit dem Bestehen der Republik zum erstenmal, daß die Gewalt an den gesetzlich erwählten Nachfolger, den General Don José Rufino Echénique, überging. Die 1852 eingetretene Differenz mit den Vereinigten Staaten von Amerika über das Anrecht auf die an Guano reichen Lobosinseln wurde durch die Vermittelung Englands und Frankreichs beigelegt. Die Lobosinseln wurden der Republik förmlich einverleibt, die willkürlichen Guanoladungen als Raub erklärt. Mit Brasilien kam 18. März 1852 ein Handelsvertrag zu stande, wonach die Schiffahrt auf dem Amazonas für beide Staaten frei sein sollte.

Finanzmaßregeln der Regierung, welche Erleichterung des Staates durch Herabsetzung des Zinsfußes bezweckten, gaben 1853 Anlaß zu einem Aufstande unter dem Kaufmann Domingo Elias und den Generalen Ramon Castilla, Vivanco und San-Ramon. Der Präsident Echénique versprach, um sich zu retten, allen Sklaven die Freiheit, die ins ↔ Regierungsheer eintreten würden, während Castilla 9. Dez. 1854 die völlige Emancipation der Sklaven und Aufhebung der Kopfsteuer der Indianer proklamierte. Das «peruan. Volk» erklärte nun die Regierung Echéniques sowie die Konstitution von 1839 für aufgehoben, und nachdem 5. Jan. 1855 Castilla in der Nähe von Lima einen entscheidenden Sieg gewonnen hatte, ließ er sich zum provisorischen Präsidenten mit diktatorischer Gewalt ernennen und erließ 18. Okt. 1856 eine neue Verfassung. Inzwischen brachen an verschiedenen Punkten Aufstände aus, und im Süden stellte sich General Vivanco an die Spitze der Bewegung. Es gelang jedoch Castilla, seine Feinde zu bewältigen, worauf er 1858 vom Volke zum ordentlichen Präsidenten erwählt wurde. Auch trat im Juli 1860 ein Kongreß zusammen, dessen Verfassungswerk 25. Nov. 1860 veröffentlicht wurde. Ein Grenzstreit führte 1858 zu einem kurzen, ergebnislosen Kriege mit Ecuador. Im Okt. 1862 mußte Castilla die Präsidentenwürde an den Marschall Don Miguel San-Ramon abtreten, der aber schon 3. April 1863 starb. Ihm folgte General Don Juan Antonio Pezet y Rodriguez. Unter ihm kam es zu einem Konflikt mit Spanien. Eine aus baskischen Auswanderern bestehende Kolonie war zu Talambo gewaltthätig angegriffen worden, und die peruan. Legierung hatte die dagegen erhobene Beschwerde unbeachtet gelassen. Da sie sich auch weigerte, mit einem span. Kommissar über die Angelegenheit zu unterhandeln, nahm ein span. Geschwader unter dem Befehl des Konteradmirals Pinzon 14. April 1864 von den Chincha-Inseln Besitz. Jetzt ließ sich die peruan. Regierung auf Unterhandlungen ein, doch verliefen diese resultatlos, worauf 25. Jan. 1865 der Viceadmiral Pareja mit dem span. Geschwader vor Callao erschien und ein Ultimatum übergab. Die Folge war 27. Jan. der Abschluß eines Friedensvertrags, wonach P. die span. Schuldforderungen anerkannte und sich zur Zahlung der Zinsen und zu einer Kriegsentschädigung von 60 Mill. Realen verpflichtete, dafür aber die Chincha-Inseln zurückerhielt. Diese Nachgiebigkeit erregte in P. große Erbitterung, und 28. Febr. erhob sich gegen den Präsidenten Pezet eine Revolution, an deren Spitze der Vicepräsident Canseco trat. Zwar vertrieben die Regierungstruppen 8. Mai die Aufständischen aus den Befestigungen bei Arica; aber bald schloß sich auch ein Teil der Flotte diesen an, mit der sie sich der Chincha-Inseln bemächtigten, und 6. Nov. eroberten sie unter Prado auch Lima. Am 26. Nov. proklamierte eine Volksversammlung Prado zum Diktator, und dieser stellte sich in dem Kriege, der indessen zwischen Spanien und Chile ausgebrochen war, auf die Seite des Nachbarstaates und schloß mit ihm 5. Dez. zu Lima einen Allianzvertrag. Dem Bündnis traten im Jan. 1866 Ecuador und 28. Febr. auch Bolivia bei. Am 14. Jan. 1866 erfolgte die Kriegserklärung der Verbündeten gegen Spanien. Die span. Flottille unter Admiral Nuñez, die die chilen. Häfen Caldera und Valparaiso blockiert hatte, erschien nun vor Callao, das 2. Mai 1866 vier Stunden hindurch beschossen wurde. Die Stadt litt wenig, während die Spanier ihre stark beschädigten Schiffe zurückziehen mußten. Bereits 10. Mai verließ die span. Flottille die peruan. Gewässer. Thatsächlich war hiermit der Krieg zu Ende. Im Juni erfolgte wie in Chile so auch in P. die Ausweisung aller Spanier. Prado, der im Aug. 1867 zum Präsi-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1054.