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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Preßkohlen - Preßluftgründung
immer der Mantel des Geschosses in seiner ganzen
Länge beteiligt, sondern es sind hierzu meist nur
zwei oder sogar nur eine ringartige Wnlst des Ge-
schosses bestimmt. Die P. ist bei den neuern Feuer-
waffen fast ausschließlich in Anwendung (s. Geschütz,
Bd. 7, S. 913d).
Preßkohlen, Preßsteine, Kohlenziegel,
ein Heizmaterial, bestehend aus ziegelformigen festen
Formstücken, die aus Kohlenklein oder Fcinkohle
durch Pressung hergestellt werden. Die Fabrikation
ist verschieden für Braunkohlen- und Steinkohlen-
ziegel. Bei erstern unterscheidet man Natzpreß-
steine und Trockenpreßsteine. Die Naß preß st eine
werden durch Pressen der angefeuchteten Braun-
kohlen und Trocknen der naßgepreßten Steine her-
gestellt. Zum Pressen dient fast allgemein die
Hertcl-Schmelzersche Naßpresse, die im Princip den
Mauerziegelpressen gleicht. Das Trocknen der ge-
preßten Steine geschieht an der Luft auf Latten-
gerüsten. Dieser natürliche Trockenprozeß erfordert
große Anlagen, beschränkt die Fabrikation auf die
Sommermonate und liefert sehr unvollkommene
Resultate, da noch bis 40 Proz. Wasser in den
Steinen bleibt, was beim Transport eine tote Last
repräsentiert und den Heizwert der Steine berabzieht.
Dementgegen ist die Fabrikation derTrockcnpreß -
steine, auch Darrsteine oder Briquettes
^Briketts) genannt, bedeutend rationeller, in-
dem sie trocknere und festere Steine liefert und keiner
räumlich so ausgedehnten Trockenanlagen bedarf.
Die Darrsteinfabrikation besteht in einem Sortieren
des Kohlenkleins auf Schüttelsieben, einem Trocknen
in Öfen und dem nachfolgenden Pressen. Die
Schwierigkeit des Verfahrens besteht darin, daß der
Trockenprozeß schwer zu leiten ist, insofern für die
nachfolgende Pressung ein Wassergehalt nötig ist,
der zu der chem. Zusammensetzung in gewisser Be-
ziehung stehen muß. Das Pressen erfolgt auf der
ursprünglich zur Torfpressung konstruierten und für
die Briquettfabrikation entsprechend abgeänderten
Erterschm Presse, bei welcher ein an den Kreuzkopf
einer Dampfmaschine angeschlossener hin und her
gehender Stempel die allmähliche Kompression des
selbstthätig sich nachfüllenden Materials bewirkt.
Zu Braunkohlenziegeln eignen sich nur die mildern
und erdigen Braunkohlen der sächs.-märk. Forma-
tion und die Kohlen des linken Rheinufcrs zwischen
Köln und Enskirchen, während die böhm. Braun-
kohlen für diesen Zweck untauglich sind. Der Heiz-
wert der Braunkohlenbriketts ist 40 - 60 Proz.
höber als der der rohen Kohle.
Während die Braunkohlen die zur Bindung nöti-
gen Stoffe in Gestalt von harz- und paraffinartigen
Körpern selbst enthalten, braucht man zur Herstellung
von Steinkohlenbriquetts ein fremdes Binde-
mittel; als solches wird jetzt ausschließlich Teerpech
verwendet, das in erwärmtem Zustande dem Kohlen-
klein in einem besondern oder mit der Presse ver-
bundenen Mischapparat beigegeben wird und jetzt
in genügender Menge in dem Teer der Kokereien,
der Leuch'tgasfabriken und Hochöfen der Vriquett-
fabrikation zu Gebote steht. Bei den Pressen für
Steinkoblenbriquetts unterscheidet man solche mit
offener Form und solche mit geschlossener Form. Bei
den erstern arbeitet ein Kolben in einem offenen
Cylinder. Das selbstthätig sich nachfüllende Mate-
rial findet an den Cylinoerwandungcn einen so gro-
ßen Widerstand, daß es von dem hin und her geben-
den Kolben tonM^vn^ wnd und als cylindrischer
oder rechteckiger Strang aus einem Mundstück aus-
tritt, um dann durch eine besondere Vorrichtung in
einzelne Stücke zerteilt zu werden. Bei den Maschi-
nen mit geschlossener Form wird ein Stempel in die
Form gedrückt und diese dann durch eine besondere
Vorrichtung entleert. Von diesen Maschinen sind die
Konstruktionen von Mazeline, Middleton-Detomby,
Hanrez, Bie'trix, Couffinhal u. a. gebräuchlich. Auch
die Maschinen zur Herstellung eiförmiger Bri-
quetts gehören hierher. Bei denselben sind auf
dem Umfang zweier sich berührenden Walzen reihen-
weise die halben Eiformen angeordnet. Bei Drehung
der Walzen füllen sich je zwei gegenüber stehende
Höhlungen mit Material und bilden bei der Be-
rührung ein Eierbriquett. Gebräuchlich ist die von
Zinnnermann, Hanrez & Co. erfundene und von
)vouquemberg verbesserte Konstruktionsform. Der
Druck, der beim Pressen auf 1 ycin der Briquett-
oberfläche lastet, beträgt 70-200 k^, das Gewicht
der einzelnen P. bis 10 KZ. - Vgl. Gurlt, Die Be-
reitung der Stcinkohlenbriquetts (Braunschw. 1880);
Iünemann, Die Briquettindustrie und die Brenn-
materialien (Wien 1881); Preissig, Die Preßkohlen-
industrie (Freiberg 1887); Vollert, Der Braun-
kohlenbergbau (Halle 1889).
Preßkuchen, s. Filterprcsse.
Pretzler, Max Robert, forstwirtschaftlicher
Sckriftsteller, geb. 17. Jan. 1815 in Dresden, be-
suchte daselbst die technische Lehranstalt, wurde 1836
Lehrer an der Gewerbeschule zu Zittau, 1840 Pro-
fessor an der forst- und landwirtschaftlichen Akade-
mie Tharandt. 1888 trat er in den Ruhestand und
starb 30. Sept. 1880 in Tharandt. Als ein bahn-
dreckendes, eine neue Schule der forstlichen Wissen-
schaft und Praxis, die sog. Reinertragsschule, be-
gründendes Werk ist sein "Rationeller Waldwirt" zu
betrachten, der in 10 selbständigen Heften (Dresd.
und Lpz. 1858 - 85) erschien. Für die mit Kunze
berausgegebene"Holzmesikunst in ihrem ganzen Um-
fange" (2 Bde., Verl. 1872 u. 1873) bearbeitete P.
als 1. Band die bolzwirtschaftlichen Tafeln. Ferner
schrieb er: "Forstliches Hilfsbuch für Schule und
Praxis" (Dresd. 186!)), als gänzlich umgearbeitete
Auflage der 1857 erschienenen "Neuen holzwirt-
scbastlichen Tafeln"; "Hochwaldideal" (4. Aufl.,
^ neu bearbeitet von Neumeister u. d. T. "Forst-
und Forstbetriebseinrichtung", Wien 1888), mit
zahlreichen Supplementen, sowie viele Tafelwerke.
Seine "Forstlichen Kubierungstafeln" hat Neu-
meister berichtigt und ergänzt und in 7. und 8. Auf-
lage (1891 und 1893) herausgegeben. Erfunden
bat P. den "Mehknecht", ein einfaches Instrument
für viele geometr., forstliche und astron. Messungen
und Berechnungen, und den Zuwachsbohrer, wozu
er vielfache Gebrauchsanweisungen verfaßte.
Preßlinge, die bei dem frühern Verfahren der
Runkelrübcnzuckerfabrikation gewonnenen Rück-
stände, die durch Anwendung von Walzen- oder
bydraulischcn Pressen aus dem Rübenbrei, jetzt aber
nur nocb wenig gewonnen werden.
Preßluftanlage, s. Druckluftanlage.
Preßluftgründung, pneumatische Grün-
dung, die Anlage eines Fundamentes (s. Grund-
bau) bci Bauten unter Wasser durch Versenken nach
oben geschlossener, nach unten offener eiserner Kasten
< viereckig, rund oder länglich), welche von oben
durch Einblascn von Luft wasserfrei gehalten werden.
Sie zählt zu den schwierigsten Arbeiten des Bau-
ingenieurs und wird für gröhere IugM^uvbauworle