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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ringelstock - Ringerpferde
400) Eier (Fig. a) spiralig nebeneinander aelegt
um die jährigen Triebe der Obst- und anderer Laub-
bäume. Im April oder Anfang Mai kriechen die
dünnbehaarten, bläulichen Raupen (Fig. d) aus,
die einen weihen Rückenstreifcn und neben diesem
braune, gelb und schwarz eingefaßte blaue Längs-
linien haben; sie sind sehr gefräßig und daher sehr
schädlich, bleiben bis zur letzten Käutung gesell-
schaftsweise beieinander und überspinnen gemein-
fam ihre Freßstelle. Bei anhaltendem Regen sitzen
die Raupen oft dicht zusammengedrängt in den Ast-
gabeln und sind hier am leichtesten zu vertilgen.
Rittgelstock, Pflanzenart, s. ^araxacum.
Ringeltaube (lüolumda palumdug Iv.), die
größte, 43 cm lange, curop. Taube: sie ist blau-
a.rau, mit weißen Flügelstreifen, weißem Fleck an
jeder Halsseite und auf dem Schwanz. Die R.
nistet bis nach Skandinavien auf Bäumen, beson-
ders gern in Nadelholzwäldern, und wird bis-
weilen durch Vertilgung von Fichtensamen nament-
lich den Aussaaten schädlich.
Ringelwalze, s. Ackerwalze.
Ringellvuchs, s. Fruchtholz.
Ringclwühler, s. Blindwühler.
Ringelwürmer, Gliederwürmer (^nueU-
lies 8. ^nimkUH), die am höchsten organisierten For-
men der Würmer, besitzen einen langgestreckten,dreh-
runden oder etwas plattgedrückten Leib, der sich aus
einem nicht immer deutlich gesonderten Kopfe und
einer Anzabl hintereinander gelegener Abschnitte
(Segmente, Metameren) zusammensetzt. Diese Seg-
mente zeigen mit Ausnahme der vordersten und
hintersten im allgemeinen den gleichen äußern und
innern Bau; sie besitzen äußerlich in der Mehrzahl
der Fälle paarige Anhänge in verschiedener Zahl, die
als Vewegungsorgane(Parapodien) dienen,sich aber
von denen der höher stehenden Gliederfüßer (s. d.)
durchweg dadurch unterscheiden, daß sie weich und
ungegliedert sind und daß ihr Inneres nicht mit dem
LeibeshohlrauminZufammenhangsteht. Die äußere
Körperdecke wird gebildet von einer einfachen Zellen-
lage, in der meist zahlreiche einzellige Drüsen ein-
gelagert sind; nach außen hat diese Epidermis eine
festere, hornartige Schicht, die Kutikula, abgeson-
dert, nach innen zu liegt ihr die eigentliche, reich ent-
wickelte Vewegungsmuskulatur des Leibes, der Haut-
muskelschlauch, der die Leibeshöhle umschließt, dicht
an. In der letztern liegen das Nervensystem und die
vegetativen Organe, die alle, entsprechend der äußern
Gliederung, einen segmentalen Aufbau zeigen. So
besonders das Nervensystem: jedes Segment besitzt
einen doppelten Nervenknoten (Ganglion); alle diese
Ganglien sind durch Längsstränge (Kommissuren)
zu einer Ganglienkette (Bauchmark) verbunden, die
vorn mit dem Gehirn (Schlundring) in Verbindung
steht. Mit dem letztern stehen auch die, wenn
vorhanden, meist einfach gebauten Sinnesorgane
(Augen u. s. w.) in Verbindung. Der Darm durch-
zieht, teilweise von Drüsenmasfen umgeben, den
Körper in gerader Linie, der Mund ist gewöhnlich
bauch-, der After endständig. Das Vlutgefäßsystem,
ziemlich hoch entwickelt, besteht aus einem dorsalen
und einein oder zwei ventralen Längsgefähen, welche
die feinern Gefäße entsenden und an verschiedenen
Stellen durch segmental angeordnete und oft herz-
artig pulsierende Quergefäße miteinander verbun-
den sind. Das Blut ist gefärbt (meist rot); jedoch
rührt diese Farbe nicht, wie bei den Wirbeltieren,
von den geformten Bestandteilen her. Gesonderte
Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIII.
Atmungsorgane sind entweder gar nicht vorhanden
und es erfolgt die Atmung dann durch die gefamte
Körperoberfläche, oder es sind eine Anzahl der
äußern Anhänge, am meisten in der Kopfgegeuo,
zu blattförmigen oder baumartig verästelten Kiemen
umgewandelt worden. Sehr charakteristisch ist die
Bildung des erkretorischen Apparats, der Schleifen-
kanäle oder Eegmentalorgane (fo genannt wegen
ihrer typifch segmentalen Anordnung), die, mit einem
flimmernden Trichter in der Leibeshöhle beginnend
und frei nach außen mündend, eine direkte Verbin-
dung des Körperinneru mit der Außenwelt vermit-
teln. Die R. sind teils Zwitter, teils getrennten
Geschlechts. Auch ungeschlechtliche Fortpflanzung,
besonders durch Querteilung (z. B. llapioäMzz
LponMola 0/a^)., f. Tafel: Würmer, Fig. 33),
kommt vor. Die aus den Eiern sich entwickelnden
Jungen machen vielfach eine Verwandlung durch,
die ausgewachsenen Tiere leben zum größten Teile
im Wasser, die meisten im Meere, nur wenige sind
Landtiere. Die R. zerfallen in drei Ordnungen:
1) Borsten Würmer (s. d.), hierher die, auch in
der Nordsee häufige, freilebende Seemaus oder See-
raupe (^pkroäite kculeata ^., s. Tafel: Ringel-
würmer, Fig. 4) und IlLliaioiiö K^Ltrix H'aw.
(f. Tafel: Würmer, Fig. 15), die große auf der
Oberfläche des Meers fchwimmende ^erois pola-
ßicH I>. (f. Fig. 26), die meist schwimmend sich be-
wegenden ^Iciopa. Oanti-ainii 67"p. des Mittel-
meers (f. Tafcl: Ringelwürmer, Fig. 1). Einer
der gemeinsten R. der Nordsee ist der in selbst-
gegrabcnen Schlammlöchern hausende, viel als
Fischköder benutzte Pin (^i-Enicola piZcatorunl 1^.,
s. Tafel: Würmer, Fig 25). Viele Arten be-
wohnen selbstverfertigte Röhren, teils aus Sand, so
die Gattung Hermelin (s. Tafcl: Ningelwürmer,
Fig. 7), andere aus Bruchstücken von Muschelschalen
(z. V. I^nics conciiiie^a Maim"??-., s. Fig. 6); hor-
nig-lederartige Köcher hat die bis 9 cm hoch wer-
dende 8pii'oZ!'üpdi3 8MiiÄN2anii Viv. (s. Fig. 2)
des Mittclmeers, kalkig sind sie z. V. bei Vermilia
coni^LlH >3c/lm. und sei^ula vei'inioularig ^. (s. Ta-
fel: Würmer, Fig. 24a, d), I'iotula. intLLtinum
Lam. (s. Tafel: Ringel Würmer, Fig. 3) und bei
der zierlichen II^äi-oiäLLuiicinatHH/cl? en^. (f.Fig.5),
beide aus dem Mittelmeer. Zu den Borstenwürmeru
gehören auch die Negenwürmer (s. d. und Tafel:
Würmer, Fig. 31) und die Wasscrschlängelchen
(s. Fig. 19). 2) Sternwürmer (s.d.), und 3) Blut-
egel (s. d. und Fig. 21). >räte.
Ringelzange, s. Ringelschnitt und Gartenge-
Ringen, eine bei den alten Griechen sorgfältig
gepflegte und bei ihren großen Festspielen einge-
führte gymnastische Hauptübung, wurde in Deutsch-
land schon im Mittclalter kunstgerecht getrieben.
Die neuere Turnkunst hat das R. als wertvolle
Übungsart aufgenommen, und auf Turnfesten be-
gegnet man daher dem R. als eiucr beliebten Wett-
übung. Eine besondere Art des R. ist das Schwingen
(s. d.). - Vgl. Die Ringkunst des deutschen Mittel-
alters, mit 119 Ringerpaaren von Albrecht Dürer.
Aus den deutschen Fechthaudschriften hg. von Waß-
mannsdorff (Lpz. 1870); Fabian von Auerswald,
Die Ringerkunst (1539), erneuert von G. A. Schmidt
(ebd. 1869); Virmann, Anleitung zum R. (2. Aufl.,
Aarau 1870); Zschokke und Vohhard, Schweiz.
Ringbüchlein (Zür. 1887); Witte, Deutsches Ring-
büchlein (Lpz. 1892).
Ringerpferde, s. Teutsche Reiter.
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