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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Poseidonia; Pösel; Posen

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Poseidonia - Posen (Provinz)

und der Rhea, war der Gott alles Flüssigen, vorzugsweise des Meers, dessen Herrschaft bei der Teilung der Welt unter die drei Söhne des Kronos ihm zufiel. In der Tiefe des Meers hat er seinen Palast, in welchem er mit seiner Gattin Amphitrite (s. d.) thront; mit dieser fährt er über die Wogen dahin in einem von Rossen mit ehernen Hufen und goldenen Mähnen gezogenen Wagen, den die übrigen Meeresgottheiten, Tritonen, Nereiden und die mannigfaltigen Ungeheuer der Meerestiefe umspielen, Scenen, welche von der Kunst häufig dargestellt worden sind (z. B. in einem schönen antiken Relief in der Münchener Glyptothek). Die Poesie und die bildende Kunst haben auch seinen Streit mit Athena um das Land Attika, seine Beteiligung am Trojanischen Kriege zu Gunsten der Griechen, seine Teilnahme am Kampfe gegen die Giganten, endlich seine vielen Liebesverhältnisse, besonders mit Quellnymphen (s. Amymone), behandelt. Die berühmtesten Stätten seines Kultus waren der korinth. Isthmus, die Insel Kalaureia nahe der Ostküste von Argolis und das Vorgebirge Mykale im kleinasiat. Ionien. In der Blütezeit der griech. Kunst wird er dem Zeus ähnlich gebildet, doch mit derberer Muskulatur bei etwas schlankerm Körperbau, mit weniger Majestät und Ruhe im Ausdruck des Antlitzes, häufig stehend mit hoch aufgesetztem Fuße. Seine Attribute sind der Dreizack (d. i. die Harpune der antiken Fischer), mit welchem er das Meer auf wühlt, die Erde erschüttert und Quellen hervorspringen läßt, und der Delphin oder, besonders in altertümlichem Bildwerken, der Thunfisch. (S. beistehende Abbildung.) Das Roß (Symbol der Wellen) galt als sein Geschöpf und spielt daher in den an P. sich knüpfenden Sagen eine große Rolle, wie auch an vielen Orten Griechenlands Wettkämpfe mit Roß und Wagen ihm zu Ehren gefeiert wurden. - Vgl. Gerhard, Über Ursprung, Wesen und Geltung des P. (Berl. 1851); Overbeck, Griech. Kunstmythologie, Bd. 2, Buch 3: Poseidon (Lpz. 1875, mit Atlas).

^[Abb (ohne Titel): Poseidon]

Poseidonia, der griech. Name von Pästum (s. d.).

Poseidonia, Ort am Kanal von Korinth (s. d.).

Pösel, Raum im dithmarsischen Bauernhaus (s. d., Bd. 2, S. 509 b).

Posen, Provinz des preuß. Staates, grenzt im O. an Russisch-Polen und hat 28962,17 qkm Flächenraum. (Hierzu eine Karte: Posen.)

Oberflächengestaltung, Gewässer, Klima. Die Provinz ist ihrer physischen Beschaffenheit nach ein vorwiegend ebenes, einförmiges Flachland (80-120 m Höhe) mit vielen sumpfigen, sandigen und waldigen Strecken, im N. teilweise an den hier ziemlich steil abfallenden uralisch-baltischen Landrücken anstoßend (Eichberge 194 m), im S. von einigen vorgeschobenen Erhebungen des märkisch-schles. Landrückens (Ostra Gora bei Schildberg 247 m) durchsetzt. Hervorragende Berge fehlen, abgesehen von der Lysa Gora (s. d.) südlich vom Eintritt der Warthe in die Provinz. Der größte Teil der Provinz gehört zum Gebiet der Oder, deren größter Nebenfluß, die Warthe, der Hauptfluß ist; andere Flüsse sind die Prosna, Obra, Bartsch, Orla, Netze, Welna, Küddow, Brahe; die Weichsel berührt das Land im NO. nur auf eine kurze Strecke. Die Seen, unter denen der Goplosee im Netzegebiet der größte ist, nehmen etwa 330 qkm ein; sie treten gruppenweise auf, am umfänglichsten in der Gruppe der Netzeseen. Neben dem für die Verbindung zwischen Weichsel und Oder höchst wichtigen Bromberger Kanal (s. d.) und einigen kanalisierten Flußstrecken giebt es größere schiffbare Kanäle nicht, wohl aber viele künstliche Abzugskanäle in den großen Brüchen, welche letztern etwa 500 qkm bedecken und unter denen der Obrabruch der größte ist. Das Klima ist, der östl. Lage entsprechend, kontinental und im ganzen nicht mild; Bromberg hat ein Jahrestemperaturmittel von 7,7° C., P. ein solches von 8° C.; der Mangel an größern Höhenzügen und die nach den Ebenen Rußlands hin offene Lage der Provinz bewirken, daß auch die Regenmenge mäßig ist (in Bromberg 67, in P. 65 cm mittlere jährliche Niederschlagshöhe).

Bevölkerung. Die Provinz hat (1890) 1751642 (839658 männl., 911984 weibl.) E., 165353 bewohnte, 1467 unbewohnte Wohnhäuser, 1679 andere bewohnte Baulichkeiten, 346630 Haushaltungen und 851 Anstalten mit 32519 Insassen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1164067 Katholiken, 542013 Evangelische, 1077 andere Christen, 72 Dissidenten und 44346 Israeliten; der Staatsangehörigkeit nach 1750179 Reichsangehörige, 1147 Reichsausländer und 316 andere. Der Muttersprache nach sind die meisten Bewohner Polen, Masuren und Kassuben mit Ausnahme von 692172 Deutschen.

Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche kamen (1893) auf Acker- und Gartenland 1806722, Wiesen 233197, Weiden und Hutungen 107525, Öd- und Unland 35948, Forsten und Holzungen 573402 (meist Nadelholz, 88,3 Proz.), Haus- und Hofräume 25553, Wegeland, Gewässer u. s. w. 113951 ha. Die ausgedehnte Landwirtschaft beruht vorzugsweise auf dem Großbetrieb, welcher dem relativen Umfange nach fast demjenigen der Provinz Pommern gleichkommt; 58,5 Proz. der gesamten Wirtschaftsfläche entfallen auf Wirtschaften mit 100 und mehr Hektar Anbaufläche. Der Großgrundbesitz befindet sich etwa je zur Hälfte in den Händen von Deutschen und des poln. Adels. Guter und fruchtbarer Boden findet sich in weiten Strecken der Warthe- und Netzeniederung und in den durch Melioration und Entwässerung für die Kultur gewonnenen Bruchflächen, hauptsächlich also in der Mitte und im östl. Teile der Provinz; der vorzügliche Weizenboden im Kreis Inowrazlaw und in den angrenzenden Kreisen liefert den ausgezeichneten kujawischen Weizen; sandige und weniger fruchtbare Strecken sind an der schles. und brandenb. Grenze vorherrschend. Die Provinz ist ein ausgezeichnetes Getreideland und erzeugt namentlich zur Ausfuhr sehr viel Roggen (bebaute Fläche 1893: 566369 ha), Kartoffeln (257561), Weizen (106262), Hafer (141197), Gerste (83198 ha), Rübsen; Hopfenbau wird bei Neutomischel in bedeutendem Umfang betrieben. Der Ernteertrag belief sich (1893) auf 594667 t Roggen, 129548 t Weizen, 75240 t Gerste, 85469 t Hafer, 2377427 t Kartoffeln und 389433 t Wiesenheu. Auch die Viehzucht ist von Belang;