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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pfalz (Schloß) - Pfalzburg
trag, zufolge dessen die Kurstimme wechselsweise
von Bayern und der P. geführt wcrden sollte.
Ruprecht I. (gest. 1390) verkaufte einen Teil der
Oderpfalz an Kaiser Karl IV., der ihm dagegen die
Kurwürde allein überließ. Er stiftete 1386 die Uni-
versität zu Heidelberg. Sein Nachfolger wurde
Adolfs Sohn, Ruprecht II. (gest. 1398). Dessen
Sohn und Nachfolger, Ruprecht lll., wurde 1400
deutscher König. Seine vier Sohne teilten sich die
väterlichen Lande so, daß Lndwig III. (s. d.) oder
der Bärtige die Kur und die Rhein Pfalz, Jo-
hann die Oberpfalz, Stephan Zweibrücken
und Simmern und Otto Mosbach erhielt. Die
zweite und vierte Linie starben bald aus. Auf Lud-
wig III. folgte 1430 fein Sohn Ludwig IV., 1449
dessen Bruder Friedrich I. (s. d.) der Siegreiche,
!470 Ludwigs IV. Sohn Philipp, 1508'dessen
Sohu Ludwig V. und 1544 des letztern Bruder
Friedrich II., mit dessen Neffen Otto Heinrich, der
seit 1505 die junge P. oder Psalz-Neuburg (s. Neu-
bürg) besah, 1559 die Kurlinie ansstarb. Seine
Lande und die Kur fielen an Friedrich II I. (s. d.) von
der simmernschen Linie; auf diesen folgte 1570 sein
Sohn Ludwig VI., 1583 dessen Sohn Friedrich IV.
und 1010 Fnedrich V. (s. d.), der sich 1019 verleiten
ließ, die von den Böhmen ihm angebotene Krone
anzunehmen, und darüber seine Lande und die Kur-
würde verlor, die von Kaiser Ferdinand II. 1023
seinem Vetter, dem herzog Maximilian l. (s. d.) von
Bayern, übertragen wurden. In der folgenden Zeit
hatte das Land durch die Stürme des Dreißigjährigen
Krieges (s. d., Bd. 5, S. 5031)) schwer zu leiden.
Friedrichs V. Sohn Karl Ludwig (s. d.) bekam durch
den Westfälischen Frieden die Uuterpfalz wieder und
erhielt eine neue, die achte, Kurstelle nebst dem Erz-
schatzmeisteramte; die Oberpfalz aber, der ehemalige
turfürstl. Rang der P. und das Erztruchseßamt
blieben bei Bayern. Doch sollte nach Erlöschen dev
bayr. Mannsstammes die P. wieder in den Besitz
dieses Landes und dieser Rechte kommen. Karl Lud-
wigs Sohn Karl schloß 1085 die simmernsche Linie.
Die Kur und die dazugehörigen Lande sielen nun an
dessen Vetter, den kath. Pfalzgrafen von Neuburg,
Philipp Wilhelm.
Das pfalzgräfl. Haus Neuburg (s. d.) stammte
von des obengenannten Stephan, Pfalzgrafcn in
Simmern, zweitem Sohne, Ludwig dem Schwarzen,
Pfalzgrafen in Zweibrücken, ab, von dessen Enkeln
Ruprecht der Stammvater der veldcnzisthen Linie
wurde, die 1094 ausstarb, während seines Bruders
Ludwig Sohn, Wolfgang von Zweibrückcn, der 1557
die junge P. (Nenburg) kaufte, der Stammvater aller
übrigen pfalzgräfl. Linien wnrde. Von seinen vier
Söhnen stiftete der jüngste, Karl, die birkenfeloische
Linie, der zweite, Johann, die neuzweibrückischc.
Der älteste, Philipp Ludwig, der die Liuie Neuburg
fortpflanzte und durch seine Gemahlin 1009 Herzog
von Iülich und Berg wurde, hatte drei Söhne, von
denen Wolfgang Wilhelm, der 1014 katholisch ward,
Stammvater der Linie Ncuburg, August Stamm-
vater der Linie Eulzbach wurde; der dritte, Johann
Friedrich zu Hilpoltstein, starb 1044 kinderlos. Wolf-
gang Wilhelms Sohn Philipp Wilhelm (gest. 1690)
beerbte 1085 den letzten Kurfürsten simmernscher
Linie, Karl, obgleich mit großem Widersprnche von
dessen Schwester, der Herzogin Elisabeth Charlotte
von Orleans. Ihm folgte unter 17 Kindern sein
Sohn Johann Wilhelm, Herzog von Iülich nnd
Berg, der nach Ableben des letzten Pfalzgrafen
Leopold Ludwig von Veldenz 1694 dessen Land be-
kam, auch im Spanischen Erbfolgekriege, da der Kur-
fürst Maximilian II. von Bayern geächtet war,
1700 die Oberpfalz und die alten .siurrecdte des
Pfalz. Hanfes wiedererhielt, aber 1714 infolge des
Friedens zwifchen Kaiser Karl VI. und Ludwig X I V.
alles, was der Kurfürst von Bayern verloren hatte,
an diesen zurückgeben mußte. Dem kinderlosen Kur-
fürsten Johann Wilhelm folgte 1716 sein Bruder
Karl Philipp, der 1742 ebenfalls ohne männliche
Erben starb, worauf die Kur an die sulzbackischk
Linie kam, indem auf Karl Tbeodor (s. d.) nun alle
kurpfälz., jülichschen und bergischen Lande über-
gingen. Nach dem Tode des Kurfürsten Maximilian
Joseph von Bayern wurden 1777 auch die bayr.
Lande mit den pfälzischen vereinigt, bis anf einen
kleinen Teil, der an Osterreich kam. Kurpfalz trat
wieder in feine alte Kurstelle, die fünfte im kurfürstl.
Kollegium, und in sein altes Erztruckseßamt, wofür
es das Erzschatzmeisteramt an Kurbraunschweig ab-
trat. Dem kinderlos verstorbenen Karl Theodor
folgte 1799 der Herzog von Zweibrücken, Maximi-
lian I. Joseph (s. d.), der infolge des Luneviller
Friedens 1801 die Rheinpfalz zu Gunsten anderer
Fürsten abtreten mußte. Bis dahin dostaud dvc P.
aus 19 Oberümtern und den drei Hauptstädten
Mannheim, Heidelberg und Frankenthal. Die auf
der linken Seite des Rheins liegenden Teile wurden
an Frankreich abgetreten; auf der rechten Seite er-
hielt das Großherzogtum Baden die Oberümter
Vretten, Heidelberg und Ladenburg nebst Mann-
heim; Hessen-Darmstadt die Oberämter Lindenfels,
Utz- oder Otzberg und Umstatt; der Fürst von Lei-
ningen-Dagsburg die Oberümter Boxberg und
Mosbach: Nassau das Amt Caub. Die Pariser
Friedensschlüsse von 1814 und 1815 brachten auch
die jensett des Rheins gelegenen pfälz. Lande wie-
der an Deutschland zurück; den größten Teil davon
erhielt Bayern, das übrige Hessen-Darmstadt und
Preußen. Der bad. Anteil an der Nnterpsalz, wozu
auch die mediatisierten leiningisch-pfälz. Oberämter
gehören, wurde dem Ilnterrheinkreise (seit 1865 in
die Kreise Mannheim, Heidelberg und Mosbach
zerlegt) zngewiesen; der darmstädtische Teil bildet
Bestandteile der Provinz Starkenburg und Rhein-
hessen; der bayr. Anteil gehört zum Regierungs-
bezirk P. (s. Rheinpfalz) und der preuß. Anteil ist
zur Rheinprovinz geschlagen.
Vgl. Frey, Versuch einer geogr.-histor.-statist. Ve
schreibung des königlich bayr. Rheinkreises (4 Bde..
Speyer 1836 - 37); Häusser, Geschichte der rheini-
schen P. (2 Bde., Heidelb. 1845); Nebemus, Ge-
schichte der P. (ebd. 1874); Mchlis, Swdien'zur
ältesten Geschichte der Rheinlande (1. bis 10. Abteil.,
Lpz. 1875 - 88).
Pfalz, Schloß bei Caub' (s. d.).
Pfalzburg, Hauptstadt des Kantons P. (17 988
E.) im Kreis Saarburg des Bezirks Lothringen, bis
1870 Festung, zwischen den von der Zinzel und Zorn
bewässerten Vogesenthälern, an der Nebenlinie P.-
Lützelburg (5,8km) der Elsaß-Lothr.Eisenbahnen, Sitz
eines Amtsgerichts (Landgericht Zabern), Steuer-
amtcs und kath. Dekanats, hat (1890) 4414 E.,
darunter 900 Evangelische und 131 Israeliten, Post
zweiter Klasse, Telegraph, Mittelschule, höhere
Mädchenschule, Lehrerseminar, Laudesarbeitshaus
für Männer und ein gallo-röm. Grabfeld. - P.
wurde an Stelle des Dorfes Einartzhausen 1570
durch den Pfalzgrafen Georg Johann gegründet,