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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pucrasia - Puebla (La; in Mexiko)
Muskau besaß, wurde bei den Herrnhutern zu Uhyst
bei Bautzen, dann auf dem Pädagogium zu Halle
erzogen, studierte 1801-3 in Leipzig die Rechte, trat
in Dresden in die Garde du Corps und nahm 1804
als Rittmeister seinen Abschied; 1811 kam er durch
den Tod seines Vaters in den Besitz der Standes-
Herrschast Muskau, im Okt. 1813 trat er als Major
in russ. Dienste und wurde Adjutant bei dem Herzog
von Sachsen-Weimar. Zum Oberstlieutenant er-
nannt, beschäftigte er sich in der nächsten Zeit mit
Errichtung eines Jägerregiments und war zu Brügge
Militär- und Civilgouvcrneur. Nach dem Frieden
trat er in das Privatleben zurück und vermählte sich
1817 mit der Tochter des Staatskanzlers Fürsten
von tzardenberg, der bisherigen Reichsgräsin von
Pappenheim, von der er 1826 ehelich geschieden
wurde, ohne sich jedoch von ihr zu trennen. Zur
Entschädigung für aufgegebene Vorrechte wurde er
1822 von dem König von Preußen in den Fürsten-
stand erhoben. Nach seiner Rückkehr von einer Reise
nach England betrieb er seine srüher schon begonne-
nen Verschönerungen in Muskau mit neuem Eiser
und gab diesem Werte eine wahrhaft geniale Voll-
endung. Eine Frucht dieser Thätigkeit waren seine
"Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" (Stuttg.
1836). Später machte er mehrjährige Reisen durch
Nordasrika und Vorderasien und lebte dann wieder
in Muskau, bis er 1845 diese Herrschaft verkaufte.
Seitdem hielt er sich an verschiedenen Orten Deutsch-
lands und Italiens auf. Sein eigentlicher Wohn-
sitz war das Schloß Vranitz im Kreise Cottbus, wo
unter seiner Leitung ebenfalls großartige Garten-
anlagen ausgeführt wurden. Im Okt. 1861 erhielt
er das Prädikat Durchlaucht und 1863 wurde er zum
erblichen Mitglied des Herrenhauses ernannt. Nach-
dem er noch im preuß. Generalstab dem Deutschen
Krieg von 1866 beigewohnt hatte, starb er 4. Febr.
1871 zu Branitz. Sein Nachfolger zu Vranitz ist sein
Vetter, Reichsgraf Heinrich von Pückler, geb.
14. April 1835.
Als Schriftsteller machte sich P. zuerst bekannt
durch die in glänzendem Stile geschriebenen "Briefe
1831), die ein Tagebuch aus England, Wales, Ir-
land, Frankreich, Deutschland und Holland enthalten
und äußerst interessante und sreimütige Sitten- und
Charakterschilderungen von Personen aus den höch-
sten Kreisen bieten. Sodann erschienen von ihm
"Tutti frutti, aus den Papieren des Verstorbenen"
(5 Bde., Stuttg. 1834), die, wie auch seine "Iugcnd-
wanderunaen" (ebd. 1835), geringere Bedeutung
haben. Als Früchte von P.s spätern Reisen er-
schienen: "Semilassos vorletzter Wcltgang; Traum
und Wachen; aus den Papieren des Verstorbenen"
(3Bde., Stuttg. 1835), "Semilasso in Afrika" (5 Bde.,
ebd. 1836), "Der Vorläufer" (ebd. 1838), "Südöstl.
Vildersaal" (3 Bde., ebd. 1840), "Aus Mehemed-
Alis Reich" (3 Bde., ebd. 1844), "Die Rückkehr"
(3 Bde., Verl. 1846-48).
Vgl. Ludmilla Assing, Fürst Hermann von P.
(Bd.1, Hamb.1873; Bd. 2, Berl.1874); P.s Brief-
wechsel und Tagebücher, hg. von Ludmilla Assing
(Bd. 1 u. 2, Hamb. 1873; Bd. 3-9, Verl. 1874-76);
Petzold, P. in seiner Bedeutung für die bildende
Gartenkunst (Lpz. 1874).
^uorasia., s. Keilschwanzfasan.
Pud, russ. Handelsgewicht von 40 Pfd.; 10 P.
machen 1 Berkowetz oder 1 Schiffspfund. 1 P. ist
- 16,3805 k^ - 36,ii3 engl. Handelspfund.
Puddelkern, s. Staudamm.
Puddeln, Puddelofen, s. Eisenerzeugung
(Bd. 5, S. 926 d).
Pudding, eine ursprünglich aus England stam-
mende, aber seit lange auch in Deutschland ein-
gebürgerte Mehlspeise. Man kocht den P. entweder
bloß in ein gebuttertes Tuch eingebunden oder in
einer gutschließenden Blechform in einem Gefäß
mit siedendem Wasser gar oder bäckt ihn im mähig
heißen Ofen, und bereitet teils fuße, teils Fleisch- oder
Fifchpuddings. Der engl. Plump ud ding besteht
aus geriebenem Weißbrot, Mehl, Rindsfett, Ro-
sinen, Citronat u. s. w. und wird mit Rum über-
gössen, den man beim Aufgeben anzündet.
Puddingstone (engl., spr. -stöhn) oder Flint-
konglomerat, ein Konglomerat (s. d.) von nuh-
großen, ovalen oder kugelrunden Geröllen gelben,
braunen und schwarzen Feuersteins, die durch ein
sehr festes lichtes Hornsteincement verkittet sind. Der
P. entstammt dem ältern Tertiär Englands.
Pudel, si Hunde (Bd. 9, S. 429 d).
Pudentiana, Heilige, s. Praxedis.
Puder (vom frz. pouäi-6, s. d.), ein feines Mehl
von allerlei Farben, das man zum Bestreuen der
Haare, namentlich der Perücken, aber auch zur
Schminke anwendet. Wahrscheinlich puderten die
Italienerinnen im 15. Jahrh, bereits ihre Haare
und Perücken mit farbigem P. Am Hofe Hein-
richs IV. von Frankreich war das Pudern mit rosa,
blauem und violettem P. ganz allgemein. Der weiße
P. wird erst etwa um 1700 Mode, obwohl blonder,
grauer und roter P. sich noch neben ihm in Nach-
ahmung wirklicher Haarfarbe halten.
Puderdose, eine Blechbüchse mit siebförmigem
Deckel und mit Mehlpulver gefüllt, diente früher
zum Bestreuen von Gefchützzündungen, damit diese
durch die Lunte leichter Feuer singen.
Pudewitz, Stadt im Kreis Schroda des preuß.
Reg.-Bez. Posen, an der Linie Posen-Tborn der
Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Posen), hat (1890) 2428 E., darunter
852 Evangelische und 218 Israeliten, Post, Tele-
graph, kath., evang. Kirche, Synagoge, höbere Mäd-
chenschule, Privatknabenschule, städtische Sparkasse.
Pudrolith, s. Explosivstoffe (Bd. 6, S. 475 a).
Pudsey (spr. pöddse), Stadt in der engl. Graf-
schaft Iiork, im West-Niding, zwischen Bradford und
Leeds, hat (1891) 13444 E.; Wollindustrie.
Pudutscheri, s. Pondiche'ry.
Puebla (span.), Gemeinde, Ortschaft.
Puebla, La. 1) Bundesstaat Mexikos, grenzt
im N. und O. an Veracruz, im S. an Oaxaca, im
SW. an Guerrero, im W. an Morelos, Mexiko,
Tlaxcala und Hidalgo und zählt auf 32 371 ^km
(1893) 839125 E. (S. die Nebenkarte zur Karte:
Mexiko.) P. ist durchaus vuttanisch und besteht
aus dem Südostende des Hochlandes, auf dem es
sich weit gegen Norden erstreckt. Außerdem umfaßt
es die südöstl. Abhänge des Plateaus. An dem
Rande desselben entspringt der Rio Atoyac. Auf
dem Hochlande stehen die Z200-3600 m erreichen-
den vulkanischen Kegel Los Derrumbaoos und der
Kratersee Laguna Alchichica. Wichtige Städte außer
P. sind: Tehuacan (8000 E.), Atlirco (8000 E.),
Matamoros - Izucar (12 000 E.), Chalchicomula
(10 000 E.) und Teziutlan (7500 E.). - 2) P. oder
La P. de los Angeles, Hauptstadt des Staates
P., Bischofssitz, liegt 240 lim westlich von Veracruz
und 120 km südöstlich von Mexiko, Knotenpunkt