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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Reichenbach; Reichenberg; Reichenbrand; Reichenhall

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Reichenbach (Moritz von) - Reichenhall

beschrieb er in dem Werke «Geolog. Mitteilungen aus Mähren» (Wien 1834). Außerdem hat sich R. auch um die Lehre von den Meteorsteinen (von denen er eine ausgezeichnete Sammlung besaß) große Verdienste erworben. Später zog er besonders durch seine Untersuchungen über das sog. Od (s. d.) die Aufmerksamkeit des Publikums, zugleich aber auch die Gegnerschaft der Physiker auf sich. Er behandelte und verteidigte diesen Gegenstand unter anderm in den Schriften «Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektricität, der Wärme, des Lichts u. s. w. in ihren Beziehungen zur Lebenskraft» (2 Bde., 2. Aufl., Braunschw. 1850), «Odisch-magnetische Briefe» (Stuttg. 1852; 2. Aufl. 1856), «Der sensitive Mensch und sein Verhalten zum Ode» (2 Bde., ebd. 1854), «Die Pflanzenwelt in ihren Beziehungen zur Sensitivität und zum Ode» (Wien 1858), «Aphorismen über Sensitivität und Od» (ebd. 1866), «Die odische Lohe und einige Bewegungserscheinungen als neu entdeckte Formen des odischen Princips» (ebd. 1867).

Reichenbach, Moritz von, s. Bethusy-Huc, Valeska.

Reichenberg. 1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt R., in Böhmen, hat 314,10 qkm und (1890) 74297 (35978 männl., 38319 weibl.) meist deutsche E. in 56 Gemeinden mit 79 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Kratzau und R. – 2) R., czech. Liberec, Stadt mit eigenem Statut, die drittgrößte Stadt Böhmens, 12 km von der sächs. und 20 km von der preuß. Grenze, an der Görlitzer Neisse, am Fuße des Jeschkenbergs und an den Linien Josephstadt-R.-Seidenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, R.-Tannwald (24 km) der R.-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn und R.-Zittau (27 km) der Sächs. Staatsbahnen, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (144,83 qkm, 48809 E.), Kreisgerichts, Hauptzoll- und Hauptsteueramtes, königlich sächs. Nebenzollamtes erster Klasse, einer Handels- und Gewerbekammer sowie des Kommandos der 55. Infanteriebrigade, hat (1890) 30890 (15237 männl. und 15653 weibl.) meist deutsche E., in Garnison 3 Bataillone des 36. böhm. Infanterieregiments «Reichsgraf Browne», und das 12. Feldjägerbataillon. R. besteht aus fünf Stadtteilen und hat acht Plätze, ein Denkmal Kaiser Josephs ⁡⁡Ⅱ., eine schon 1360 genannte, 1884 umgebaute Stadtkirche, seit 1885 Erzdekanatkirche, eine 1696 erbaute, 1753 erweiterte und 1892 renovierte Kreuzkirche mit Altarblatt von Dürer, neue St. Vinzenz- und Paulkirche (1887), schöne evang. Kirche (1864‒68), Synagoge (1889), gräfl. Gallassches Schloß, 1582 erbaut, 1850 erweitert, neues Rathaus (1892), großes Kreisgericht, Stadttheater (1882), Liebiegs Palais, ein nordböhm. Gewerbemuseum, eine Turnhalle, ein Genossenschaftshaus der Tuchmacher, das Rudolfversorgungshaus (1869), Armen- und Siechenhaus, Stephanshospital (1848 erbaut). Von Unterrichtsanstalten bestehen eine Staatsgewerbeschule mit chem. Laboratorium, ein Staatsobergymnasium mit Unterrealschule (1837 als Realschule gestiftet), Fachschule für Weberei (1852 errichtet), Lehrerbildungsanstalt, höhere Handels-, landwirtschaftliche Winter-, Knaben- und Mädchenbürgerschule und Fortbildungsschulen. Die Reichenberger Sparkasse ist 1854, die Gemeindesparkasse 1892, die Filiale der k. und k. privilegierten Nationalbank in Wien 1856, die Pfandleihanstalt 1868 und die Reichenberger Bank 1872 gegründet. Letztere besteht seit 1888 als Filiale der Böhmischen Unionbank (s. Tafel: Bankgebäude Ⅰ, Fig. 2). Hauptgegenstand der Industrie der Stadt und der Umgebung (die Dörfer Rochlitz, Katharinenberg, Proschwitz, Maffersdorf u. s. w.) ist Fabrikation von Tuchen, Schafwollwaren, Teppichen und Wollwaren. Die Tucherzeugung war schon zu Anfang des 15. Jahrh. eingebürgert; 1605 wurde die erste Färberei errichtet. Die Schafwollindustrie hat sich sehr schnell gehoben, seit J. G. Berger 1798 die erste Fabrik erbaute und 1806 die ersten Maschinen ausstellte, hauptsächlich aber durch die Errichtung der großartigen J. Liebiegschen Fabrik (1828). R. liefert jährlich Tuch im Wert von mehrern Millionen Gulden. Der Handelskammerbezirk zählte (1890) 37 Streichgarnspinnereien (72174 Arbeiter), 57 Streichgarnwebereien, 47 Kammgarnspinnereien, 4 Teppichfabriken, 58 Baumwoll-, 29 Baumwollabfallspinnereien, 113 Baumwollwebereien, 24 Flachsspinnereien und 20 Leinenzwirnereien. Ferner bestehen eine Brauerei in R. und eine Malzfabrik in Maffersdorf, sowie mehrere Krempelbelag- und Maschinenfabriken. – Bei R. erstürmten 21. April 1757 die Preußen unter dem Prinzen von Bevern das österr. Lager unter Königseck. – Vgl. Herrmann, Geschichte der Stadt R. (Bd. 1, Reichenberg 1863); Hallwich, R. und Umgebung (2 Bde., ebd. 1872‒74); Jarisch, Führer durch R. und Umgebung (ebd. 1882); Hübler, Führer durch R. und Umgebung (ebd. 1883).

^[Abb. Wappen von Reichenberg]

Reichenberg, Burg bei Backnang (s. d.).

Reichenbrand, Dorf in der Amtshauptmannschaft Chemnitz der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, 7 km im SW. von Chemnitz, hat (1890) 2917 E., darunter 32 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; Fabrikation von Strumpfwaren, Handschuhen, Tüchern, Shawls und Schreibfedern, Ziegelei.

Reichenhall, Bad R., Stadt im Bezirksamt Berchtesgaden des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der zur Salzach gehenden Saalach, in 474 m Höhe, an der Linie Salzburg-R. (21,2 km) und der Nebenlinie R.-Berchtesgaden (18,9 km) der Bayr. Staatsbahnen, liegt in wildromantischer Gegend und ist nach drei Seiten von Bergen, dem Untersberg (1975 m), Lattengebirge (1737 m), der Reiteralpe oder Reitalm (1970 m), Sonntagshorn (1962 m) und Hohen Stauffen (1773 m), umgeben. Die Stadt, seit dem großen Brand von 1834 neu aufgebaut, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Traunstein), Hauptzoll- und Hauptsalzamtes, Bezirksgremiums und königl. Badekommissars und hat (1890) 3791 E., darunter 147 Evangelische, Post, Telegraph, zwei Forstämter, roman. Hauptkirche mit Fresken von M. von Schwind, neue evang.Kirche und altes Schloß Gruttenstein (513 m). Von Bedeutung ist R. als Vereinigungspunkt für die vier großen oberbayr. Salinen (Berchtesgaden, R., Traunstein, Rosenheim), die durch gewaltige Solenleitungen verbunden sind. Die ältesten Urkunden von der Saline zu R. reichen bis ins 8. Jahrh. Wegen Holzmangel wurde schon 1618 eine Solenleitung von R. nach Traunstein angelegt und 1809 nach dem holzreichen Rosenheim (79620 m) am Inn weiter geführt. Durch eine ähnliche Leitung ist seit 1816 R. mit den Salzbergwerken von Berchtesgaden (28392 m) verbunden. Gegenwärtig wird der Über- ^[folgende Seite]