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Räumer - Raupen (zoologisch)
suchen" (Erlangen 1861) und den "Gesammelten
sprachwissenschaftlichen Schriften" (Franks, a. M.
1863). 1875 wurde R. vom preuh. Kultusminister
mit Ausarbeitung eines Entwurfs zur Feststellung
einer allgemeinen deutschen Rechtschreibung beauf-
tragt, der bei dm Verhandlungen der 1876 berufe-
nen Konferenz zu Grunde gelegt wurde. Er vertrat
seinen Standpunkt, daß die Orthographie lediglich
phonetisch, nicht historisch sein müsse, auch in meh-
rern kleinen Aufsätzen und Broschüren.
Räumer, Werkzeug, s. Reibahle.
Raumkubikmeter, s. Raummeter.
Raumkurveu, die Kurven doppelter Krüm-
mung. Sie lassen sich wie die ebenen Kurven geo-
metrisch, mechanisch und analytisch definieren. Man
teilt sie ein in transcendente und algebraische. Die
Gleichungen einer Raumkurve stellt man meistens so
dar, daß man die lausenden Koordinaten x, ^, 2 als
Funktionen einer Hilfsgröße t ansetzt: alsdann er-
geben sich fürTangente, Normalebene, Schmiegungs-
ebene, erste und zweite Krümmung, Bogen übersicht-
liche Difserentialformeln. Andere Eigenschaften der
R. liefert die Differentialgeometrie durch Unter-
suchung der Kurven auf den Flächen (geodätische
Linien, Krümmungslinien u. dgl.). Daneben aber
lassen sich die R. als Durchdringungskurven alge-
braisch oder rein geometrisch behandeln, wobei indes
zu beachten ist, daß der Durchschnitt zweier Flächen
häufig neben der zu betrachtenden Naumkurve
fremde, abzusondernde Elemente ergiebt. Jede
Raumkurve läßt sich als Schnitt zweier Cylinder
auffassen und ist somit durch zwei Projektionen be-
stimmt. Doch können in diesen Projektionen ausge-
zeichnete Punkte, Tangenten enthalten sein, die in
der Raumkurve selbst fehlen (scheinbare Dop-
pelpunkte). Die Tangenten einer Raumkurve bil-
den eine abwickelbare Fläche. Eine der einfachsten
R. ist die Schraubenlinie. - Vgl. Schell, Allgemeine
Theorie der Kurven doppelter Krümmung in rein
geometr. Darstellung (Lpz.1859); Salmon, Analy-
tische Geometrie des Raums (deutsch von Fiedler,
3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1879-80).
Raummeter (rm), Naumkubikmeter, ein in
der Forstwirtschaft gebräuchliches Raummaß sür die
in Stößen geschichteten Hölzer (Scheite, Knüppel,
Stöcke u. s. w.); es ist ein Holzstoß, in dem die Holz-
stücke samt den unvermeidlichen Zwischenräumen
einen Kubikmeter Raum einnehmen. Nach Länge
und Gestalt der einzelnen Stücke ist das Verhältnis
der Zwischenräume zur festen Holzmasse sehr verschie-
den, so enthält z. V" 1 rm Scheitholz etwa 0,70 bis
0,80 lui (Festmeter, s. d.), während 1 rin Stockholz
mit 0,45 lm verrechnet werden kann. Über diese Ver-
hältniszahlen sind durch den Verband der deutschen
forstlichen Versuchsanstalten ausgedehnte Unter-
suchungen angestellt worden; die gewonnenen Re-
sultate wurden von Vaur in dem Werk "Unter-
suchungen über den Fcstgchalt und das Gewicht des
Schichtholzes und der Rinde" (Augsb. 1879) über-
sichtlich zusammengestellt und verarbeitet. Für den
Gesamtabschluh der forstlichen Rechnungen zum
Zwecke der Vergleichung des Hiebssatzes mit der
wirklich geschlagenen Holzmasse werden die R. mit
Ausnahme des Stockholzcs auf lm reduziert.
Räumnadel, s. Bergbau (Bd. 2, S. 757 a).
Raumo, Stadt im sinn. Län L'lbo-Vjörneborg,
am Bottnischen Meerbusen, hat (1894) 4010 E.,
Post, Telegraph, alte Kirche, Seehafen und Handel.
R. hatte 1441-1538 ein Franziskanerkloster mit
einer berühmten Klosterschule (^oiis^win Rau-
M6N86). Auch war es früher bekannt durch seine
Spitzenindustrie.
Raumoktant, s. Oktant.
Raumsinn, die Fähigkeit des Auges, mehrere
Lichteindrücke gleichzeitig und räumlich verschieden
zu empfinden.
Raumsystem, das sog. natürliche Tarifsystem,
s. Eisenbahntarife (Bd. 5, S. 898 a).
Räumte, im Seefrachtwesen der für Versendun-
gen verfügbare Schiffsraum; so sagt man z. B., daß
in einem Seehafen die Frage nach R. augenblicklich
bedeutend oder gering fei.
Räumungsschlag, Abtriebsschlag, in der
Forstwirtschaft die Entfernung der letzten alten
Samen- oder Schutzbäume beim Femelschlagbetrieb
(s. d.). Der N. findet meist nicht auf einmal, sondern
allmählich statt und beginnt dann, wenn der junge
Nachwuchs groß und kräftig genug ist, um den Schutz
des Altholzes entbehren zu können. Eine länger an-
dauernde Beschirmung wirkt nachteilig auf den Zw
wachs des jungen Bestandes.
Raupach, Ernst Benjamin Salomo, dramat.
Dichter, geb. 21. Mai 1784 zu Straupitz bei Liegnitz,
studierte von 1801 bis 1804 zu Halle Theologie,
war dann bis 1814 in Ruhland als Erzieher thätig
und wurde 1816 bei der Petersburger Universität
als Professor der deutschen Litteratur und dann auch
der Geschichte angestellt. Infolge einer 1821 über
ihn und einige feiner Kollegen verhängten Unter-
suchung verließ er 1822 Rußland, machte hieraus
eine Reise nach Italien und ließ sich 1824 in Berlin
nieder, wo er bis zu seinem 18. März 1852 erfolgten
Tode für die Bühne thätig war. Eine Frucht seiner
Reise waren "Hirsemenzels Briefe aus und über
Italien" (Lpz. 1823). R. hat die Berliner Hofbühne
seit 1820 über zwei Decennien allmächtig beherrscht,
zumal durch seine Tragödien, unter denen etwa "Die
Fürsten Chawansky" (1818), "Der Liebe Zauber-
kreis" (1824), "Die Leibeigenen, oder Isidor und
Olga" (1820), "Rafaele" (1828), "Der Nibelungen
Hort" (1834), "Die Schule des Lebens" (1841),
"Cromwell", Trilogie (1841-44), hervorzuheben
sind; selbst einen Cyklus dramat. Dichtungen über
die Geschichte der Hohenstaufen (8 Bde., Hamb. 1837
-38) konnte er seinem treuen Publikum zumuten;
sein Volksdrama "Der Müller und sein Kind" ist
noch heute nicht von den Bühnen verschwunden. Von
seinen Lustspielen sind besonders zu nennen: "Kritit
und Antikritik", die prächtigen "Schleichhändler"
(auch in Neclams "Universalbibliothek"), "Der Zeit-
geist", "Das Sonett", "Denk' an Cäsar" und "Schelle
im Monde"; die Typen Schelles und Tills gehen
wirksam durch mehrere dieser Possen durch. Seine
gesammelten Dramen erschienen u. d. T. "Dramat.
Werke ernster Gattung" (1l> Bde., Hamb. 1830-43)
und "Dramat. Werke komischer Gattung" (4 Bde.,
ebd. 1829-35). N. besaß sprachliche und metrische
Gewandtheit, große Kenntnis der Bühnenmittel so-
wie Sinn für das Eindrucksvolle und wußte sich,
ohne irgendwie ein schöpferischer Geist zu sein, durch
diese Vorzüge lange Zeit den Beifall des Publikums
zu bewahren. - Vgl. Pauline Raupach, R., eine
biogr. Skizze (Berl. 1853).
Raupen (I^i-nc^e), die Larven der Schmetterlinge.
Im gemeinen Leben werden manche Larven (s. d.)
für R. angefehen, aus denen sich Käfer oder andere
Insekten, namentlich Vlattwespen, entwickeln. Die
Raupe kriecht sehr klein aus dem Ei, wächst aber