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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rage - Ragusa (in Dalmatien)
(3 Km) nach N. geführt, wo sie, noch 33,5-35° d
warm, in den großartigen Badeanstalten (Mühl-
bad, Helenabad, Neubad, Dorfbad) verwendet wer-
den. Ferner bestehen ein medico - mechan. In-
stitut für schwed. Heilgymnastik, Einrichtungen für
Elektro-, Hydrotherapie und Massage. Die eigent-
lichen Bade- und Kuranstalten sind Quellenhof, Hof
R. (ehemals Statthaltern des Klosters Pfäfers), ein
Kursaal und eine Trinkhalle. Früber Staatsdomäne
des Kantons St. Gallen, ging R. 1868 in Privat-
besitz über und ist gegenwärtig einer der besteinge-
richteten und besuchtesten Kurorte (1894: 30000 Kur-
gäste) Europas. R. ist bekannt durch den Sieg der
Glarner und Schwyzer 6. März 1444 über die Öster-
reicher. - Vgl. I. E. Kaiser, Die Tberme von Ragatz-
Pfüfers (5. Aufl., St. Gallen 1809); von Tschudi,
Ragatz - Pfäfers und die Vereinigten Schweizer-
bahnen (ebd. 1870); F. Kaiser, Nagatz-Pfttfers und
ihr Exkursionsgebiet (Ragatz 1880); Ragatz-Pfäfers
(Zur. 1894).
Rage (frz., spr. rahsch'), Wut, Raserei.
"a^sä gokools (engl., spr. rägged skuhls),
Lumpcnschulen, s. Armenschulen.
Raglan (spr. rägglen), Fitzroy James Henry
Somerset, Lord, brit. Feldmarschall, geb. 30. Sept.
1788 zu Badminton, war der jüngste Sohn des
Herzogs von Veaufort, trat 1804 in die brit. Armee
ein und diente als Kapitän mit großer Auszeichnung
im Halbinselkriege unter Wellington, der ihn bereits
1809 als Chef der Kriegskanzlei in seine unmittel-
bare Nähe zog. Beim Sturm von Vadajoz war
er der erste, der die Bresche erstieg, und in der
Schlacht von Waterloo verlor er den rechten Arm.
1830 zum Obersten aufgerückt, folgte er Wellington
nach Paris und auf seinen Gesandtschaftsreisen
nach Wien, Verona und Petersburg. Inzwischen
war er zum Mitglied des Unterhauses gewühlt
worden und hatte 1818 die Stelle eines Sekretärs
beim Generalzeugamt erhalten, die er später mit
der eines Sekretärs beim Oberbefehlshaber des
engl. Heers, Lord Hill, vertauschte, in welchem
Amt er auch seit 1842 unter Wellington ver-
blieb. R. wurde 1835 Generalmajor, 1838 Ge-
nerallieutenant und nach Wellingtons Tode 1852
Generalfeldzeugmeister mit der Peerswürde und
dem Titel Lord R. Im Febr. 1854 übernahm er den
Befehl über die brit. Armee im Orientkriege (s. d.),
und mit der Landung in der Krim 14. Sept. begann
der blutige und ereignisvolle Kampf, in dem der
Sieg an der Alma, der Flankenmarsch nach Vala-
klawa, die Schlacht von Inkerman, nach der R. zum
Feldmarschall erhoben wurde, und die langwierige
Nelagerung von Sewastopol die Hauptmomente
bilden. R. starb 28. Juni 1855 vor Sewastopol
an der Cholera.
Ragnarök (d. i. die große Katastrophe der Göt-
ter), in der nordischen Mythologie der Untergang der
Welt und der herrschenden Götter (s. Göttergeschick).
Neben N. erscheint in spätern altisländ. Quellen
i-a^nai-ökr (d. i. Verfinsterung der Götter); nach
diesem ist das Wort und der Begriff "Götterdämme-
rung" in unsere Poesie eingedrungen.
Ragnit. 1) Kreis im prcuß. Reg.-Vez. Gum-
binnen, hat 1217,98 ykm und (1890) 54725 (26330
männl., 28 395 weibl.) E., 1 Stadt, 305 Land-
gemeinden und 61 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis R., an der Memel und der Nebenlinie Tilsit-
Stallupönen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des
Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Tilsit), hat (1890) 3953 E., darunter 37 Katho-
liken, nach dem Besitzstände von 1894: 4582 E.,
Post zweiter Klasse, Telegraph, ein altes Schloß,
evang. Lehrerseminar; Eisengießereien, Ziegeleien,
Sägewerke, Brauereien, Käserei, Obstbau und Schisf-
fahrt. In der Nähe die Rittergüter Althof-Ragnit
mit Baum- und Gartenbauschule, Lehrhof-Ragnit
mit landwirtschaftlicher Lehranstalt und Neuhof-
Ragnit mit Remontedepot.
Ragout (frz., spr. -guh), ein Mischgericht von
Fleisch, Geflügel, Wild oder Fisch, das mit allerlei
pikanten Zuthaten, wie Trüffeln, Champignons,
Austern, Krebsschwänzen u. s. w. in einer stark ge-
würzten, etwas angesäuerten Sauce aufgetragen
wird. R. aus Kalbsmilch, Gehirn, Fisch- und Ge-
flügelfleisch pflegt man mit sehr dick eingekochter
Sauce in Muschelschalen Mg,F0nt Kn 6n eo^niiißs)
zu füllen und oben goldgelb backen zu lassen.
Raguhn, Stadt im Kreis Dessau des Herzog-
tums Anhalt, auf einer durch die Mulde gebildeten
Insel, an der Linie Magdeburg-Zerbst Leipzig der
Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2048 E., darunter
22 Katholiken, Post, Telegraph; Fabrikation von
Papier, Afen, ätherischen Ölen und Drahtsieben
sowie eine bedeutende Mühle.
Ragüfa. 1) Bezirkshauptmannschaft in Dal-
matien, hat 777,42 c^km und (1890) 37 521 (18020
männl., 19 501 weibl.) meist serbo-kroat. E. in
9 Gemeinden mit 124 Ortschaften und umfaßt
die Gerichtsbezirke N., R. vecchia und Stagno. -
2) R., slaw. Dudi-ovnik, Hauptstadt der Bezirks-
hauptmannschaft R., am Fuße und an den Ab-
hängen des Berges San Sergio,
ist Sitz der Bezirkshauptmann-
schaft, einer Finanzbezirksdirek-
tion, eines Kreisgerichts, Be-
zirksgerichts (194,36 <ikm, 19 045
E.), tath. Bischofs (1121-1831
eines Erzbischofs), Hafen- und
Seesanitätskapitanats und einer
Handels- und Gewerbekammer
und hat (1890) 7143, als Ge-
meinde 11177 E., in Garnison
1 Bataillon des 22. dalmatin. Infanterieregiments
"Graf von Lacy" und des 5. Festungsartillerie-
regiments "Freiherr von Rouvroy" (außer 5., 6. und
8. Compagnie), 2 Vorstädte, viele Türme, darunter
di Torre di Menze (1462), hohe Mauern und einen
300 m langen, breiten Corso, der die Stadt in zwei
gleiche Teile teilt, eine Domkirche (1713), neue griech.
Kirche, Franziskanerkirche, Klöster der Jesuiten,
Dominikaner und Franziskaner (in beiden letztern
prächtige Kreuzgänge aus dem 14. Jahrh.), einen
Palazzo Communale, den Rektorenpalast (1338-
1424), einen prächtigen Bau im got.-venet. Stil
mit roman. Säulen und Vorhalle von Onofrio di
Cava und Giovanni Orsini ausgeführt, und ein
Museum. Ferner bestehen eine theol. Lehranstalt, ein
serbo-kroat. Staatsgymnasium, eine Lehrerinnen-
bildungsanstalt und eine Nautische Schule. Die
Forts San Lorenzo, Nevellino, Molo, Margherita,
Imperial (früher Napoleon) und Lacroma beherr-
schen die Stadt und den kleinen Hafen. Den eigent-
lichen Hafen von R. bildet die 6 Km entfernte Bucht
von Gravosa (s. d.). R. war beinahe vier Jahrhun-
derte lang Mittelpunkt einer bedeutenden Industrie
und Handelsplatz und besaß eine ansehnliche Ma-
rine. Jetzt beschränkt sich die Industrie auf Fabri-
kation von Seidenwaren, Leder und Liaueur; vor-