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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Poti - Potocki (Familie)
- 48; 2. Aufl. 1861 -62). Lebensbeschreibungen
P.s verfaßten Dupin (Par. 1828) und Fre^mont
(Orleans 1859).
Poti, türk. I^ia-l^cn, befestigte Hafenstadt im
Kreis Sugdidi des russ. Gouvernements Kutais in
Transkaukasien, in niedriger fumftsiger Gegend, an !
der Mündung des Nion ins Schwarze Meer und
an der Linie P.-Samtredi der Transkaukasischen
Emndcchn, hat (1890) 5201 E., Kirche, Kreditgesell' !
schaft, ungenügenden Hafen, in den (1892) 99 Dampf- >
schiffe (darnnter 88 englische) mit 119 086 t und 400 !
russ. Schiffe mit 4^ Mill. Pud Waren einliefen.
Ausgeführt werden: Manganerz (7,7 Mill.), Mais
(5,7 Mill.) und Nutzholz '(31500 Pud). In der
Nahe lag das alte Phasis. Die Festung wurde
1578 von: Sultan Murad III. erbaut. P. kam
1829 zu Ruhland.
Pottdiia, im Altertum eine Kolonie der Korin-
ther, die durch den Fürsten Periander (627 - 585
v. Chr.) auf der fchmalen Landenge der macedon. >
Halbinsel Pallene gegründet wurde. V. verteidigte
sich 479 v. Chr. glücklich gegen die Perser unter
Artabazos. Der Abfall der Stadt von Athen (432)
wirkte entscheidend mit zum Ausbruch des Pelo-
ponnesischen Krieges; die 429 v. Chr. von den Athe-
nern wiedereroberte und mit attischen Ansiedlern
besetzte Stadt wurde 356 durch den König Philipp II.
von Macedonien zerstört, auf ihren Trümmern aber
nach 316 v. Chr. durch König Kassander Kassandreia
angelegt. ^- I^ivei-i s. Saturation.
?otio (lat.), das Trinken, der Trank; über die
I>otior tempöro, potior Hnrs (auch ?rior
Winz)ur6u.s. w.), "früher in der Zeit, früher imNecht",
lat.Sprichwort; unfer: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Potiphar, im 1. Buch Mose der Herr Josephs,
der auf die falsche Auschuldigung seines Weibes
diesen in das Gefängnis werfen ließ. Potiphera
ist ebenda der Name des Schwiegervaters des Jo-
seph, eines Priesters vonHeliopoiis. Die Personen
sind verschieden, die Namen identisch, wie sie auch
von der Septuaginta gleich wiedergegeben wer-
den. Beide bedeuten: "dem (Sonnengotts) Ra ge-
weiht". Der hebr. Text scheint die Verschiedenheit
beider Formen zu benutzen, um die Verschiedenheit
der Personen hervorzuheben.
Potiriokalymma (grch.), s. ^31^3I)6i.
Potocki (fpr. -tötzki), eine poln. Familie, deren
Stammschloß Potok in der ehemaligen Woiwod-
schaft Krakau lag und der noch gegenwärtig sehr be-
deutende Herrschaften, besonders in Galizien und
der Ukraine, angehören. Vom 16. Jahrh, an beklei-
deten viele Mitglieder dieser Familie die höchsten
Staats- und Kirchenwürden in Polen. - Graf
Stanislaw Felix P., geb. 1745, Großfeldherr
der poln. Artillerie, nahm an den poln. Unruhen
von 1788 teil und stiftete zum Sturze der Verfassung
vom 3. Mai 1791 mit Gleichgesinnten die Targo-
witzer Konföderation. Nach dem Auftreten Ko-
sciuszkos 1794 floh er nach Petersburg. Das
höchfte Ge^cht der Republik verurteilte ihn als
Verräter des Vaterlandes zum Tode. Sein Ver-
mögen wurde eingezogen und fein Bildnis an den
Galgen geschlagen. Suworows Siege vereitelten
jedoch diese Beschlüsse, und Katharina ernannte P.
1795 zum russ. General 6n cktif. Doch lebte er
meist auf feinen Gütern und starb 1805. Von sei-
nen Söhnen nahm Wladimir P., geb. 1789, im
poln. Heere 1809 Anteil an dem Feldzuge gegen
die Österreicher und starb 1811 als Oberst.'
Graf Ignacy P., geb. 1751, Großmarschall von
Litauen, war einer der Begründer der Konstitution
vom 3. Mai 1791, für die er auch den König Sta-
nislaus August zu gewinnen wußte. Als die russ.
Truppen vordrangen, suchte er am Berliner Hofe
vergebens Hilfe, flüchtete dann nach Dresden; feine
Güter wurden konfisziert. Der Aufstand Kosciuszkos
1794 rief ihn nach Warschan zurück, wo er mit der
Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauf-
tragt wurde. Im Vertrauen auf die mit Suworow
abgeschlossene Kapitulation von Warschau blieb er
in der Stadt, wurde aber verhaftet und als Staats-
gefangener nach Schlüsselburg abgeführt. Paul I.
gab ihm 1796 die Freiheit wieder. Erst feit 1806
trat er wieder ins öffentliche Leben ein. Er hatte
sich an der Spitze der Abgeordneten des Herzog-
tums Warschau zu Napoleon nach Wien begeben,
als er 30. Aug. 1809 starb.
Graf Staniflaw Kostka P., des vorigen
Bruder, geb. 1752, Zeichnete sich durch seine Bered-
samkeit schon auf den Reichstagen von 1788 und
l.792 aus und zog sich nach dem Untergang Polens
ans sein Gut Willanow bei Warschau zurück. Dort
widmete er sich dem Studium der Künste und den
Wissenschaften und ward Mitbegründer der "Ge-
sellschaft der Freunde der Wissenschaften". Als
1807 das Herzogtum Warschau errichtet wurde,
wurde er Präsident der Erziehungsdirektion, 1815
vom Kaiser Alerander I. zum Minister des Kultus
und des öffentlichen Unterrichts ernannt. Er starb
14. Sept. 1821. Zu seinen vorzüglichsten Schriften
gehört sein Werk über Beredsamkeit und Stil
(4 Bde., Warsch. 1815); ferner eine treffliche Be-
arbeitung von Winckelmanns "Kunst der Alten"
(3 Bde., ebd. 1815).
Graf Jan P., slaw. Geschichtsforscher, geb. 1761,
hielt sich bis 1812 in Petersburg auf, bereiste dann
alle Länder mit slaw. Bewohnern, lebte später in
Podolien und Volbynien und starb 1815. Seine vor-
züglichsten Werke sind: "Vo^^s en 1'urciui6 6t 6u
N^M lait 6n 1784" (Warsch. 1788), "k88ai 8ur
i'iliätoil'L uuiv6l86ii6 6t 1'6c1i6lcli63 8Ul 1k sklNIH-
ti6" (2 Bde., ebd. 1788), "Hi8t0ii6 primitiv6 ä68
P6UP168 ä613. NU8816" (Petersb. 1802), "^I'2^iii6nt8
1ii8t0I'i(1U68 6t F603lÄpdi(1U68 8ur 1a. 8c^tdi6, In.
8ai-mHti6 6t 168 81HV68" (4 Bde., Vraunschw. 1796),
"(Hroni(iu68, U16I20il68 6t r60li6lcli68 pour 86l"
vir 2.1'di8toil6 Ü6 t(M8 168 P6UPI63 8I3.V68" (Warsch.
! 1793), "V0)^9A6 6an8 1a ZH886'3lrx6", mit Kupfer-
! stichen, die Prillwitzer Altertümer enthaltend (Hamb.
1795), "I1i3t0il'6 ä68 80UV6rN6IN61it3 ä6 ^Vo11iM16,
ä6 ?0äo1i6 6t ä6 01161'3()I1" (Petersb. 1804-5). Alle
diese Werke sind als Matcrialiensammlungen von
Wichtigkeit. P. schrieb nur französisch, und von
jedem seiner Werke sind nur 100 Exemplare ge-
druckt worden. P.s "Vo^H^s äÄN8 168 8t6^p68
ä'^Lti-Hki^n 6t äu (^ucii86" (2 Bde., Par. 1829)
wurden von Klaproth herausgegeben.
Alfred P., österr. Staatsmann, geb. 1817, be-
trat die diplomat. Laufbahn, ward 1861 zum Mit-
glied des Herrenhauses des österr. Neichsrats er-
nannt und zugleich Abgeordneter im galiz. Land-
tage. Im Bürgerministerium war er 1867 - 70
Vtinister des Ackerbaues, darauf vom 15. April
1870 bis 7. Febr. 1871 Ministerpräsident; durch
ihn wurde die Aufhebung des Konkordats veröffent-
licht. Er scheiterte an der Aufgabe einer Versöh-
nung der Nationalitäten, zog sich dann zurück, um
sich der Bewirtschaftung seiner Güter in Osterreich