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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pillon; Pilmasschnitter; Pilocarpus; Pilokarpin; Pilot; Pilot-charts; Pilote; Pilotieren; Piloty

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Pillon - Piloty

Revolution abgegeben, die als Grundlage der ersten Koalition gegen Frankreich gilt. - Vgl. von Minckwitz, Geschichte von P. (Dresd. 1893).

Pillon (spr. -lóng), Col de, fahrbarer, 1550 m hoher Paß zwischen der Wildhorngruppe und der Simmengruppe der Freiburger Alpen, am Nordfuß des Oldenhorns (s. Diablerets), verbindet das Ormontsthal im schweiz. Kanton Waadt mit dem obern Sagnethal im Kanton Bern.

Pilmasschnitter, Dämon, s. Bilwis.

Pilocarpus Vahl., Pflanzengattung aus der Familie der Rutaceen (s. d.). Von den wenigen hierher gehörigen, im tropischen Amerika und Ostindien einheimischen Sträuchern ist die Stammpflanze der offizinellen Jaborandiblätter (Folia Jaborandi), der brasilische P. pennatifolius Lemaire, wichtig. Der wirksame Bestandteil der Blätter, die im Aufguß als kräftiges schweiß- und speicheltreibendes Heilmittel dienen, ist das Pilokarpin (s. d.).

Pilokarpin, eine Verbindung von der Zusammensetzung C11H16N2O2, der wirksame Bestandteil in den Blättern und Zweigen der Jaborandipflanze (s. Pilocarpus), eine weiche, Zähe, klebrige, farblose Masse, welche mit Schwefel-, Salz- und Salpetersäure leicht lösliche, gut krystallisierte Salze bildet. Das salzsaure P. (Pilocarpinum hydrochloricum) wird, subkutan injiziert, als stark schweiß- und speicheltreibendes sowie als pupillenverengerndes Heilmittel vielfach benutzt.

Pilot (holländ.), Steuermann, Lotse. Pilotage (frz., spr. -tahsch'), Steuermannskunst; Lotsengeld; Pfahlwerk.

Pilot oder Lotsenfisch (Naukrates), eine zur Abteilung der Makrelen gehörende Fischgattung, die einen gestreckten, länglichen, mit kleinen Schuppen bedeckten und am Schwänze seitlich gekielten Körper, einen abgestutzten Kopf, eine einzige Rückenflosse und vor derselben mehrere freie unverbundene Strahlen hat. Der gemeine P. (Naukrates ductor L.), der 15-30 cm lang, bläulichweiß, mit drei bis fünf breiten, dunkelblauen Querbändern gezeichnet ist und vier freie Rückenstrahlen besitzt, lebt in den gemäßigten und tropischen Meeren und ist unter den Seeleuten deshalb berühmt, weil er immer als Begleiter größerer Haifische erscheint, für deren Führer er von den Schiffern gehalten wird. Die Alten glaubten, er schwimme den Schiffen voraus, um ihnen den Weg in den Hafen zu zeigen. Was ihn veranlaßt, in so gefährlicher Nähe zu verweilen, ist unbekannt. Nach Mayens Vermutung lebt er von dem Auswurf der Haifische; Hasselquist fand dagegen Fische in dem Magen des P. Der P. ist außerordentlich gefräßig, schnell und nicht leicht zu fangen, liefert aber ein wohlschmeckendes Gericht.

Pilot-charts (engl., spr. peilŏt tscharts), Kartenwerke, in denen die Ergebnisse meteorolog. Beobachtungen auf See für Zwecke sicherer Führung der Schiffe niedergelegt werden.

Pilote (vom frz. pilot), eine nur noch selten vorkommende Bezeichnung für Pfahl.

Pilotieren (frz.), steuern, lotsen; Pfähle zum Grundbau einrammen.

Piloty, Ferdinand, Lithograph, geb. 28. Aug. 1786 zu Homburg in der Pfalz, gest. 8. Jan. 1844 zu München, gab bald nach Erfindung der Lithographie durch Senefelder zusammen mit Strixner eine große Anzahl von Lithographien nach Handzeichnungen alter Meister heraus, sowie von 1815 an ein lithogr. Galeriewerk der Galerien zu München und Schleißheim und seit 1853 zusammen mit Löhle ein gleiches der Alten Pinakothek in München.

Piloty, Ferdinand, Maler, Sohn des vorigen, geb. 9. Okt. 1828 zu München, bildete sich an der Münchener Akademie namentlich unter Schorn, dann unter dem Einfluß seines Bruders. Von seinen Werken sind fünf Wandgemälde im Nationalmuseum zu München, darunter Die Blüte Augsburgs, ferner Die Heerschau der Königin Elisabeth (im Maximilianeum daselbst) und einige Fresken im Rathaus zu Landsberg am Lech hervorzuheben. Viel als Illustrator (Schiller- und Shakespeare-Galerie) thätig, zeichnete und malte er im letzten Jahrzehnt vorzugsweise auch für König Ludwig II. von Bayern; so malte er in der Burg Neu-Schwanstein den Sängerkrieg auf der Wartburg.

Piloty, Karl von, Historienmaler, geb. 1. Okt. 1826 zu München, Bruder des vorigen, erhielt den ersten Kunstunterricht von seinem Vater, machte seit 1841 seine Studien auf der Akademie zu München und übernahm nach dem Tode seines Vaters die Leitung der Kunstanstalt. Als Maler hatte er sich zuerst mit einigen Genrebildern bemerklich gemacht, wie: Die sterbende Wöchnerin (1849) und Die Amme, welche mit ihrem vornehmen Milchkinde ihr eigenes hinsiechendes Kind aufsucht (1853). Der erste größere Auftrag, den er erhielt, ging dahin, in der Reihenfolge histor. Bilder, welche König Maximilian II. für das Maximilianeum ausführen ließ, den Beitritt des Kurfürsten Max I. zur kath. Liga (1609) zu malen. Das 1854 vollendete Bild bekundet den Einfluß der Belgischen Schule, welche er wie jene des Delaroche 1852 in Antwerpen und Paris kennen gelernt hatte. Den Ruf P.s begründete aber erst sein 1855 gemaltes Meisterwerk: Seni vor der Leiche Wallensteins (in der Neuen Pinakothek zu München; s. Tafel: Deutsche Kunst VIII, Fig. 6). P. wurde Ehrenmitglied der Akademie und 1856 an derselben Professor. Es folgten nun bald nacheinander: Der Morgen vor der Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1857; Schloß Uhlstadt in Franken) und Wallensteins Ermordung (1858). Nach wiederholtem Studienaufenthalt in Paris reifte während einer ital. Reise 1858 die Idee zu dem Bilde: Nero nach dem Brande Roms (vollendet 1860; im Nationalmuseum zu Budapest), welchem später Der Tod Cäsars (1865; Museum in Hannover) folgte. Von P.s Bildern sind ferner zu nennen: Galilei im Kerker (1861; Städtisches Museum zu Köln), Gottfried von Bouillon nach der Einnahme Jerusalems zum Heiligen Grabe wallfahrtend (1861; Maximilianeum in München), Columbus als Entdecker Amerikas (1866; Galerie Schack), Wallensteins Zug gen Eger, Die Äbtissin von Frauenchiemsee vor einer Rotte plündernden Kriegsvolks (1868; Museum zu Königsberg), Maria Stuart empfängt die Verkündigung ihres Todesurteils (1869), Der Dauphin Ludwig XVII. beim Schuster Simon. Nachdem P. 1869 eine Berufung zum Direktor der Berliner Akademie abgelehnt hatte, malte er das große Bild Thusnelda im Triumphzug des Germanicus (1873; Neue Pinakothek in München. Wiederholung im Metropolitan-Museum zu Neuyork). Hieran schließt sich das Riesenbild, in welchem P. im Auftrage der Stadt München die Munichia verherrlicht, umgeben von den hervorragenden Männern, welche die Kulturentwicklung der bayr. Hauptstadt charakterisieren, ein künstlerisches Unternehmen, bei wel-^[folgende Seite]