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Prädikament – Präfekt
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pradier'
Ranges; der Inhalt seiner Gestalten steht jedoch nicht auf gleicher Höhe. – Vgl. Etex,
J. P. Étude sur sa vie et ses ouvrages (Par. 1859).
Prädikamént (lat.), soviel wie Kategorie (s. d.).
Prädikánt (lat.), Prediger, besonders bei den Holländern und Mennoniten;
Hilfsprediger.
Prädikat (lat.), das, was von einem Subjekt (s. d.) ausgesagt wird; auch soviel wie
Titel.
Pradilla (spr. -dillja), Francisco, span. Maler, geb. 1847 zu Villanueva de
Gallago in der Provinz Saragossa, war einer der ersten Pensionäre der span. Akademie in Rom, wo er zur Zeit lebt. Seine
Hauptwerke sind: Johanna die Wahnsinnige begleitet den Sarg ihres Gemahls Philipps des Schönen (1878), Die Übergabe
Granadas an Ferdinand und Isabella (1882; erste Medaille auf der Münchener Ausstellung 1883), Die Messe von Guia (1892).
P. hat in Werken größten Maßstabes und in solchen von miniaturartiger Feinheit sich als ein Meister von höchstem technischen
Können und vollkommener Sicherheit in der Behandlung der Farbe erwiesen und steht in dieser Hinsicht an der Spitze der
koloristischen Malerschule Spaniens.
Prädisponieren (lat.), im voraus für etwas geneigt oder empfänglich machen;
Prädisposition, Anlage besonders zu einer Krankheit.
Prädizieren, ein Prädikat (s. d.) beilegen, etwas aussagen.
Prado (span., «Wiese», «Aue»), die öffentliche Promenadenanlage in span. Städten.
Prädominieren (lat.), vorherrschen, überwiegen; davon das Hauptwort
Prädomination.
Pradt, Dominique Dufour de, franz. Publizist und Diplomat, geb. 23. April 1759 zu Allanches in
Auvergne, war Großvikar bei dem Kardinal-Erzbischof von Rouen, Larochefoucauld, und trat 1789 in die Nationalversammlung,
wo er sich gegen die Reform erklärte. Nach Auflösung der Konstituierenden Versammlung wanderte er nach Hamburg aus, kehrte
nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) zurück und wurde von Bonaparte zum Almosenier, später zum Baron und zum Bischof von
Poitiers ernannt; 1809 erhielt er das Erzbistum Mecheln. 1811 hatte er die Verhandlungen mit dem Papst zu Savona zu leiten;
1812 wurde P. als franz. Gesandter nach Warschau geschickt, handelte hier aber mit Absicht gegen das Interesse Napoleons,
verließ bei Annäherung der Russen Warschau und wurde in seine Diöcese verwiesen. Nun zeigte sich P. offen als Anhänger der
Bourbonen und veröffentlichte einen
«Récit historique sur la restauration de la royauté en France». Nach der zweiten Restauration
gab er sein Erzbistum gegen eine Leibrente auf und widmete sich nun ausschließlich der Publizistik. 1827 trat er als
Abgeordneter von Clermont in die Kammer, wo er sich zur Opposition gesellte. P. starb 18. März 1837 auf seinem Schlosse
Vedrine. Von seinen geistreichen, durch schlagende Polemik und freimütige Opposition sich auszeichnenden Arbeiten sind
hervorzuheben: «Histoire de l’ambassade dans le grand-duché de Varsovie en 1812»
(Par. 1815; 9. Aufl. 1826), die großes Aufsehen erregte, ferner «Du congrès de Vienne»
(2 Bde., ebd. 1815), «Mémoires historiques sur la révolution d’Espagne» (ebd. 1816),
«Des colonies et de la révolution actuelle de l’Amérique» (2 Bde., 1817),
«Les quatre concordats» (3 Bde., 1818–20), ↔
«L’Europe après le congrès d’Aix-la-Chapelle» (1819),
«Le congrès de Carlsbad» (1819),
«De la Belgique depuis 1789 jusqu’en 1794» (1820),
«Du jésuitisme ancien et moderne» (1825) u. s. w. Die meisten seiner Werke wurden
gleichzeitig auch ins Deutsche übersetzt.
Präexisténz (neulat.), das Vorhandensein der menschlichen Seele schon vor der
Erzeugung des gegenwärtigen Körpers. Die Annahme einer P. war ein im Orient sehr verbreitetes Philosophem. Auch griech.
Philosophen, besonders diejenigen, welche eine Seelenwanderung annahmen, bekannten sich zu dieser Ansicht. Bei Plato
erscheint die P., wenn auch in mythischer Darstellung, in der Gestalt eines Seelenfalls aus der himmlischen Heimat. In dieser
Form wurde sie auch unter den Christen namentlich von Origenes vertreten, und in neuerer Zeit haben prot. Theologen sie wieder
aufgenommen, um den Ursprung der Sünde zu erklären.
Praefatĭo (lat.), Vorwort, Vorrede; in der
röm.-kath. Messe (s. d.) das den vierten Teil beginnende Dankgebet.
Praefectura (lat.), ursprünglich das Amt, später der
Gerichtssprengel eines Präfekten. Bis zum J. 90 v. Chr., wo fast ganz Italien das röm. Bürgerrecht erhielt, zerfiel Italien in eine
ganze Reihe solcher Präfekturen (Landstädte, Kolonien, verschiedene Dorfgemeinden), denen die eigene Gerichtsbarkeit
genommen war und von Rom aus verwaltet wurde.
Präfékt (lat. praefectus), bei den Römern Titel
einer ganzen Anzahl von Offizieren, Militär- und Civilbeamten. In der Kaiserzeit hießen so namentlich die unmittelbar vom Kaiser
ernannten Offiziere und Beamten ritterlichen Standes. Aus der Zeit der Republik kennt man von Beamten namentlich die
praefecti jure dicundo, die von Rom aus in die italischen Präfekturen
(s. Praefectura) entsendeten Richter, und unter ihnen wieder besonders die
praefecti Capuam Cumas («die Richter für Capua und Cumä»), außerdem zeitweise den
praefectus urbi als Stadtverweser in Abwesenheit des Oberbeamten und den
praefectus annonae (s. unten), von Offizieren die
praefecti sociorum und equitum, die vom Konsul
ernannten Befehlshaber der bei den Legionen dienenden bundesgenössischen Fußtruppen und Reiter.
Die Kaiser behielten die praefecti cohortis und alae, wie
sie jetzt gewöhnlich hießen, für die Auxiliartruppen bei, außerdem schuf Augustus mehrere neue militärische P., wie die
praefecti castrorum, die Lager- oder in den festen Lagern die Platzkommandanten, die
praefecti classis (Geschwaderchefs). Dazu kamen in der spätern Kaiserzeit noch die
praefecti legionis (Legionscommandeure).
Weit wichtiger war die Errichtung einer Reihe halbmilitär. Verwaltungsämter durch Augustus, die mit P. besetzt wurden. Die
vornehmsten Beamten dieser Art waren die (gewöhnlich zwei, gelegentlich drei)
praefecti praetorio, die Kommandanten des kaiserl. Hauptquartiers und die Befehlshaber der
Garden (s. Prätorianer), deren Stellung aber bald zu einer Art Reichskanzleramt, sogar zu einer Art
Vicekaisertum auswuchs. Seit dem 2. Jahrh. n. Chr. begann das Amt mehr und mehr den militär. Charakter abzulegen; in der
Diocletianisch-Konstantinischen Monarchie wird es reines Civilamt. Damals waren vier
praefecti praetorio als Generalstatthalter der vier großen Reichsteile vorhanden. – Andere
wichtige, durch Augustus ge-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 348.