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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rei vindicatio - Rekapitulation
Rsi vinäioHtio (lat.), Eigentumsklage, s. Vin-
dikation.
Reiz, in der Physiologie jede Einwirkung, durck
die Lebewesen oder deren Teile veranlaßt werden,
aus dem Zustande der Ruhe in den mit bestimmten
Wandlungen des Energievorrates verknüpften Zu
stand der Erregung zu geraten. Unerläßliche Vor
aussetzung ist dabei, daß die Arbeit, welche der "Reiz"
an den erregbaren Gebilden leistet, in gar keiner
festen Beziehung zu deren Leistungen steht. Am
häufigsten findet sich der Fall, daß die Arbeit des
R. sehr viel kleiner ist als die von dem erregten Ge-
bilde geleistete, ein Vorgang, den man als Aus-
lösung zu bezeichnen pflegt. So kann z. B. die Ar-
beit des Muskels vielhundertmal größer sein als
die des zugeführten R.
Reizbarkeit, Erregbarkeit, Irritabili-
tät, nach physiol. Sprachgebrauch die Fähigkeit
aller Lebewesen oder deren Teile, durch mechanische,
elektrische oder chem. Einwirkungen, sog. Reize (s.d.),
in Thätigkeit zu geraten. In der Pathologie ver-
steht man darunter wohl auch eiue besondere, ab-
norme Empfindlichkeit der Organe, derart, daß ge-
ringfügige Einwirkungen starke Äußerungen und
Störungen wachrufen.
Reizbewegungen, alle Bewegungen pflanz-
licher Organe, die infolge eines irgendwie ausgc-
übten Reizes eintreten. Sieht man von dem Ein-
flüsse des Lichts und der Schwerkraft auf das Wachs-
tum der Pflanzen ab, so lassen sich zwei Formen von
R. unterscheiden, solche, die durch mcchau. Berührung
oder durch einen plötzlichen Stoß hervorgerufen, und
solche, die als Folge chem. Einwirkung zu betrachten
sind. Eine der bekanntestell N. der ersten Gruppe ist
die der Mimose (s. d.). Die Bewegungen werden er-
möglicht durch Gelenke (s. Tafel: Leguminoscn III,
Mimosaceen, Fig. 3 L c) am Grunde der sich be-
wegenden Teile; durch den Reiz wird auf eine bisher
nicht aufgeklärte Weise die Filtrationsfähigkcit der
Protoplasmaschläuche in der einen Seite jener Ge-
lenke bedeutend erhöht und der hydrostatische Druck
in den Zellen vermindert. Das dabei austretenoc
Wasser gelangt indieIntercellularräume und pflanzt
durch seine Bewegung in diesen Räumen den Nei,;
auf weiter entfernt liegende Partien fort. Da aucb
Wasser hierbei in das Gefäßsystem übertritt, so wird
diese Fortpflanzung des Reizes noch beschleunigt,
so daß bei kräftigem Stoße oder stärkerer Verletzung
eines Fiederblättchens nach kurzer Zeit die sämt-
lichen Blätter der Pflanze die R. ausführen. Bei
mehrern der sog. fleischfressenden Pflanzen finden
ebenfalls R. statt an den Vlattorganen, die die
auf Blätter jener Pflanzen gelangten Körper fest-
halten und umschließen sollen. (Näheres s. Insekten-
fressende Pflanzen.) übrigens hängt bei den Be-
wegungen dieser Pflanzen die Dauer derselben von
der chem. Beschaffenheit der reizausübenden Gegen-
stände ab, so daß zugleich auch chcm. Reize thätig
sind, obwohl die Bewegung selbst durch Kontakt-
reize eingeleitet wird. Die Bewegungen der Ranken
und rankcnähnlichen Blattstiele, welche zum Um-
fassen einer Stütze dienen, sind ebenfalls als 3t. auf-
zufassen und werden ähnlich wie die Bewegungen
von ^linioä^ durch Änderungen in der Turgescenz
der gereizten Gewebe eingeleitet. (S. Ranke.) Chem.
Reize können nach neuern Untersuchungen auch die
Bewegungen der Epcrmatozoiden der Gefäßkrypto-
gamen und Moose sowie die der Bakterien und ge-
wisser niederer Algen modifizieren, indem die Be-
wegungsrichtung durch bestimmte Substanzen, die
sich im Wasser verbreiten, geändert wird. So werden
z. B. die Spermatozoiden durch Stoffe, die bei der
Reife der Archegonien aus diesen austreten, gewisser-
maßen angelockt und dringen in die Eizelle ein. Bei
Batterien können die Bewegungsänderungen durch
bestimmte Nährstoffe hervorgerufen werden.
Reizenstein, Franziska, Baronin von, Schrift-
stellerin unter dem Pseudonym Franz von Nem-
mersdorf, geb. 19. Sept. 1834 zu Augsburg,
heiratete 1849 den Frcihcrrn August von R., waro
1856 Witwe und lebt seitdem meist in München.
Von ihren Werken seien genannt: die Romane
"Unter den Ruinen" (4 Bde., Lpz. 1861), "Doge
und Papst" (2 Bde., Vresl. 1864), "Unter den Waf-
fen" (3 Bde., Verl. 1868), "Die Verworfene und die
Reine" (ebd. 1872), "Gebt Raum!" (3 Bde., Dresd.
1880), die sociale Studie "Der Kamps der Geschlech-
ter" (2. Aufl., Lpz. 1892) und der Roman "Das
Rätsel des Lebens" l2 Bde., ebd. 1894).
Reizfieber, s. Fieber (Bd. 6, S. 777 a).
Reizker, Rietschling oder Hirschling heißen
in der Sprache des Volks einige Arten der Pilz-
gattung i^ctarinZ (s. d.).
Reizmittel, s. Analeptika.
Rej, Mikotaj, poln. Schriftsteller, geb. 4. Febr.
1505, der erste namhafte Schriftsteller in poln.
Sprache, fpielte in der Ausbreitung des Protestan-
tismus in Polen eine entscheidende Rolle durch zahl-
reiche Schriften in der Landessprache sowie durch
das öffentliche Eintreten für den neuen Glauben
und seine Bekenncr. Er starb 1569. Dem Zuge der
Zeit nach war er im wesentlichen Didaktiker und
entnahm den Inhalt fremden Quellen (dem "^oäia-
cu8" des Palingenius u. a.). Gegen das Ende sei-
nes Lebens wandte sich R. mehr der Prosa zu. Unter
den erhaltenen Poet. Schriften ragen hervor das
biblische Iosephdrama (Krak. 1545), "^Vixeruiik
ntH8ii7" (ebd. 1558 u. ö.; Neudruck, Warsch. 1881
-88; in 12000 Langversen Morallchrcn, die Philo-
sophen und Gottheiten in den Mund gelegt werden),
"Z>vi<3r2vnioc" ("Tiergarten", Krak. 1562; Verse auf
Familien, Stände u. dgl., mit einem Anhang urderber
Faceticn). Von den prosaischen ist neben einer gro-
ßen, vielverbreiteten Postille (Krak. 1556 u. ö.) und
einer Auslegung der Apokalypse (ebd. 1565) beson-
ders zu nennen: "^iLi-oi^äto" (ebd. 1568 u. ö.),
das Spiegelbild eines rechtschaffenen Edelmanns.
Rejicieren (lat.), verwerfen, abweisen; Rejek-
tion, Verwerfung, Abweisung; Ncjektorlum,
abweisendes Urteil des Berufungsgerichts.
Reka, Fluß im österr. Küstenland im Karst (s. d.),
ist berühmt durch seinen streckcnweis unterirdischen
Lauf. Bei St. Kanzian zwängt er sich durch eine
Felswand, windet sich in der sog. Kleinen Doline
(trichterförmige Bodcneinsenkung) durch Klippen bis
zu einer Zweiten Felswand, die er ebenfalls m einer
bohen, engen Klamm durchbricht, stürzt aus dieser
in einem schönen Wasscrfall in der Großen Doline
in einen kleinen See, verschwindet dann in einer Fels-
enge, um als Timavo nach 30 km langem unterirdi-
schem Lauf an die Oberfläche zurückzukommen. Die
.höhlen und Grotten, darunter die größte der Ru-
dolfsdom, sind jetzt zugänglich gemacht worden und
sind ebenso interessant wie die Adelsbcrger Grotte.
Rekadenz (neulat.), Rückfall; Hcimfall.
Rekapitulation (lat.), bei den Griechen Ana-
kephalaio sis, eine rhetorische Figur, besteht
darin, daß, besonders bei ausführlichen Beweisen,