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Ponciren – Poniatowski
Poncīren (frz., spr. pongß-), Südfrüchte, s.
Citrus (Bd. 4, S. 340a).
Pond, das niederländ. Pfund, seit 1821 = 1 kg.
Ponderabilĭen (lat.), wägbare Naturstoffe im Gegensatz zu den Imponderabilien (s. d.).
Ponderation (lat.), Abwägung, Ausgleichung; in der Bildnerei die Verteilung der Last des Körpers bei der ruhig stehenden Figur auf
die einzelnen tragenden Glieder. (S. auch Spielbein.)
Pondichéry (spr. pongdischerih), verderbt aus
Pudutscheri. 1) Franz. Gouvernement auf Vorderindien, auf der
Koromandelküste innerhalb des brit. Distrikts Süd-Arkat, hat 509 qkm und (1891) 283053 E. Zu P. oder den
Établissements français dans l'Inde (Französisch-Indien) gehören die Territorien P. (290 qkm, 172941 E.),
Janaon (s. d.), Mahé oder Majeli (59 qkm, 9978 E.), Karikal (s. d.) und Chandarnagar (s. d.). –
2) Hauptstadt des Gouvernements P., im Delta des Penna, dessen früher dürre Ebene durch artesische Brunnen
bewässert wird, und an der Bahn nach Madras, zerfällt in die Weiße Stadt der Europäer und die Schwarze Stadt der Eingeborenen, die durch einen
überbrückten Kanal getrennt sind. Die Schwarze Stadt besteht größtenteils nur aus Hütten; die erstere hat schöne Straßen, nach europ. Art gebaute Häuser,
Boulevards, mehrere kath. Kirchen, ein Collège für die englische, Hindustani- und Malabarsprache, mehrere Freischulen, ein Priesterseminar, Bibliothek, ein
Theater, botan. Garten, Gouvernementshaus, Hindutempel und Missionskirche. P. Ist Sitz des Gouverneurs von Französisch-Indien sowie eines apostolischen
Präfekten. Die Stadt hat etwa 40000 E.; Hochöfen, eine Kupferschmelze, Indigofärbereien, Manufakturen für Tischleinwand und Baumwollgewebe, eine
Musterspinnerei und eine offene Reede, deren geringe Wassertiefe, verbunden mit der starken Brandung, eine Landung nur mittels besonderer Flachboote
zuläßt. – P. wurde 1674 nebst einem kleinen Gebiet vom König von Bidschapur an die Französisch-Ostindische Compagnie abgetreten, 1693 von den
Holländern erobert, aber im Frieden von Ryswijk 1697 wieder zurückgegeben. Unter Dupleix widerstand sie 1748 einer Belagerung durch die Engländer,
wurde aber 1761 von den Engländern erobert und zerstört, 1763 zurückgegeben, 1778 abermals von den Briten erobert, 1783 zurückgegeben, doch schon
1793 vom Nawwab von Karnatak und den Briten wieder in Besitz genommen, worauf man die Festungswerke abtrug. Seit 1814 gehört es den Franzosen. –
Vgl. Quennefer, Souvenirs de P. (Lyon 1882).
Pondoland, Hügellandschaft an der Ostküste von Südafrika, mit 10470 qkm und 150000 E. (Kaffern), liegt zwischen Natal,
Ostgriqua- und Tembuland. In den Thälern und Mulden des herrlich bewaldeten Gebirges gedeihen in üppiger Fülle Palmen, Bananen, Orangen, Citronen und
Baumwollstauden. Pferdezucht wird mit Erfolg betrieben, denn die im Kaplande sonst herrschende Lungenseuche existiert hier nicht. Von den Gewässern,
welche von den Drakenbergen der Meeresküste zuströmen, ist der Umzimvubu oder St. Johnfluß der bedeutendste. P. bildete einst mit Ostgriqualand und der
Grafschaft Alfred ein unabhängiges Kafferngebiet, Nomansland, um dessen Besitz sich die Kapkolonie und Natal seit
1844 eifersüchtig bewarben. P. neigte Natal zu und wollte sich ihm 1861 anschließen, aber die ↔ Kapkolonie duldete das nicht. 1876 fiel
Ostgriqualand an die Kapkolonie, die Grafschaft Alfred an Natal; 1884 erwarb die Kapkolonie den Hafen an der Mündung des St. John. Die beiden letzten
Häuptlinge, die in steter Fehde lagen, ließen ihr Gebiet im März 1894 freiwillig der Kapkolonie einverleiben.
Pondukli-Zecchine, Münze, s. Fonduk.
Ponente (ital.), Sonnenuntergang, Westen; besonders gebräuchlich in der Zusammensetzung Riviera di P. (s.
Riviera). Der Gegensatz ist Levante (s. d.).
Ponerolŏgie (grch.), die Lehre von der Sünde. (S. Dogmatik.)
Ponewjesh (spr. -jésch) 1) Kreis im mittlern Teil des russ.
Gouvernements Kowno, an Zuflüssen der Aa und des Njeman, hat 6203 qkm, 211708 E., Litauer und Letten; Acker- und Flachsbau. –
2) Kreisstadt im Kreis P., an der Newjesha und an der Linie Kalkuhnen-Radziwilischki der Libauer Eisenbahn, hat (1890)
17883 E. (gegen 8000 Juden), 25 kath., 7 evang., 1 russ. Kirche, 15 israel. Betschulen, Realschule, Lehrerseminar, Kreditgesellschaft; Handel mit Flachs,
Zuckerrüben und Früchten nach Riga.
Ponfick, Clemens Emil, Patholog, geb. 3. Nov. 1844 zu Frankfurt a.M., studierte zu Tübingen, Freiburg und Heidelberg Medizin, war
1868–73 Assistent Virchows am pathol. Institut der königl. Charité zu Berlin, wurde 1873 ord. Professor der allgemeinen Pathologie und pathol. Anatomie
und Direktor des Pathologischen Instituts in Rostock, 1876 in Göttingen und 1878 in Breslau, wo er noch thätig ist. Seine wichtigsten Arbeiten sind: «Über die
pathol.-anatom. Veränderungen bei tödlich verlaufenden Erysipelen» (1868), «Über Fettherz» (1873), «Über die Todesursache bei tödlichen Verbrennungen»
(1874), «Experimentelle Beiträge zur Lehre von der Transfusion» (1875), «Über die Verbreitungswege der Tuberkulose» (1877), «Die Aktinomykose des
Menschen, eine neue Infektionskrankheit» (Berl. 1882), «Über die Gemeingefährlichkeit der eßbaren Morchel» (1885), «Experimentelle Beiträge zur
Pathologie der Leber» (1889–94).
Pongau, Landschaft im österr. Herzogtum Salzburg, aus der alten Einteilung des Landes in vier Gaue (Flachgau, Pinzgau, P. und
Lungau) entstanden, entspricht der heutigen Bezirkshauptmannschaft Sankt Johann (s. d.). Das P. wird von der Salzach durchflossen (s.
Pinzgau) und umfaßt auch das Gasteiner und das Arl-Hochthal.
Pong-Hu, Pescadores oder Fischerinseln, chines.
Inselgruppe in der Formosa von der Provinz Fu kien trennenden Fukienstraße, 20–23 Inseln, mit steilen Ufern, von Riffen umgeben, nicht fruchtbar, von
Fischern bewohnt. 1885 wurden sie von den Franzosen besetzt und nach dem Friedensschlusse durch den Statthalter von Formosa befestigt. Zwischen den
beiden größten liegt ein guter Hafen.
Poniatowski, eine fürstl. Familie in Polen, die ihren Ursprung von dem alten ital. Geschlecht der Torelli ableitet. Den Glanz des
Geschlechts begründete Stanislaus P., geb. 1677, der während des Nordischen Krieges sich an Stanislaus Leszczynski
und Karl XII. anschloß, mit dem schwed. Heer nach Rußland zog und bei Poltawa wesentlich zur Lebensrettung Karls XII. beitrug. Letzterer sendete ihn dann
von Bender aus nach Konstantinopel, wo er den Sultan zum Kriege gegen Rußland zu bewegen wußte. Nach Karls Tode trat er zu August II. über,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 267.