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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Richard I.; Richard II.

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Richard I. (König von England) – Richard II. (König von England)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Richard (deutscher König)'

kehrte aber schon im folgenden Mai nach Befreiung vieler Kreuzfahrer und Erbauung der Burg von Askalon über Sicilien, wo er Friedrich II. vergeblich mit dem Papste zu versöhnen suchte, zurück. Später nahm er wieder an einem (unglücklichen) Feldzuge seines Bruders gegen Frankreich teil, geriet aber mit demselben in Streit, scheint 1250 mit Innocenz IV. wegen Übernahme der sicil. Krone verhandelt zu haben und wurde 13. Jan. 1257 von den Erzbischöfen von Köln und Mainz; sowie dem Pfalzgrafen zum deutschen König gewählt, während Trier, Böhmen, Sachsen u.s.w. 1. April Alfons X. von Castilien als Gegenkönig aufstellten. R. war vom Papste begünstigt und wurde 17. Mai 1257 mit seiner (zweiten) Gemahlin Sanchia von Provence zu Aachen feierlich gekrönt. Nachdem er das Rheinland bis Weißenburg hinauf durchzogen hatte, ging er 1259 nach London zurück, um seinen Bruder aus den Händen der engl. Barone zu befreien. 1260 erschien er mit reichen Schätzen abermals in Deutschland, wo er jedoch wieder nur im Westen Anerkennung fand. 1262 belehnte er während seiner dritten, durch die Nachricht von der beabsichtigten Aufstellung eines Gegenkönigs bewirkten Anwesenheit in Deutschland Ottokar von Böhmen außer mit seinen Erblanden Böhmen und Mähren mit Österreich und Steiermark; zugleich bestätigte er die Privilegien mehrerer Reichsstädte und vermehrte den Reichsschatz zu Aachen mit Krone, Scepter, Reichsapfel und kostbaren Gewändern. Die Unruhen in England riefen ihn 1263 wieder dorthin; bei der Niederlage der königl. Truppen zu Lewes 14. Mai 1264 wurde er durch Simon von Montfort gefangen und erhielt erst nach 15 Monaten die Freiheit zurück. R. erschien 1268 noch einmal in Deutschland, hielt 1269 einen Reichstag zu Worms und erließ zweckmäßige Gesetze über den Landfrieden und die Rheinzölle. Da er Witwer geworden, war, vermählte er sich 16. Juni 1269 mit der schönen Beatrix von Falkenburg. Die Ermordung seines Sohnes Heinrich (de Alemannia) durch die Söhne Simons von Montfort 1271 trübte seine letzten Tage. Er starb 2. April 1272 und wurde in der von ihm gestifteten Abtei Hayles beigesetzt. R. war ein durch hohe Eigenschaften ausgezeichneter Charakter und zu seiner Zeit der reichste Fürst der Christenheit. – Vgl. Gebauer, Leben und denkwürdige Thaten Herrn R.s, erwählten röm. Kaisers (Lpz. 1744); Busson, Die Doppelwahl von 1257 (Münster 1866); Koch, R. von Cornwall, Tl. 1: 1209–57 (Dissertation, Straßb. 1887).

Richard I., Löwenherz, König von England (1189–99), geb. 1157 als der Sohn Heinrichs II., war ein ritterlicher und tapferer, aber roher Fürst, der sein ganzes Leben in wilden Fehden im Orient wie in Frankreich verbrachte. Öfter hatte er mit seinen Brüdern gegen seinen Vater in Waffen gestanden, sofort nach seiner Thronbesteigung rüstete er zum Kreuzzug, den er 1190–92 mit Philipp II. August von Frankreich unternahm. Auf dem Wege nach Palästina eroberte er 1191 die Insel Cypern, mit der Guido (s. d.) von Lusignan belehnt wurde. Der an glänzenden Waffenthaten reiche Zug endete ohne dauernden Erfolg (s. Kreuzzüge, Bd. 10, S. 728a). Als R. auf der Heimkehr (Ende 1192) das Gebiet des von ihm schwer beleidigten Herzogs Leopold V. (s.d.) von Österreich betrat, wurde er von diesem überfallen und in Dürnstein, seit Frühjahr 1193 von Kaiser Heinrich VI. in der Burg Trifels ↔ bei Annweiler in enger Haft gehalten, bis das für seine Freilassung geforderte Lösegeld beisammen war (Febr. 1194). Die Erzählung von des Königs Befreiung durch den Sänger Blondel (s. d.) ist in das Gebiet der Sage zu verweisen. Während R.s Abwesenheit hatte sein Statthalter in England, Bischof Wilhelm Longchamp von Ely, durch sein Verhalten die Barone zur Empörung gereizt und war unter Führung von R.s jüngerm Bruder Johann vertrieben worden, ja dieser hatte sich sogar mit Philipp von Frankreich gegen R. verbunden und suchte die Herrschaft an sich zu reißen; nach der Rückkehr des Königs unterwarf er sich jedoch sofort. R.s weitere Regierung erfüllte ein unaufhörlicher Kampf zur Erhaltung seines festländischen Reichs gegen aufständische Große und gegen die Eroberungsgelüste des franz. Königs. Wie er die ersten Jahre seiner Regierung für eine verlorene Sache in Palästina vergeudete, so die letzten in Frankreich für die verlierende Sache des Gesamtreichs seines Hauses. In diesem Kampf ist er gefallen; bei der Belagerung des Schlosses Chaluz bei Limoges tödlich verwundet, starb er 6. April 1199. Der unter ihm beginnende Zerfall des großen Reichs und die steigende Macht der großen Vasallen in England führte unter seinem Bruder Johann (s. d.) zur Katastrophe. – Vgl. Pauli, Geschichte von England, Bd. 3 (Gotha 1853); Chronicles and memorials of R. I. (hg. von Stubbs, 2 Bde., Lond. 1864–65); Apton, Life and times of R.. I. (ebd. 1874); Kate Norgate, England under the Angevin Kings (2 Bde., ebd. 1887); Gruhn, Der Kreuzzug R.s I. Löwenherz (Berl. 1892); Kneller, Des R. Löwenherz deutsche Gefangenschaft (Freib. i.Br. 1893).

Richard II., König von England (1377–99), geb. 7. Jan. 1367 als Sohn des Schwarzen Prinzen Eduard (s. d.), folgte seinem Großvater Eduard III. im Alter von 11 J. Der Kampf höfischer Parteien, der die letzten Jahre des altersschwach gewordenen Eduard III. erfüllt hatte, schien zunächst versöhnlicherer Stimmung Raum zu geben, während des jungen Königs drei Oheime, die Herzöge von Lancaster, York und Gloucester, die Regentschaft führten. Dafür dauerte die neu aufgekommene Macht des Hauses der Gemeinen fort, und da die Kämpfe gegen Frankreich und Schottland immer neue Geldforderungen nötig machten, so war ihr Einfluß 1377–80 in fortwährendem Steigen. Durch eine neu auferlegte Kopfsteuer, die besonders die untern, über ihr Elend längst grollenden Klassen drückte, riefen sie 1381 eine gewaltige an den Namen des Hauptführers Wat Tyler (s. d.) geknüpfte Empörung hervor. Die aufständischen Haufen drangen sogar in London ein, aber dem persönlichen mutvollen Einschreiten des fünfzehnjährigen Königs gelang die Beschwichtigung. Gegen die Zugeständnisse, die er den Empörern gemacht hatte, erhob sich jedoch das Klasseninteresse der im Parlament vertretenen Stände; sie wurden rückgängig gemacht, und ein fast noch vermehrter Druck folgte. So dauerte die Unruhe fort, die religiöse Bewegung der Lollharden kam hinzu, dabei war die Kriegführung gegen Frankreich und Schottland nachlässig und ergebnislos. Unter Führung des Herzogs Richard von Gloucester ging die parlamentarische Opposition mit Anklage und Verurteilung gegen die Großbeamten vor und drängte ihre Leute dem König auf, bis plötzlich 1389 der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 846.