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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quellenkult - Quenstedt
muß man ein sehr großes Sammelgebiet zusprechen, ^
wie z. V. den Mineralquellen. Die meisten Q. sind ^
periodische, sie fließen bald schwächer, bald stärker, !
bald setzen sie ganz aus; ihnen kommt ein nur kleines
Sammelgebiet zu. Unter dem Namen Maibrun- ^
nen sind Q. bekannt, welche den Winter über ver- !
siegt sind, zu Ansang des Frühlings aber wieder zu
fließen anfangen; sie verdanken ihren Zufluß dem ,
im Sommer schmelzenden Schnee der Gebirge. !
Hungerqnellen (Hungerbrunnen) oder in-
termittierende Q. nennt man solche, welche in
meist regelmäßigen Intervallen eine Zeit lang zn
fließen aushören. Die Quelle von Fonsanche bei
Nimes setzt je nach sieben Stunden aus, und eine
andere bei Eichenberg, unweit Witzenhausen, von ^
zwei zu zwei Stunden. Man leitet wohl mit Neckt ^
diese Erscheinung von kleinen, in den unterirdischen !
Lauf des Wassers eingeschalteten Hohlraumcn her,
die sich von oben anfüllen und seitwärts durch Heber-
formige Röhren oder Kanüle wieder leeren.
Die Temperatur aller oberflächlichen Q. wechselt,
wie erwähnt, mit der Jahreszeit; ist das Wasser auf
seinem Wege etwas tiefer eingedrungen, so wird die
Quelle ungefähr die mittlere Jahrestemperatur der
Gegend anzeigen. Das Wasser aller Q. mit höherer
Temperatur, die dann stets eine beständige ist, wird
tiefer in die Erde eingedrungen sein: je tiefer es auf
seinem Wege eindrang, um so höbcr ist seine Tem-
peratur (s. Erdwärmc). Es giebt Q. von allen
Wärmegraden bis znr Siedehitze (s. Geysir).
Fast alles Quellwasser enthält etwas Kohlensäure,
atmosphärische Luft und eine geringe Menge von
Salzen, wodurch der erfrischende und angenehme
Geschmack des Quellwassers gegenüber dem Rcgen-
wasser bedingt wird. Die Kohlensänre wird wie
Sauerstoff und Stickstoff zunächst bereits von den
atmosphärischen Niederschlägen aus der Luft aufge-
nommen; eine weitere Menge von Koblensäure
nimmt das Wasser aus dem Boden auf, und zu den
an Kohlensäure sehr reichen Q. sind wohl im Erd-
innern Gasquellen (s. d.) hinzugetreten. Auck nock
andere Gase, wie besonders Schwefelwasserstoff, sind
ost in dem in der Erde cirkulierendcn Wasser vor-
banden. Dieses Wasser wirkt nun auflösend und
zersetzend auf die Gesteine, die es durchstießt oder
durchsickert, wobei es sich mit mancherlei Salzen,
namentlich der Alkalien und alkalischen Erden, be-
ladet. Der Satz des Plinius: 'I<ile8 3unt ^1.^0. hun-
1c;8 tLri'ÄS, per HUH8 ünunt (d. h. die Vescbassenbcit
des Wassers richtet sich nach der des Bodens, durch
den es fließt) gilt noch heute. Solche abgelösten
Substanzen besonders reichen Q. sind die ^alzsolen
und die Mineralquellen (s. Mineralwässer).
IndifferenteQ. dagegen sind solcke, die auffällig
arm an Salzen sind, wie eine Anzahl von Q. am
nördl. Abfall des Thüringer Waldes, die warmen
Q. von Pfäffers.bei Ragaz in Graubünden u. a. m.
Aus vielen Quellwässern scheiden sich die minerali-
schen Stoffe bei der Berührung mit der Luft oder
durch den Verlust der höhern Eigenwärme wieder
aus. So bilden sich die Eisenockcrabsätze aus den
eisenhaltigen Q., Travertin oder Tnsfstein (s. d.) aus
den lalkreichen Q.
Das Aufsuchen von Q. kann nur auf Grund ge-
nauer Kenntnis der geolog. Zusammensetzung und
des Banes einer Gegend von Ersolg sein; der Ho-
kuspokus, den professionelle Quellensuchcr mit me-
tallenen Kugeln, tierischem Maguetismus u. dgl.
treiben, dient nur dazu, um die Aufmerksamkeit
Brockhaus' Konversationslexikon. 14. Aufl. XIII.
von ibrer eigentlichen Untersuchung abzulenken. -
Vgl. H. Haas, Quellenkunde (Lpz. 1895).
Quellenkult. Die Quellen galten bei den Grie-
chen als weibliche Gottheiten (s. Nymphen), die
man als Spenderinnen der Fruchtbarkeit, als Zeil-
göttinnen, göttliche Kinderammen und als Schutz-
gottheiten der Ehe verehrte, weil das Vegießen der
Braut mit Quellwasser zu den ältesten Hochzeits-
brüuchen gehörte. Außerdem schrieb man vielen
Quellen eine aufregende oder begeisternde Wirkung
zu (vgl. z. V. die delphische Kassotis) und verehrte
daher gewisse Quellgöttinnen als Erregerinnen gött-
licher Begeisterung (s. Musen). In Italien wurden
bald weibliche (Egeria, Iuturna), bald männliche
Quellgottheiten (Fontus) verehrt. - Vgl. E. Cur-
tius in den "Abhandlungen" der Göttinger Gesell-
schaft der Wissenschaften (1859) und der Berliner
Akademie (187";).
Quellerz, s. Naseneisenstein.
Quellmus, Artus, niederländ. Bildhauer, geb.
1609 zu Antwerpen, gest. daselbst 1668, erlernte die
Kunst bei seinem Vater Erasmus Q. und bei Du-
quesnoy in Nom. 1648 erhielt er den Auftrag, das
Rathaus (jetzt königl. Palais) zu Amsterdam mit
Bildwerken auszuschmücken. Er schuf dort zahlreiche
Marmorskulpturen, unter anderm die trauerude Ka-
ryatide, die Reliefs Saturn, Venns (s. Tafel: Nie-
derländische Kunst III, Fig. 2) und die beiden
großen Gicbelkompositionen, welche die Seemacht
Antwerpens verherrlichen. Andere Werke von ihm
bergen die Kirchen daselbst. Die Werke des Q.
sind malerisch empfunden im Sinne des Barockstils
uud srisch behandelt. - Sein Sohn, Artus Q. der
Jüngere, gest. 1670, war ebenfalls Bildhaner;
Werke von ihm sind im Dom zu Antwerpen, z. B. das
Marmordenkmal des Bischofs Ambrosius Capello.
Quellmoos, s. Nomina! is.
Quellfahsäure, Quellsäure, s. Humus.
Quellteiche, s. Teichwirtschaft.
Quellung, s. Imbibition.
Quelpart, richtiger Quelpaerd (Holland.,
"Flügelroß"), Insel südlich von der Halbinsel Ko-
rea, chines. Tsi-tsch on (korean. Aussprache Tschjei-
tschju), zu Korea gehörig, ist 1850 ^kin groß, ge-
birgig und erhebt sich im Auäland bis'2000 m.
Q. entbält drei größere und mehrere kleinere Ort-
schaften mit über 134000 E. Über 50000 leben in
der Hauptstadt Tschjei-tschjn, 19 000 in Tschjcng-oi
im O. und 16000 in Tai-schjcng im SW. Eifrig be-
trieben wird (^troh- und Vambusflechterei, Seiden-
nnd Baumwollwebcrei.
ynein Asus pVrüorS vnit, äslnentat
Vrius, f. Huo8 l^l3 ^Li'äLro vult, pi'ins ä0M6iitHt.
Quendel, Pflanzenart, s. '1'1iymu8.
Quene, ein junges weibliches Rind bis zum
ersten Kalbe.
Oiten.""'/., binter der wissenschaftlichen Benen-
nung fossiler Tiere Abkürzung für Friedr. Aug.
Quenstedt (s. d.).
Queustcdt, Friedr. Aug., Geolog und Minera-
log, geb. 9. Juli 1809 in Eisleben, studierte in
Berlin und wurde 1837 Professor der Mineralogie,
Geologie und Paläontologie in Tübingen, wo er
21. Dez. 1889 starb. Seine Mineralog. Werke sind:
"Methode der Krystallographie" <Tüb. 1810), "Hand-
buch der Mineralogie" (3. Aufl., ebd. 1877), "Grund-
riß der bestimmenden und rechnenden Krystallo-
graphie" (ebd. 1873). In der Krystallographie folgte
er seinem Lehrer Chr. Sam. Weiß; zum Zweck der
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