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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Phoenix; Phonismen; Phönix

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Phonismen - Phoenix

worden, phonelektrische Ströme. Und weil er mit solchen das Zahnrad seines Apparats treibt, so nannte er dieses entsprechend P. R. Je mehr Schwingungen die stromunterbrechende Stimmgabel in der Sekunde macht, desto schneller intermittiert der elektrische Strom, desto schneller rotiert das P. R. Daraus ergiebt sich, daß möglichst gleiche P. R. gleich schnell rotieren müssen, wenn sie einem und demselben phonelektrischen Strom eingeschaltet sind. Die P. R. lassen sich daher anwenden zur Herstellung des Synchronismus, d. i. zur Erlangung der genauesten Übereinstimmung des Ganges zweier oder mehrerer voneinander weit entfernter Uhren oder anderer Mechanismen. Hiervon läßt sich bei den Kopiertelegraphen sowie in der Mehrfachen Telegraphie Anwendung machen. Ferner kann das P. R. wegen seiner schnellen und gleichförmigen Umdrehungen benutzt werden für die Chronographen, dann zur Bestimmung der Schwingungszahl eines Tones u. a. - Vgl. La Cour, Das P. R. (Lpz. 1880).

Phonismen und Photismen (grch.), eigentümliche Doppelempfindungen, die bei einzelnen dazu disponierten Individuen nach Reizung bestimmter Sinnesnerven auftreten, und zwar bezeichnet man als Phonisma eine subjektive Schallempfindung, die durch die Reizung eines andern Nerven als des Gehörnerven hervorgerufen wird, dagegen als Photisma eine subjektive, durch Reizung eines andern Nerven als des Sehnerven entstandene Lichtempfindung. Nach Fechner giebt es Personen, die mit den Lauten a, e, i, o, ä, ö, ü, ja sogar mit bestimmten Konsonanten den Eindruck einer Farbe, z. B. mit e den Eindruck von gelb oder grün, mit a den von weiß u. s. w. empfangen, wieder andere, auf welche dieselben Laute den allgemeinen Eindruck von Dur oder Moll, mitunter auch den einer einzelnen bestimmten Tonart machen. Auch durch Geruchswahrnehmungen werden bei manchen Personen Farbenvorstellungen hervorgerufen (Geruchsphotismen) und zwar werden im allgemeinen bei angenehmen Gerüchen auch die angenehmen und feinern, nicht gesättigten Farben (Rosa, Lila, Hellblau u. a.) empfunden und umgekehrt. Über die Ursachen und Verbreitung dieser Doppelempfindungen ist nicht viel bekannt; unter 596 Personen fanden Bleuler und Lehmann 45 stärker Behaftete männlichen und 31 weiblichen Geschlechts. - Vgl. Bleuler und Lehmann, Zwangsmäßige Lichtempfindungen durch Schall und verwandte Erscheinungen (Lpz. 1881).

Phönix, neugriechische, unter Kapodistrias 1828-31 geprägte Silbermünze im Wert von 1/6 des span. Thalers, so genannt wegen des darauf eingeprägten Bildes vom Vogel P. Es gab Silberstücke von 1 und 2 P., außerdem seit 1831 auch Kassenscheine von 5, 10, 50 und 100 P.

Phönix, mechan. Musikwerk, s. Musikinstrumente, mechanische.

Phoenix L., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.) mit gegen 12 Arten im tropischen und subtropischen Asien und Afrika. Alle haben schlanke Stämme mit endstündiger Blattkrone, die Blätter selbst erreichen meist eine bedeutende Länge und sind stets gefiedert, die einzelnen Fiedern am Grunde zusammengefaltet. Die Blüten sind zweihäusig, die männlichen haben ein dreizähliges Perigon und sechs Staubgefäße, die weiblichen besitzen drei Fruchtknoten, von denen aber nur einer zur Ausbildung kommt und dann eine einsamige fleischige Frucht von gewöhnlicher Pflaumengröße darstellt.

Die wichtigste Art ist die Dattelpalme, P. dactylifera L. (s. Tafel: Palmen I, Fig. 4). Ihre Heimat ist nicht genau bekannt; einige Forscher nehmen an, daß P. spinosa Thon., die hauptsächlich im obern Nilgebiet vorkommt und ebenfalls eßbare Früchte hat, die Stammart der Dattelpalme sei. Nach andern dagegen soll sie in den Oasen der Wüstengegenden Nordafrikas heimisch sein; wieder andere nehmen an, daß sie aus Arabien oder Mesopotamien allmählich als Kulturpflanze nach Nordafrika verbreitet worden sei. Jedenfalls ist die Dattelpalme schon seit sehr langer Zeit eine wichtige Kulturpflanze, die für die Wüstengegenden Nordafrikas und des südwestl. Asien dieselbe Bedeutung hat, wie etwa die Kokospalme für viele Südseeinseln, indem sie fast allein die Bewohnbarkeit jener Länderstrecken bedingt. Ihre jetzige Verbreitung ist zwar eine ziemlich ausgedehnte, doch wird sie als Fruchtbaum, d. h. zur Gewinnung der Datteln, eigentlich nur in Nordafrika, Arabien, Mesopotamien und im südl. Teil Persiens sowie im Pandschab kultiviert. Im südl. Europa, besonders in Spanien und an der Riviera, wo sie ihre Nordgrenze erreicht, werden zwar die Früchte ebenfalls reif, sind aber nur wenig zuckerhaltig.

Der Stamm wird gewöhnlich zwischen 15 und 25 m hoch, kann aber auch eine Höhe von 50 m erreichen; er trägt an seiner Spitze eine Krone von etwa 40-80 gegen 3 m langen Blättern und mehrere Blütenstände, von denen die weiblichen bis zu 200 und mehr Früchte entwickeln, so daß eine ausgewachsene Palme jährlich gegen 2 Ctr. Datteln liefern kann. Den größten Ertrag liefern die Bäume zwischen dem 35. bis 100. Jahre, im höhern Alter nimmt derselbe allmählich wieder ab. Die Früchte (Datteln) sind rundlich oder länglich-oval, etwa pflaumengroß und blaßgelb bis hochrot und braun; unter ihrer dünnen glatten Schale haben sie ein süßes, saftiges Fruchtfleisch. Der Same ist länglich, an beiden Enden zugespitzt und besitzt ein hartes, hornartiges Eiweiß, dessen Zellen reichlich Fetttröpfchen enthalten. Die Fortpflanzung geschieht gewöhnlich durch Wurzelschößlinge. Infolge der langen Kultur haben sich zahlreiche Varietäten gebildet, die hauptsächlich in der Größe und Farbe der Früchte voneinander abweichen. In einzelnen Oasen Nordafrikas sind allein gegen 40 Abarten beobachtet worden. Die geschätzteste Sorte ist die von Gomera an der Nordküste Afrikas, die große kernlose Früchte besitzt.

Die Datteln (als Dactyli früher offizinell) bilden das Hauptnahrungsmittel für die Bevölkerung vieler Gegenden Nordafrikas, Arabiens und Persiens, und aus den angegebenen Zahlen erhellt, daß eine verhältnismäßig geringe Anzahl von tragfähigen Bäumen schon als ein bedeutender Besitz gelten kann. Große Mengen von Datteln werden sowohl frisch als getrocknet (zu Dattelbrot zusammengepreßt) in den Handel gebracht und in der verschiedensten Weise zur Herstellung von Gerichten verwendet. Die nach Europa kommenden Datteln, von denen die besten die sog. Königsdatteln aus Tunis sind, werden besonders als Dessertfrüchte benutzt. In einigen Gegenden, besonders in Arabien, wird aus dem ausgepreßten Saft ein Sirup und durch Gärung ein weinartiges Getränk oder auch Essig bereitet. Auch aus dem Saft der Stämme (Dattelhonig) wird eine Art Palmwein gewonnen. Die jungen Gipfelknospen sowie die noch nicht entfalteten Blütenstände werden zur Herstellung von Palmkohl