Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

648
Rauris - Rautengrube
wohnend. Unter ihren vielen Städten sind in der
röm. Kaiserzeit besonders wichtig ^i^Mai-i". (bei
Colmar oder Nenbreisach) und Ilauric^, letzteres
durch den Nömer Munatius Plancus 44-43 v. Chr.
gegründet, später unter Angnstns als ^u^ugtll.
Raui-icoi-um (Äugst, östlich von Basel) noch erheb-
lich erweitert.
Rauris oder Gaisbach, Markt im Gerichts-
bezirk Tarenbach der österr. Bezirkshauptmannschaft
Zell am See in Salzburg, imRauriserthal, wel-
ches mit den Parallelthälern, östlich dem Gasteiner-,
westlich dem Fuscherthale, an schönen und großartigen
Landschaftsbildern wetteifert, an der Linie Vischofs-
Hofen-Wörgl (Station R.-Kitzloch 9 km entfernt) der
Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 549, als Gemeinde
1654 E. Die Bauart der Häuser mit dem steinernen
Unterschlag weist auf das hohe Alter des Ortes und
auf den Wohlstand der Bewohner zurück, der durch
den frühern Goldbergbau bedingt war. In dem süd-
östl. Teil des Tdals (dem Hüttwinkel) liegt in 1597 m
Höhe das Amalgamierwerk Kolm-Saigurn, mit
dem Verwaltungshaus für den am Goldberg betrie-
benen Goldbergbau. Denselben führte nach Auf-
lassung des Bergbaues seitens des Staates ein ehe-
maliger Knappe, Namens Rojacher. Jetzt gehört
der Bergbau einer Gesellschaft, ist aber außer Be-
trieb. Von hier führt ein Aufzug zu dem Knappen-
haus am Hohen Goldberg (2341 m) auf einer Mo-
räne am Rande des Goldberggletschers, bis zu der
Meteorolog. Station des Sonnenblicks (s. d.) eine
Telephonleitung.
Rausch, s. Älkoholismus.
Raufchbäche, s. Bach.
Rauschbeere, s. ^mMi-nm.
Raufchbrand des Rindes, Geräusch, flie-
gender Brand, Flugkrankheit, kalter
Brand, eine Krankheit der Rinder, die früher für
eine Milzbrandform gebalten, durch die Unter-
suchungen Fesers und Bollingers aber als eine
Seuche eigener Art erkannt wurde. Der R. kommt
bauptsächlich in den oberbayr. Alpen, in Schleswig'
Holstein, in Württemberg und Baden, im Verner
Oberland sowie in gewissen Bezirken der Tiroler
und oberösterr. Alpen vor. Auch in Frankreich,
Belgien, Oberitalien, Algerien und andern Län-
dern wird er häusig beobachtet. In den wärmern
Monaten tritt er gewöhnlich reichlicher auf. Zu-
meist erkranken nur jüngere Rinder von ^ bis
4 Jahren. Der R. wird durch die Rauschbrand -
bacillen hervorgerufen, die kleiner und fchmäler
als die Milzbrandbacillen sind und sich von diesen,
die unbeweglich sind, durch ihre lebhafte, rotierende
und schlangelnde Bewegung unterscheiden. Ihre
Länge erreicht etwa die Größe des Durchmessers
eines roten Blutkörperchens; an einem kolbig auf-
getriebenen Ende tragen sie einen glänzenden Kör-
per, der sich als Spore charakterisiert. Die Rausch-
brandbacillen gehören zu den anaerobcn Bakterien,
die nur bei Abwesenheit von Sauerstoff gedeihen,
und entwickeln (auck im Körper) Gas. Ihre Spo-
ren sind außerordentlich widerstandsfähig und hal-
ten selbst zwei Jahre langes Austrocknen aus. In
den Tierkörper treten sie durch Verletzungen der
äußern Haut ein. Meist bleiben sie im Untcrhaut-
Zellgewebe und in der Muskulatur und bilden dort
schmerzhafte, rasch wachsende, beim Anfühlen durch
die Verschiebung der Gasblasen im Untcrhautzcll-
gewebe knisternde Geschwülste. Mit diesen lokalen
Krankheitserscheinungen gehen fieberhafte Allge-
meinerscheinungen, Schwellung der Lymphdrüsen,
Störungen des Bewegungsapparats (Lahmgehen,
Nachschleppen der Extremitäten u. a.) einher. Die
vom R. befallenen Tiere verenden unter zunehmen-
der Atemnot und zuweilen unter heftigen Kolik-
anfällen fast ausnahmslos nach 2-3 Tagen. Hei-
lungen sind selten.
Durch künstliche Impfungen mit Rauschbrand-
bacillen wurde ermittelt, daß das Überstehen der
beuche die Tiere unempfänglich gegen weitere In-
fektion macht, ebenso gelingt es durch abgeschwächte
Rauschbrandbacillen Immunität zu erzielen. Der
R. kommt, allerdings selten, auch bei Pferden vor.
Rauschenbach, Groß-, ungar. Vergstadt, s.
Nagy-Röcze.
Raufchenberg, Stadt im Kreis Kirchhain des
preuß. Reg.-Bez. (5assel, 13 km im NO. von Mar-
hurg, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mar-
bnrg), hat (1890) 1144 meist evang. E., darunter
63 Israeliten, Post, Telegraph und wird als Luft-
kurort befucht. Über der Stadt die Burgruine R.
R. wurde 30. Sept. 1639 von den Schweden erobert
und verwüstet.
Rauscher, ein Stadium des Mostes (s. d.)<
Rauscher, Iosepb Ottomar, Ritter von, Kardi-
nal und Fürst-Erzbischof von Wien, geb. 6. Okt.
1797 zu Wien, studierte daselbst zuerst Rechtswissen-
schaft, dann Theologie. Er begann seine seelsorge-
rische Thätigkeit 1823 zu Hütteldorf bei Wien, von
wo er 1825 als Professor an die kath.-theol. Fakul-
tät Salzburg versetzt wurde. 1833 kehrte er als
Direktor der orient. Akademie nach Wien zurück.
Zugleich wurde er mit dem Unterricht der drei ältern
Söhne des Erzherzogs Franz Karl, darunter des
jetzigen Kaisers Franz Joseph, betraut. 1849 wurde
er'Fürstbischof von Ecckau, 1853 Fürft-Erzbischof
von Wien. 1854 ging er nach Rom, um die Ver-
bandlungen der österr. Regierung mit der päpstl.
Kurie zu leiten, und führte sie durch den Abschluß
des 18. Aug. 1855 unterzeichneten Konkordats zu
Ende. Gleich darauf wurde er Kardinal. Seit 1861
war er Mitglied des Herrenhauses. Auf dem Vati-
kanischen Konzil leitete er die Opposition gegen die
Proklamation der Unfehlbarkeit des Papstes. In
den letzten Jahren ließ er in seiner Diöccse einen
inoäug vivendi gegenüber der Staatsgewalt ein-
treten, und als Centralist verurteilte er das natio-
nale Treiben des Klerus in den slaw. Provinzen.
R. starb 24. Nov. 1875 in Wien. Als tbeol. Schrift-
steller hat sich R. durch eine Kirchengeschichte (2 Bde.,
Sulzbach 1829) bemerkbar gemacht. - Vgl. Wolss-
gruber, Ios. Othmar Kardinal R. (Freiburg 1888).
Raufchgelb, s. Arsentrisulfid und Auripigment.
Rauschgold, s. Blech (Bd. 3, S. 103d).
Rauschpfeffer, s. Kawapfeffer.
Rauschrot, s. Arscnsulfür.
Rauschsilber, s. Blech (Bd. 3, S. 1031)).
Raute, Viereck, besonders ein Rhombus; Fen-
sterraute, soviel wie Fensterscheibe. In der He-
raldik besteht die R. aus einem auf seiner Spitze
stehenden Rhombus. Ihr verwandt ist die heral-
dische Wecke (s. d.). über die R. als Schliffform der
Edelsteine f. Edelsteinschleiferei (Bd. 5, S. 710a).
i Raute, Pflanze, s. Nuw; syrische R., s. ?6-
' F5MUIN.
Rautenglas, ein auf einer Seite eben, auf der
^ andern in Facetten geschliffenes Glas.
Rautengrube (l'088H oder 8inu8 rdomdoiäaliZ),
in der Anatomie der rautenförmige Boden der vier-