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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Phonoplex – Phosphor

Phonopléx, eine 1887 von Edison angegebene Anordnung für gleichzeitiges Telegraphieren und Telephonieren auf demselben Drahte. Ein Taster und Morseempfänger für Ruhestrom erhalten als Nebenschluß einen Kondensator, der den Telephonströmen auch dann den Durchgang gestattet, wenn durch den Taster der Stromkreis unterbrochen wird. Ferner ist beim Taster noch ein Elektromagnet mit hoher Selbstinduktion eingeschaltet, der die Morseströme so sehr verflacht, daß das Telephon unempfindlich gegen sie wird. Die für das Telephonieren benutzten Wechselstromstöße sind von so kurzer Dauer, daß sie im Morserelais nicht zu wirken vermögen.

Phonopōre, s. Telephonverkehr.

Phorĭdae, s. Buckelfliegen.

Phorkos, Phorkys, nach der Odyssee ein meerbeherrschender Greis, dem ein Hafen auf Ithaka geweiht war. Nach der Hesiodischen Theogonie war er ein Sohn von Pontos, dem Meergott, und der Erdgöttin, Bruder von Nereus, Thaumas, Eurybia und Keto; letztere wurde durch ihn Mutter der Graien und Gorgonen, die nach dem Vater Phorkīden oder Phorkyāden heißen.

Phorminx, soviel wie Kithara (s. d.).

Phormĭum Forst., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit nur zwei in Neuseeland einheimischen Arten, krautartige, mit kurzem dickem Wurzelstock versehene Gewächse, deren lange schwertförmige Blätter große Festigkeit besitzen. Die weißen oder gelblichen regelmäßig gebauten Blüten sind zu einer reichblütigen endständigen Rispe vereinigt. Die wichtigste Art ist die Flachslilie oder der sog. neuseeländische Flachs, P. tenax Forst. Seine 2‒4 cm breiten Blätter werden oft bis 2 m lang, sind immergrün und liefern wohl unter allen Faserpflanzen die festesten und zähesten Fasern. Sie finden hauptsächlich Verwendung zu gröbern Flechtereien und Webereien, besonders geeignet sind sie für Segeltuche und Taue, da sie selbst bei langem Liegen im Wasser kaum verändert werden. Der Anbau des neuseeländ. Flachses ist in Deutschland nicht möglich, dagegen ist er hier eine sehr beliebte Zierpflanze.

Phorōn, s. Mesityloxyd.

Phoronŏmie (grch.), s. Kinematik.

Phosgēn, Chlorkohlenoxyd, Kohlenstoffoxychlorid, ein sehr stark und widerlich erstickend riechendes Gas, welches sich unter 8° C. zu einer Flüssigkeit verdichtet. Es entsteht durch direkte Vereinigung von Kohlenoxydgas mit Chlor im Sonnenlicht nach folgender Gleichung: CO + Cl₂ = COCl₂. Es ist als das Chlorid der Kohlensäure

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Kohlensäurehydrat Phosgen

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zu betrachten und zersetzt sich bei Berührung mit Wasser in Salzsäure und Kohlensäure. Von Benzol wird das P. reichlich aufgenommen und wird in dieser Lösung zu mancherlei chem. Reaktionen angewendet. In der Technik dient es zur Herstellung einiger Farbstoffe, z. B. von Krystallviolett, Victoriablau, Auramin u. s. w.

Phosgenīt, Mineral, s. Bleihornerz.

Phosphāte, die Salze der Phosphorsäure (s. d.). Über die wichtigsten s. die Einzelartikel Ammoniumphosphate, Calciumphosphat, Eisenphosphate, Magnesiumphosphat, Natrium-Ammoniumphosphat, Natriumphosphat und Superphosphat.

Phosphātsediment, s. Harnsediment.

Phosphātsteine, s. Harnsteine.

Phosphatŭrie (grch.), die reichliche Anwesenheit von phosphorsauren Salzen im Harn. (S. Harnsediment.)

Phosphēn (grch.), subjektive Lichterscheinung, die bei Druck auf den Augapfel infolge der mechan. Reizung des Sehnerven oder der Netzhaut in der Form von lichten oder farbigen Kreisen und Ringen entsteht.

Phosphīn, Chrysanilin, Ledergelb, ein gelber Farbstoff, welcher als Nebenprodukt der Fuchsinfabrikation erhalten wird und der Hauptsache nach das Nitrat des Diamidophenylacridins ist. Unreineres P. kommt als Philadelphiagelb in den Handel.

Phosphīne. Wie sich vom Ammoniak (NH₃) die Amine oder Ammoniakbasen dadurch ableiten, daß die Wasserstoffatome durch organische Radikale, z. B. Alkyle, ersetzt werden, so sind die P. Abkömmlinge des Phosphorwasserstoffs (PH₃). Wie bei den Aminen giebt es primäre, sekundäre und tertiäre P., je nachdem 1, 2 oder 3 Wasserstoffatome ersetzt sind. Als Beispiel seien die Methylphosphine angeführt:

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primär: sekundär: tertiär:

PH₂·CH₃ PH(CH₃)₂ P(CH₃)₃

Methylphosphin Dimethylphosphin Trimethylphosphin

(gasförmig) (flüssig, Siedepunkt 25°) (Siedepunkt 41°)

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Die P. sind nur sehr schwache Basen; die primären P., als die schwächsten, geben keine wasserbeständigen Salze mit Säuren. Wie der Phosphorwasserstoff sind sie leicht entzündlich; die primären und sekundären entzünden sich schon in Berührung mit Luft. Alle P. besitzen einen äußerst unangenehmen, starken, betäubenden Geruch. Bei vorsichtiger Oxydation nehmen sie Sauerstoff auf und gehen in Säuren oder Oxyde über. Die obenerwähnten P. geben dabei die folgenden Verbindungen:

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(CH₃)PO(OH)₂ Methylphosphinsäure, paraffinähnlich,

(CH₃)₂PO(OH) Dimethylphosphinsäure, paraffinähnlich,

(CH₃)₃PO Trimethylphosphinoxyd, krystallinisch.

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Ebenso wie die tertiären Amine gehen die tertiären P. Verbindungen mit Alkyljodiden ein und geben Phosphoniumjodide, z. B. P(CH₃)₄J, welche durch Alkalien wie die Ammoniumverbindungen nicht zersetzt werden. Durch feuchtes Silberoxyd gehen sie in Phosphoniumbasen über, z. B. P(CH₃)₄·OH, welche stark basische Eigenschaften besitzen und sogar mit schwachen Säuren, wie Kohlensäure, Salze liefern.

Phosphīte, die Salze der Phosphorigen Säure (s. d.).

Phosphonĭum, ein dem Ammonium entsprechendes chem. Radikal von der Zusammensetzung PH₄. (S. Phosphorwasserstoff und Phosphine.)

Phosphonĭumbasen, s. Phosphine.

Phosphonĭumjodīd, s. Phosphorwasserstoff und Phosphine.

Phosphor (chem. Zeichen P; Atomgewicht 31), ein einfacher, von Brand in Hamburg 1669 zufällig im Harn entdeckter, von Kunkel 1674 ebenfalls aus demselben dargestellter, für gewöhnlich nicht metallischer Körper, der erst vollständiger bekannt und untersucht wurde, seit Jahn und Scheele 1769‒71 gezeigt hatten, daß man ihn leichter und in großer Menge aus Knochen gewinnen kann. Ebenso wie im Harn, so findet er sich in Form von Phosphorsäure in verschiedenen Mineralien, wie