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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quental - Quercia
übersichtlichen Darstellung des Zusammenhanges
unter den Gliedern eines Krystallsystems unter-
nahm er den Ausbau der von Neumann in Königs-
berg zuerst ersonnenen Linearprojektion. 1861 er-
schienen die "Epochen der Natnr" (Tübingen). Das
Hauptverdienst von Q. liegt aber auf gcolog.-pa-
läontolog. Gebiet, insbesondere in der Durchfor-
schung des Schwäbischen Juras, in dem genauen
Studium der typischen Gliederung desselben, der
Gegensätze in der Fossilführung der verschiedenen
Horizonte, der besondern Entwicklung und des Zn-
sammenhangs der einzelnen fossilen Formen. So
verfaßte er: "Das Flözgebirge Württembergs"
(2. Aufl., Tüb. 1851), "Der Jura" (ebd. 1857),
"Handbuch der Petrefaktenkunde" (3. Aufl., ebd.
1885); unvollendet blieben "Die Ammoniten des
Schwäbischen Juras" (3 Bde., Stuttg. 1885 - 88),
die "Petrefaktenkunde Deutschlands" (Abteil. 1,
7 Bde., Tüb. und Lpz. 1849-84). Auch veröffent-
lichte Q. zwei Reihen populärer Vorträge über Geo-
logie (2. Aufl., Tüb. 1884).
Quental (spr. keng-), Anthero de, portug. Dich-
ter, geb. 18. April 1842 in Ponta-Delgada (Insel
Sao Miguel), studierte die Rechte in Coimbra
und veröffentlichte seit 1860 lyrische Dichtungen,
philos. Aufsätze und litterar. Streitartikel, welche
besonders die veralteten Richtungen und An-
schauungen des Dichters Castilho (s. d.) und seiner
Schüler bekämpften und den neuen kosmopolit., von
philos. Geiste durchhauchten, durch V. Hugo und
besonders durch Hegelsche Philosophie beeinflußten
Schöpfungen der jüngsten Dichterschule das Wort
redeten. Durch schwere Krankheit und widrige Schick-
sale ward Q. einer pessimistischen Weltanschauung
zugeführt, aus der wissenschaftliche Studien ihn je-
doch wieder befreiten. Doch endete er durch Selbst-
mord 10. Sept. 1891 in seiner Heimatstadt. Q. gab
1863 ein Heftchen Sonette heraus'. 1864 das Ge-
dicht "Usati-iö"; 1865 eine Gedichtsammlung "Ödes
inoäei'NHZ" (vermehrte Aufl., Oporto 1875), 1872
neue Lieder u. d. T. "?i'im3,v6i'k8 rom^ntie^"
(ebd.); 1881 ein kleines Heft gedankenreicher "80-
iww8" (ebd.). Erst 1886 erschien sein bedeutend-
stes Werk "()8 LoiiotoZ c0iupl6t<?8" (Oporto), eine
Sammlung von 109 philos. Sonetten und eini-
gen längern Gedichten; 78 Nummern wurden ver-
deutscht von W. Storck, "Ausgewählte Sonette"
(Paderb. 1887). Unter seinen Prosaschriften sind
zu nennen die litterar. Streitschriften "Voin-86ii80
6 I)0in-A08t0" (Coimbra 1865), "^ äi^niäiiäE äü3
1otra3" (ebd. 1865), "<üoii8iä6ri^063 8ol)i'6 3. Klo-
3oüa äa 1ii3tori3. littsraria porwFU62N" (Oporto
1872), "^ pt)68ia na actukIjäÄäk" (ebd. 1881). Mit
nationalpolit. Fragen beschäftigen sich die Werke
"I^ortUFki poi'ÄNte a I-6V0iu<Ll0 ätt H68MnKa"
(1868), "(ÜHUL3.8 ä^ d6cH(l6iiciH äo8 P0V08 P6Qiii8n"
1^68" (Lissa 1871) und "Oarta Q0 8r. Nar<iu62 äo
^vila" (1871). Eine beachtenswerte philos. Skizze
ist "I6nä6iiei^8 Z6rlio8 äa pliii^opüiÄ na 86^nnä3.
M6tlläo ä0 86(m1l) XIX" (1890). - Vgl. Göran
Vjörkman, ^ntQ6r0 äs (H.'. ett 8^a1ä6 - poi tr^tt
(Upsala 1894), und das Gedenkbuch In Neinoi-ilim,
das seine portug. Verehrer dem Dichter gewidmet
haben (Oporto 1894).
Quentchen oder Quint, im frühern Gewichts-
systcm der vierte (seit 1858 in Norddeutschland auch
der zehnte) Teil des Lotes (Neulotes). (S. Lot.)
Quentel oder Qu entell, Heinr., Kölner Drucker
yon Inkunabeln (s. d.), geboren in Straßburg. Sein
erster datierter Druck ist von 1479, doch ist die Köl-
ner Bibel in Niederdeutsch, die erste mit Holzschnitten
versehene Ansgabe derselben, wahrscheinlich noch
älter. Bis zu seinem Tode (1503) druckte er gegen
200 Werke, vorwiegend auf die Bedürfnisse der
Geistlichkeit berechnet. Die Firma erhielt sich noch
volle anderthalb Jahrhunderte in Ansehen. Es
folgten sich Peter Q., Sohn des Heinrich Q. (seit
1521), dessen Sohn Johann Q. und Johann Q.s
Erben. Erwähnenswert ist Peter Q.s "Muster-
buch für Ornamente und Stickmuster" (1527-29),
welches 1882 vom Leipziger Kunstgewerbemuseum
neu herausgegeben worden ist. Das Druckerzeichen
Johann Q.s ist Simson, einen Löwen bändigend.
Queutin, Saint, s. Samt Quentin.
Quörard (spr. kerahr), Ios. Marie, franz. Biblio-
graph, geb. 25. Dez. 1791 zu Rennes, kam im Alter
von 11 I. in eine Buchhandlung seiner Vaterstadt,
war^ von 1812 an in verschiedenen Häusern von
Paris thätig, bereiste Frankreich, England und
Italien, um Material für die franz. Litteratur zu
sammeln, und trat 1819 in die Schalbachcrsche Buch-
handlung zu Wien ein. 1824 kehrte er nach Paris
zurück, wo er 3. Dez. 1865 starb. Q.s erstes Werk
ist "I.H i^iÄii^L Iitt0i'Äii-6" (10 Bde., Par. 1827
-42), das nicht bloß Notizen über sämtliche franz.
Schriftsteller des 18. und 19. Jahrh, und Verzeich-
nisse ihrer Schriften enthält, sondern auch über alle
ausländischen Schriftsteller, welche in Frankreich
wieder abgedruckt oder übersetzt worden sind. Ein
Supplement dazu bilden als Teil 11 und 12 "^ä-
äitioii8) ÄUt6Ul8 P86U(10U^N63 6t ÄII01^IN68 äö-
V0Ü68" (Par. 1854-64). Noch vor der Vollendung
desselben begann Q. als Ergänzung "I^a iittorlUui-6
lr3,ii(^i86 C0iit6in^oi-iiin6" (6 Bde., Par. 1842-57);
aber nur der erste und die Hälfte des zweiten Bandes
rühren von Q. her, während das übrige von Louandrc,
Vourquelot und Maury besorgt ist. Dazu Ueh Q.
"Omi83ion8 et I>evu63" (1848) erscheinen. Außer-
dem veröffentlichte er "^.utoui'3 cl6Zni863 äe 1a lit-
t6i'Htui'6 t'i-Hi^ai86 lN! 19^ 816016" (Par. 1845),
"1^68 8uz)6rc1i6li63 1itt6i'aii'68 ll6voii668" (5 Bde.,
1846 - 54; 2. Aufl., bearb. von Vrunet, 3 Bde.,
1869 - 71) u. s. w. In der periodischen Schrift
"1.6 Y-" l.2 Bde., Par. 1855-56) veröffentlichte er
mehrere litterar, und biogr. Monographien. - Vgl.
Le No-y, <!. N. (j. (Lüttich 1863).'
Querbau, s. Bergbau (Bd. 2, S. 758^).
Querbaum, s. Barren (Turngerät).
Quercetanus, franz. Geschichtschreiber, s. Du-
chesne.
Quercetin, eine organische Verbindung von der
Zusammensetzung (^iisOn -i-^I^O, welche durch
Spaltung aus Quercitrin entsteht und als Flavin
(s. d.) in den Handel kommt.
Quercia (spr. kwertscha), Iacopo dclla, Bild-
hauer, geb. um 1371 in Siena, gest. 1438, war einer
der ersten, der die Renaissance ins Leben rief. Noch
halb befangeninderFormenwelt des 14. Jahrh.,ringt
er sich zu Großartigkeit und Freibeit der Auffassung
durch. Von der Fönte Gaja in Siena, die er 1409
begann, sind nur noch Neste in der Dombauhütte
erhalten, wo man auch andere Statuen, die für die
Facade des Doms bestimmt waren, steht. Im Dom
Zu 'Lucca ist das schöne Grabmal der Ilaria del Ca-
retto (von 1413), in San Frediano ein Marmor-
altar und zwei Grabsteine erhalten. In Bologna
schmückte er 1425 das Hauptportal von San Pctronio
mit Reliefs und Statuen und führte in San Gia-