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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ravennaschlacht - Rawlinson

Ravennaschlacht, soviel wie Rabenschlacht (s. d.).

Ravensāra, Nuces caryophyllatae oder Nelkennüsse, die etwa walnußgroßen Samen des in Madagaskar einheimischen Baumes Agatophyllum aromaticum W., aus der Familie der Lauraceen (s. d.). Sie haben einen den Gewürznelken ähnlichen Geruch und Geschmack und dienen wie diese zum Würzen von Speisen.

Ravensberg, vielbesuchter, 660 m hoher Berg im Südharz, nordwestlich von Sachsa.

Ravensberg, ehemalige Grafschaft im Westfälischen Kreis, jetzt zum preuß. Reg.-Bez. Minden gehörig, war früher Besitz der gleichnamigen Grafen, die 1346 ausstarben, und kam durch Erbschaft an Jülich, worauf es 1614 durch den Vergleich zu Xanten und nach Entscheidung des Jülich-Cleveschen Erbfolgestreites 1666 endgültig an Kurbrandenburg fiel. R. hatte zur Hauptstadt Bielefeld und zerfiel außer dieser und der Stadt Herford in die Ämter Sparrenberg, R., Limberg und Vlotho. Die Grafschaft entspricht den jetzigen Kreisen Bielefeld, Herford und Halle. - Vgl. Lamey, Geschichte der alten Grafen von R. (Mannh. 1779); Vormbaum, Die Grafschaft R. (Lpz. 1864); Fricke, Geschichte der Stadt Bielefeld und der Grafschaft R. (Bielef. 1887); Spannagel, Minden und R. unter brandenb.-preuß. Herrschaft 1648-1719 (Hannov. und Lpz. 1894).

Ravensberg, Etienne Charles de, Pseudonym des franz. Historikers Brasseur de Bourbourg (s. d.).

Ravensburg. 1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 445,50 qkm und (1890) 39464 (20221 männl., 19243 weibl.) E., 1 Stadt und 22 Landgemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt R., am Schussen, an der Linie Ulm-Friedrichshafen der Württemb. Staatsbahnen und der Nebenlinie R.-Weingarten (4,4 km) der Lokalbahn-Aktiengesellschaft, Sitz des Oberamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Stuttgart) mit 8 Amtsgerichten (Biberach, Leutkirch, R., Riedlingen, Saulgau, Tettnang, Waldsee, Wangen), eines Amtsgerichts, einer Reichsbanknebenstelle, Handels- und Gewerbekammer, hat (1890) 12267 (5855 männl., 6412 weibl.) E., darunter 2936 Evangelische, Post, Telegraph, alte Festungswerke und Türme, Krieger- und Kaiser-Wilhelm-Denkmal, 2 kath. und 1 evang. Kirche, 2 ehemalige Klöster, Rathaus im mittelalterlichen Stil, Gymnasium, Realschule, höhere Mädchenschule, kath. Mädcheninstitut, reiches Hospital; Flachs- und Hanfspinnereien, Baumwoll- und Leinwebereien, Gerbereien, Färbereien, Bleichereien, Fabriken für Maschinen, Parkett, Möbel, Pinsel, Papier, Spielkarten, Malz und Wachswaren, Brauereien, Mehl-, Öl-, Loh- und Sägemühlen, Acker-, Hopfen-, Wein- und Obstbau, Frucht- und Viehhandel. Im südl. Teile der Stadt die Veitsburg, 1892 teilweise restauriert, in der Heinrich der Löwe geboren wurde. - Stadt und Burg wurden von Welf II., Grafen von Altdorf (gest. 1030), erbaut. 1180 kam R. an die Hohenstaufen und wurde unter Rudolf von Habsburg Freie Reichsstadt; 1803 kam die Stadt an Bayern und gehört seit 1810 zu Württemberg. - Vgl. Hafner, Geschichte von R. (Ravensburg 1887).

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Ravensburg, Göler von, bad. Militärschriftsteller, s. Göler von Ravensburg.

Ravin (frz., spr. -wäng), früher in der Militärsprache viel gebrauchter Ausdruck für Mulde, Schlucht, Vertiefung, überhaupt für eine Bodengestaltung, die ein Hindernis für die Bewegung von Truppen bildet, oder in der Truppen Deckung finden.

Rawaiwai, s. Tubuai-Inseln.

Rawalpindi, Stadt in der indobrit. Provinz Pandschab, in 520 m Höhe, am rechten Ufer des Sohan gelegen, Station der Eisenbahn Lahaur-Pischawar, hat mit der starken Garnison (1891) 73795 E. (nur 22752 Frauen), darunter 29264 Hindu, 32787 Mohammedaner, 6072 Christen; bedeutenden Handel mit Kaschmir.

Rawa Ruska. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1401,12 qkm und (1890) 95110 (46728 männl., 48382 weibl.) meist ruthen. E. in 72 Gemeinden mit 463 Ortschaften und 66 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke Niemirów, R. R. und Ubnów. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (616,51 qkm, 45872 E.), an der zum Bug gehenden Rata, der Linie Jaroslau-Sokal der Österr. Staatsbahnen und der Eisenbahn Lemberg-Bełzec, hat (1890) 5863, als Gemeinde 7475 E., darunter 3900 Israeliten, ehemaliges festes Schloß, jetzt Reformatenkloster.

Rawdon (spr. rahd’n), brit. Staatsmann und Feldherr, s. Hastings, Francis.

Rāwī, Fluß im Pandschab (s. d.), entspringt unter 32° 26' nördl. Br. und 77° östl. L. und mündet nach 720 km in den Tschinab. An ihm liegt Lahaur (s. d.). Über die frühern Namen s. Hydaspes.

Rawitsch. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 495,34 qkm und (1890) 49320 (23664 männl., 25656 weibl.) E., 6 Städte, 79 Landgemeinden und 56 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis R., an der Linie Posen-Breslau der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Lissa) und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 12437 (6704 männl., 5733 weibl.) E. (600 Polen), darunter 3154 Katholiken und 875 Israeliten, in Garnison das 1., 2. und 4. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 50, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Synagoge, schönes Rathaus, Kriegerdenkmal, Realgymnasium, simultanes Schullehrerseminar, Strafanstalt, Gasbeleuchtung, Schlachthof; Fabrikation von Schnupftabak, Cigarren, Kämmen, Teppichen, Öl, landwirtschaftlichen Maschinen, Eisenwaren und Knochenmehl, Maschinenbau- und Holzbearbeitungsanstalten, Bau- und Möbeltischlereien, Brauereien, Roßhaarspinnerei, Gerbereien, Dampfsägemühlen, Windmühlen und Handel mit Getreide, Vieh, Häuten, Bau- und Brennholz und Wein. - R. wurde 1632 von evang. Schlesiern gegründet. In der zweiten poln. Teilung 1793 kam es an Preußen, gehörte 1808-15 zum Herzogtum Warschau und kam dann wieder an Preußen.

Rawlinson (spr. rahlins’n), Sir Henry Creswicke, engl. Archäolog, geb. 11. April 1810 zu Chadlington in Oxfordshire, diente 1826-33 bei der brit. Armee in Ostindien und erhielt 1840 den Posten eines brit. Residenten in Kandahar, wurde für seine Thätigkeit im afghan. Kriege zum Major befördert und 1844 zum Konsul in Bagdad ernannt. Nachdem er schon 1835 lebhaftes Interesse für das Studium der Keilschriftdenkmäler Mesopotamiens gewonnen hatte, 1837 und 1839 in wissenschaftlicher Korrespondenz mit Burnouf und Lassen getreten war und 1839-41 interessante Forschungen über die Lage des alten