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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Raupen (militärisch) - Rauriker
ungemein schnell. Sie wirft ihre Haut während des
Wachstums drei- bis sechsmal ab. Nach Erreichung
der vollen Ausbildung verwandelt sie sich in die
ruhende Puppe (s. d.). Die zu diesen verschiedenen
Entwicklungen nötigeZeit ist bald länger, bald kürzer,
aber ebenso bestimmt bei jeder Art, rme die Nahrung,
der Aufenthalt, der Ort und die Art der Verpup-
pung. Nach dem Auskriechen aus in größerer Zadl
zusammengelegten Eiern leben die R. entweder immer
oder nur auf einige Zeit gesellig oder zerstreuen
sich gleich anfangs. Sie nähren sich meist von Blät-
tern, selten von Früchten, Holz, Mehl, Wachs, Pelz-
werk, wollenen Stoffen u. s. w. Einige finden sich
ausschließlich in und auf bestimmten Pflanzen,
andere können auf verschiedenen Pflanzen leben.
Die Gestalt der R. ist so verschieden, wie diejenige
der Schmetterlinge selbst. Die der Vläulinge (z. B.
des Eichenfalters, s. Tafel: Raupen, Fig. 5) scben
aus wie Asseln, andere, wie die zahlreicher Klein-
schmctterlinge, aber auch die der Eackträger (z. B.
des großen Sacktrügers, Fig. 2), bauen sich Hülsen
aus allerlei abgenagten Fremdkörpern. Es giebt
unter den N. sehr sonderbare, bisweilen sebr schön
gezeichnete, glatte und behaarte. Die lebbaft bunte
Zeichnung ist meist eine Schreckfarbe (s. d.), z. V. bei
der des Schwalbenschwanzes (Fig. 11), der Mönchs-
eule (Fig. 13), des Stachclbeerspanners (Fig. 14),
von 8z)intU6i'0p8 8p6cti'um (Fig. 20) und der Wid-
derchen (Fig. 19). Die Haare vieler erzeugen durch
ihre Widerhaken in der Haut Brennen und selbst
Ausschla'ge, beim Einatmen sogar bösartige Krank-
heiten der Atmungsorgane. Bei manchen (z. B. bei
der des Wiener Nachtpfauenauges, Fig. 15) stehen
sie einzeln und dienen vielleicht zum Abhalten von
Schlupfwespen. Für die kolbenförmigen Anhänge
der seltenen Raupe der Erleneule (^ci-onMa. ^Ini,
Fig. 16) hat man keine Erklärung, zumal sie meist
von Schlupfwespen angestochen ist. Bei den R. von
Tagfaltern (z. B. bei der des großen Perlmutter-
falters, Fig. 17) finden sich häufig feste Dornen. Die
R. der meisten Schwärmer (z. B. die des großen
Weinschwärmers, Fig. 1 u. 1a) haben oben auf dein
letzten Hintcrleibsring ein Horn. Einige R. der Tag-
falter (z. B. des Schwalbenschwanzes, Fig. 11) haben
zwischen dem Kopf und dem ersten Leibesring eine
gegabelte Drüse, die vorstülp bar ist und einen starken
Geruch entwickelt, ebenso kann die Raupe des Gabel-
schwanzes (Fig. 12) aus den umgebildeten Nachschic-
bern je einen fadenförmigen roten Drüsenschlauch
hervorstülpen, der stark nach Salicyl riecht. Lluher-
lich unterscheidet man an den N. den Kopf mit auf
jeder Seite fünf bis sechs, in einen Kreis gestellten
Augen, den scharfen Kauwerkzeugen und an der
Unterlippe einem Spinnorgan, mittels dessen sich
viele zur Verpuppung eine Hülle (Cocon) verfertigen.
Viele R. sind nächtlich, wie die der Ordensbänder
(z. B. der Vrauteule, Fig. 8), andere leben sebr ver-
steckt (z. B. wie die des Damenbretts, Fig. 18). An den
Seiten der 12 Leibesringe befinden sich 9 Paar Luft-
löcher oder Tracheenöffnungen. Die vordern 6 Beine
(Brustbeine) sind hornig gegliedert, haben Krallen
und entsprechen den Beinen des Schmetterlings;
die übrigen vier bis zehn häutigen Beine beiyen
Bauchbeine oder Bauch süße und die am letzten
Leibesringe Nach schieb er: diese sind oft beson-
ders gestaltete gabelartige Anhänge (z. B. bei der
Naupe des Vuchenspinners, 3wui-oM3 la^i ^.,
Fig. 6, und beim Gabelschwanz, Hai-p^ia, vinul^ ^.,
Hig. 12), bei ll^docainpa Ni1bau86i-i ^ab. (Fig. 7)
sind sie rudimentär. Bauchbeine sowohl als Nach-
schieber verschwinden bei der Verpuppung. Die mei-
sten Schmetterlingsraupen haben außer den Nach-
schiebern vier Paar Bauchfühe; wenn weniger vor-
handen sind, nehmen die R. einen eigentümlichen,
spannenden Gang an, weshalb sie auch Spanner
chicrbcr die Raupe vom Frostspanner, Fig. 9, von
I^iMULciH odionAatN, Fig. 10, und vom Stachcl-
beerspanner, Fig. 14) genannt werden. Manche sehen
in der Jugend wesentlich anders aus wie im aus-
gebildeten Zustande, so hat die des Nagelflecks jung
(Fig. 4a,) ziemlich lange stachelartige Anhänge, die
sie im Alter (Fig. 4d) verliert. Verschiedene nehmen,
wenn man sie beunruhigt, sog. Drohstellungen an,
indem sie den vordern und hintern Teil des Körpers
emporheben (s. die vom Buchenspinner, Fig. 6, und
die von l^opuoptßi-^x c^ni6iinH>3ieP/t.,Fig.3). Das
Innere der Raupe birgt, mit Ausnahme der noch
unentwickelten Geschlechtswerkzeuge, beinahe alle die
Eingeweide, die dem Schmetterling einst unentbehr-
lich und; nur befolgen sie andere Verhältnisse. Viele
N. sind schädlich, manche richten durch ihre Anhäu-
fung in Wäldern, Gürten, Feldern, in Vorräten und
Kleidungsstosfen Zerstörungen an. Nützlich sind nur
einige Spinner, wie namentlich der Seidenspinner.
Raupen, die Gradabzeichen an den Epauletten
(s. d.) der Generale und Admirale in der deutschen
Armee und Marine.
Raupenfackel, s. Gartengeräte (Bd. 7, S.556d).
Raupenfliegen oder Schnellfliegen slaelii-
uiime), eine Unterfamilie der Gemeinfliegen, kräftig
gebaute, schwarze oder graue, am Hinterleib öfters
rotgelb gezeichnete Fliegen, die durch ihren hastigen,
unsteten Flug auffallen. Sie legen ihre Eier an
andere Insekten, besonders an Schmetterlingsrau-
pen, in denen die Larven schmarotzen. Eine der be-
kanntesten Arten ist ^cliinom^ia. köra ^v. (s. Tafel:
Insekten III, Fig. 6.).
Raupenhelm, s. Helm (Bd. 9, S. 18).
Raupenleim, zum Fangen und Vertilgen von
Raupen, die den Bäumen schaden, dienende Kleb-
masse, welche in derselben Weise wie der Vrumata-
leim (s. d.) angewendet wird. R. dient ganz beson-
ders zur Bekämpfung des Kiefernspinners (s. d.).
Man stellt den R. gewöhnlich dar aus Kolophonium
(36Proz.), Baum- oder Rüböl (36), Fichtenharz
(20), Holzteer (5) und gemeinem Terpentin (3 Proz.).
Raupenscheren, s.Gartengeräte (Bd.7,S.556 3.).
Raupp, Karl, Maler, geb. 2. März 1837 in
Darmstadt, war seit 1856 Schüler Jak. Beckers am
Städelschen Institut in Frankfurt, seit 1859 K. von
Pilotys an der Münchener Akademie. 1868-78
war er Professor an der Kunstgewerbeschule zu Nürn-
berg, 1883 wurde er Lehrer an der Münchener Aka-
demie, wo er noch als Professor thätig ist. Von
seinen Bildern befinden sich in öffentlichen Galerien:
Heimlicher Abschied (Darmstadt), Vom Sturme ge-
jagt (1885; Dresden), Schlimme Überfahrt (Mann-
beim), Friede (Berlin); neuerdings malte er unter
anderm: Auf der Heimfahrt, Heimfahrt der Kloster-
schule (1892), Irmingards Ankunft auf Frauen-
chiemsce (1893), In höherm Schutz (1894).
Rauracienne (srz., spr. rorahienn), ein roter
Azofarbstoff, eine Art Echtrot (s. d.).
Rauraeischcs Gebirge (Nont68 Rauräci),
s. Abnoba.
Rauriker, Rauraker, ein altkelt. Volk im
obern Elsaß und in Basel-Land, nördlich von den
^equancrn und nordwestlich von den tzelveüern