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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pyramidenbake - Pyrenäen
z. V. in der Pyramide des Cheops. Inschriften
fehlen in den ältesten P. ganz; die spätern (des
Königs Unis, Ende der fünften Dynastie, und der
Könige der sechsten Dynastie), die neuerdings ge-
öffnet sind, enthalten umfangreiche religiöse Texte,
die als die ältesten Sprachdenkmäler Ägyptens eine
besondere Wichtigkeit haben. - Vgl. Vyse, Opera-
tion8 carrikä on at tk6 p^ramiäs olOi^eli (3 Bde.
Atlas und 3 Bde. Text, Lond. 1840-42); Lepsius,
Über den Bau der P. (im "Monatsbericht" der Ber-
liner Akademie für 1843); Petrie, ^d6 p^ramiäs
2.nä t6mz)i68 ol 6i?6ii (Lond. 1885).
Über die Pyramide des Cestius f. Cestius.
Pyramidenbake, s. Baken.
Pyramidenbaum, s. Obstbaumformen.
Pyramidenoktaeder, s. Triakisoktaeder.
Pyramidentetraeder, s. Trigondodekaeder.
Pyramidenwürfel, s. Tetrakishexaeder.
Pyramidion, s. Obelisk.
Pyramos und Thisbe, der Sage nach ein
babylon. Liebespaar, das durch die Feindschaft der
Eltern zu geheimer nächtlicher Zusammenkunft ge-
trieben wurde. Als diese ein plötzlich erscheinender
Löwe störte, gab sich Pyramos, da er Thisbe von dem
Löwen zerrissen glaubte, dann diese sich selbst den
Tod. Am berühmtesten wurde der Stoff durch die
karikierte Behandlung in Shakefpeares "Sommer-
nachtstraum" und Gryphius' "Peter Squenz". -
Vgl. Hart, Ursprung und Verbreitung der Pyra-
mus- und Thisbe-Sage (Passau 188l); dazu ein
2. Teil u. d. T.: Die Pyramus- und Thisbe-Sage in
Holland, England, Italien und Spanien, ebd. 1892).
Pyrantimonfäure, s. Autimonsäure.
Pyrargyrlt, Mineral, s. Rotqültigerz.
Pyrawarth(Pirawarth), T)orf und Kurort
im Gerichtsbezirk Matzen der österr. Vezirkshaupt-
mannfchaft Großenzersdorf in Niederösterreich, hat
(1890) 1494 E. und einen starken alkalifch-falinischen
Eisensäuerling, dessen Wasser Frauenleiden heilt. -
Vgl. Br^e, Das Eisenbad P. (Wien 1884).
Pyrazol, organische Base von der Zusammen-
setzung ^114^2. Durch Ersatz der Wasserstoffatome
entstehen die Pyrazolderivate, unter denen das
Antipyrin (s. d.) von Wichtigkeit ist.
Pyren, ein krystallisierender Kohlenwasserstoff
von der Zusammensetzung (^II^, welcher sich in
den über 360° destillierenden Anteilen des Stein-
kohlenteers findet und auch im Stuppsett, einem
Destillatiousprodukte der Quecksilbererze von Idria,
enthalten ist.
Pyrenäen, Gebirge zwifchen Frankreich und
Spanien, das 450 km lang und von O. nach W.
20-110 km breit vom Kap Cerböre, mit dem es
aus dem Mittelländischen Meere zu 600 m Höhe
ansteigt, bis zu dem nördlich von Pamplona ge-
legenen Col de Vetale hinzieht, wo es in das Can-
tabrische Gebirge übergeht. Die P. sind ein aus-
gezeichnetes Kettengebirge. Sie stehen geologifch
und orographisch mit den nördl. Stufeuländern der
Pyrenäischen Halbinsel in Verbindung, während
' sie mit dem franz. Centralplateau keinerlei Zusam-
menhang haben und nur in den provencal. Ketten
abgetrennte Glieder zu besitzen scheinen. 'Siesteigen
im N. und S. unmittelbar aus den vorlagernden
Tiefebenen und Hügellandschaften auf und bilden
in ihrem centralen Teile für Klima und Verkehr eine
wesentliche Scheidewand, wie denn auch die Landes-
grenze fast durchgehcnds auf dem Kamme hinzieht.
(S. Karte: Spanien und Portugal.)
Die P. bestehen aus einem gewaltigen Mittel-
stück zwifchen Col de la Perche und Pic des Esca-
liers, an das sich die West- und Ostpyrenäen an-
gliedern. Die letztern haben 2000-2300 m, die
Westpyrenäen überall unter 1500 m, die Central-
pyrenäen aber 2460 m Mittelhöhe. Die West-
pyrenäen setzen sich aus der den Hauptkamm in
westl. Richtung vom Pic des Escaliers (1478 m)
bis zum Col de Betale (868 m) fortfetzenden Kette
und den nach N. streichenden Ausläufern zusam-
men, welche nahe an der Bidassoamündung bei
Viarritz die Rhune (900 m) und auf span. Seite
die Haya (838 m) aufweifen. Sie haben wenig her-
vortretende Kämme und sind infolge ihres kühlen,
regenreichen Klimas mit Grün bedeckt. Die Ost-
pyrenäen gliedern sich in drei am Col oe la Perche
sich berührende, durch die Thäler des Tech und der
Tet geschiedene Zweige: nach NO. hin, den Ceven-
nen zu, streben die in einzelne Gruppen und Ket-
ten sich auflösenden Monts Corbieres; in östl. Rich-
tung streichen die im Kap Cerbere endigenden
Monts Alberes, und zwischen beiden liegt der
wegen seiner Pflanzendecke bekannte Mont-Canigou
(2785 m). Die Centralpyrenäen nehmen drei
Fünftel des Gebirges ein. Sie ziehen in Westnord-
west!. Richtung und senden nach beiden Seiten hin
Nebenketten aus, die auf franz. Seite kurze Zweige
absenden, während sich wieder rechtwinklig, also
parallel zum Hauptkamme, an der Südseite ganze
Gebirgsstöcke abseits vom Hauptkamme aufbauen
und die höchsten Erhebungen des ganzen Gebirges
tragen. Dazu kommt, daft an der Nordseite reich-
liche Niederschläge und viele Gewässer, welche beide
dem Süden fehlen, die fchroffen Formen verwischt
und abgetragen haben. Deshalb sieht man von
der Ebene aus hinter waldbedeckten Vorbergen die
P. sich wie einen gewaltigen Wall erheben, der
einer vielgezackten Kette gleicht.
Die Gipfel liegen bald auf dem Haupt-, bald
auf einem Seitenkamm. Als erster erhebt sich un-
mittelbar neben dem Col de la Perche der Pic Car-
litte zu 2921 m Höhe. Im Quellgebiet der Ariege
liegt, umschlossen von den Thälern ihrer höchsten
Zuflüsse, die nach Andorra hinüberführen, der
Montcalm (3080 m) nördlich vom Kamm. Die
höchsten Gipfel finden sich westlich von der Stelle,
wo der Kamm plötzlich nach S. umbiegt, um etwa
22 km füdlicher feine ursprüngliche Richtung wie-
der auszunehmen. Dort erhebt sich ein südl. Seiten-
kamm, den das Esserathal vom Hauptkamm trennt,
zu der höchsten Gruppe des ganzen Gebirges, dem
12 km laugen Grauitmassiv des Maladetta (s. d.).
Westlich vom Esserathal liegt, ebenfalls auf einem
südl. Seitenaste, der Pic des Posets (3367 m) und
gleichfalls abseits vom Haupttamm der Mont-
Pcrdu (s. d., 3352 m). Der Vignemale (via miUii),
der höchste franz. Pyrenäengipfel (3290 m>, der
Pic du Midi d'Ossau (2885), der Pic de l'Escar-
puru (2605 m), der Pic d'Anie (2504 m) setzen die
Reihe fort, die mit dem Pic des Escaliers ab-
schließt. Weit nach N. vorgeschoben ist der Pic du
Midi de Bigorre (2877 m), dessen Gipsel ein Ob-
servatorium trägt. Trotz der hohen Erhebung ist
die Gletscherbedeckung gering. Die Südseite hat
nur zwei Gletscher, den des Pic des Posets und
den Doppelglctscher der Maladettagruppe. Die
Schneegrenze des Nordabhangs liegt im Mittel
in 2530 m Höhe, scnkt sich aber nach W. hin zu
2500 m und steigt nach O. hin zu 2800 m. Die