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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pfarrexemtion; Pfarrkirche; Pfarrkirchen; Pfarrmatrikel; Pfarrmesse; Pfarrvikar; Pfau; Pfauen; Pfau (Ludw.)

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Pfarrexemtion – Pfauen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pfarrer'

regiment, sei es durch den Landesherrn selbst (Bayern), sei es durch die Konsistorien (Preußen); dabei findet in mehr oder minder weitem Umfang eine Mitwirkung der Gemeinden statt, über die Rechte der Patrone s. Kirchenpatronat.

Pfarrexemtion, s. Parochialzwang.

Pfarrkirche, soviel wie Parochialkirche (s. d.).

Pfarrkirchen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat 543,29 qkm und (1890) 34109 (16732 männl., 17437 weibl.) E. in 40 Gemeinden mit 1292 Ortschaften, darunter 1 Stadt. –

2) Bezirksstadt im Bezirksamt P., am Rottflusse und den Nebenlinien Neumarkt-P. (34,1 km) und P.-Passau (63,2 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Passau) und Aichamtes, hat (1890) 2631 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph, drei kath. Kirchen, gewerbliche Fortbildungs-, landwirtschaftliche Winterschule, Präparandenschule, städtisches und Distriktskrankenhaus, Waisenhaus, Pfründnerspital, Wasserleitung, Kanalisation, elektrische Beleuchtung, Sparkassen; Jahr-, Pferde- und Hornviehmärkte.

Pfarrmatrikel, s. Matrikel.

Pfarrmesse (Missa parochialis), die Messe, die jeder röm.-kath. Pfarrer an jedem Sonn- und Feiertage für seine Pfarrkinder zu halten verpflichtet ist. Sie ist immer öffentlich und feierlich.

Pfarrvikar, jüngerer Geistlicher, der ein Pfarramt an Stelle des Pfarrers (s. d.) verwaltet oder einem solchen als Amtsgehilfe beigegeben ist.

Pfau, Vogel, s. Pfauen. P. (Pavo) heißt auch ein Sternbild des südl. Himmels.

Pfau, Ludw., Dichter und Kunstschriftsteller, geb. 25. Aug. 1821 zu Heilbronn, studierte in Tübingen, gründete 1847 in Stuttgart das erste polit. Karikaturenblatt in Deutschland, das illustrierte satir. Wochenblatt «Eulenspiegel». 1848 wurde er Mitglied des demokratischen württemb. Landesausschusses und flüchtete, nach der gewaltsamen Sprengung des Rumpfparlaments zu Stuttgart, als polit. Kompromittierter zuerst nach der Schweiz, wurde in contumaciam zu 21 Jahren Zuchthaus verurteilt und ging nach dritthalbjährigem Aufenthalt in Zürich und Bern im Frühjahr 1852 nach Paris. Hier nahm er seine Kunststudien wieder auf. Nach einem längern Aufenthalt in Brüssel, Antwerpen und London kehrte er Ende 1863 nach Deutschland zurück und redigierte in Stuttgart eine Zeit lang das demokratische Hauptorgan, den «Beobachter». Er starb 12. April 1894 in Stuttgart. P. trat zuerst mit «Gedichten» auf (Frankf. 1847; 4. Aufl., Stuttg. 1889). 1848 gab er zu Heilbronn «Stimmen der Zeit» heraus (2. Aufl., Stuttg. 1849), 1849 zu Zürich «Deutsche Sonette auf das Jahr 1850». Pariser Kunststudien nebst kritisch-ästhetischen Abhandlungen enthalten «Freie Studien» (Stuttg. 1865–66; 2. Aufl. 1874). Eine Gesamtausgabe seiner ästhetischen Schriften veranstaltete P. u. d. T. «Kunst und Kritik» (Stuttg. 1888), von denen Bd. 1, 2, 4 u. 6 erschienen: «Maler und Gemälde», «Bild- und Bauwerke», «Freie Studien» (3. Aufl.), «Litterar. und histor. Skizzen» (2. Aufl.).

Pfauen (Pavoninae), eine Unterfamilie der Fasanvögel (s. d.), die sich hauptsächlich durch das mit Augenflecken versehene Gefieder, die sehr verlängerten und eigentümlich gebildeten Bürzelfedern, welche bei dem Männchen einiger Arten einen radförmig ausbreitbaren Schweif ausmachen, durch den befiederten Kopf und einen Sporn von ↔ den verwandten Gattungen unterscheidet, wird im tropischen Asien, in mehrern Arten wild angetroffen. Die P. sind Waldvögel; die einen halten gemeiniglich in Flügen von 40 bis 50 Stück zusammen, andere leben mehr einzeln, alle zeigen sich im Fluge langsam und ungeschickt. Der gemeine Pfau (Pavo cristatus L., s. Tafel: Geflügel, Fig. 33), welcher zum größten Teil goldgrün, an Kopf, Hals und Brust bei den Hähnen blau, goldgrün und violett und unterseits schwarz mit Metallglanz ist, auf dem Kopfe einen Federbusch von dünnschäftigen, nur an der Spitze ästigen Fäden trägt, übertrifft alle übrigen Vögel durch die Pracht seines Schweifs, in den nach der Mythe Juno die Augen des Argus einsetzte und den nur das Männchen besitzt. Nach Europa ist er schon früh gekommen. Er vermehrt sich bei guter Pflege ohne Schwierigkeit, wird 25 J. alt, muß aber vor Winterkälte geschützt werden. Das Weibchen legt im Mai 6–10 strohfarbene, dunkelgefleckte Eier, die man meist durch Haushennen ausbrüten läßt. (Brutzeit 30 Tage.) Er dient nur zum Luxus, da sein Fleisch ungenießbar, seine Stimme widerwärtig und seine Intelligenz sehr beschränkt ist. In der Gefangenschaft haben sich Spielarten ausgebildet, z.B. weiße mit bronzefarbenen oder braunen Flecken gezeichnete; ferner weiße mit dunkelblauem Halse und gewöhnlichen Flügeln; dann völlig weiße, bei denen nur die langen Bürzelfedern Andeutungen der Augenflecken zeigen. Andere Arten sind der schwarzflügelige Pfau (Pavo nigripennes Sclat.) aus Cochinchina, der sich vom gemeinen Pfau durch die schwarzen Flügeldecken unterscheidet. Der aus Java kommende Riesenpfau oder Ährenträger (Pavo spicifer Horst.) hat am Halse schuppenförmig gebildete Federn, die Haubenfedern sind von oben bis unten mit einer Fahne versehen und von ährenförmigem Aussehen, die nackten Wangen hochgelb. Das Weibchen unterscheidet sich durch weniger Glanz und das Fehlen des Schweifes vom Männchen.

In der Pflege gleichen die P. den Hühnern, sie sind auch gegen unser Klima nicht überaus empfindlich und verlangen nur bei großer Kälte einen geschützten Raum. Vgl. E. Säbel, Naturgeschichte und Anweisung zur Züchtung von Perlhuhn, Truthuhn und Pfau (Lpz. 1893). Der Preis für das Paar gemeiner blauer P. beträgt etwa 30 M., für das der gescheckten Abart etwa 90 M., für das der weißen etwa 150 M. Das Paar Schwarzflügelpfauen kostet etwa 150 M., das Paar Ährenträger 300 M.

Von den eigentlichen P. hat man diejenigen Arten, welche zwei bis drei Sporen besitzen und bei denen die eigentlichen Schwanzfedern verlängert sind, als besondere Gattung unter dem Namen Spiegelpfau (Polyplectron) abgesondert. Diese Arten sind gleichfalls sehr schöne Vögel mit Augenflecken des Gefieders, wie der gewöhnliche Spiegelpfau (Polyplectron chinquis Müller, s. Tafel: Hühnervögel II, Fig. 9), welcher Assam, Tenasserim, Birma u.s.w. bewohnt, und der tibetanische Spiegelpfau (Polyplectron thibetanum Jard.), von den Chinesen als Zierde der Landhäuser gehalten. – Zu den P. gehört auch der Argusfasan (Argus giganteus Temm.), ein Sumatra und Borneo bewohnender Hühnervogel von außerordentlicher Schönheit im männlichen Geschlecht. Die Länge des Körpers beträgt etwas über 1m, die der verlängerten Schwanzfedern beim Hahn fast ebensoviel, außerdem sind bei diesem die Federn des Vorder- und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 47.