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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Robbia - Robert (König von Neapel)
Robbia, della, storentin. Künstlerfamilie, die
sich vorzüglich berühnlt machte durch Bildwerke (Re-
liefs) aus gebranntem Thon, mit weißer oder far-
biger Glasur und von so vortrefflicher Arbeit, daß
sie neben Marmor- und Erzskulpturen Geltung er-
langten. Der Erfinder dieser eigenen Art Bild-
ncrei war Luca della R. (1399-1482). Von
Luca selbst sind nur einige wenige Terrakotten (Cap-
pella de' Pazzi bei Sta. Croce, Kapellen in San Mi'
niato, im Dom, im Bargcllo u. a.) bekannt. Sie
zeichnen sich durch fast antik großartige Echönheits-
empfindung und einfach edle Komposition aus. Doch
stand er auch als Marmorbildner und Erzgießer in
hohem Ansehen. In Marmor schuf er 1431-40 für
die Orgelbühne des Doms zu Florenz (jetzt im dor-
tigen Nationalmuseum) zehn Vasreliefs mit an-
mutigen, klar geordneten Gruppen singender und
tanzender Kinder; in Bronze (1467) die Thür der
Sakristei im Dom. Jene Kunst zinnglasierter Terra-
kotten, gewöhnlich Robbien benannt, kam aber
erst durch seinen Neffen Andrea della N. (1437
-1528) in Aufschwung. Gleichzeitig wurde auch
die Komposition, anfänglich nur Madonnen, Putten,
einfache Gruppen, Wappen umfassend, namhaft er-
weitert, ganze Altarwerke und Taufbrunnen aus
Terracotta errichtet. Von Andrea stammen die Me-
daillons am Findelhause zu Florenz, mehrere Altäre
in Arezzo, ein großer Altar im Berliner Museum
n.s.w. (S.Tafel: Italienische KunstV, Fig. 1.)
Auch Andreas Söhne Giovanni, Luca und Gi-
rolamo dellaR. trieben die gleiche Kunst. Durch
Girolamo (gest. 1566 in Paris) wurde sie nach Frank-
reich gebracht; ein von ihm (1523) gefertigtes Altar-
werk mit farbigen Zinnglafuren wurde 1894 für
das Kunstgewerbemuseum in Köln angekauft. Mit
ihm und seinen Brüdern lebte sich nach hundert-
jähriger Blüte die Robbia-Technik aus. Unter
den spätern Robbia-Arbeiten genießt der farbige
Fries am Hospital in Prato, die sieben Werke der
Barmherzigkeit darstellend, den größten Ruhm. -
Vgl. Cavalucci und Molinier, 1^63 äelia. 15., Isnr
vis et lour wuvi'6 (Par. 1884).
Nobe (frz.), lang herabreichendes Damenkleid
(namentlich mit Schleppe); auch Amtstracht von
Magistratspersonen, Rechtsgelehrten, Geistlichen,
jetzt speciell Hauptbestandteil der richterlichen Amts-
tracht (seit der Iustizreorganisation von 187!)).
Röbel, Stadt in Mecklenburg-Schwerin, an einer
Bucht des Müritzsees, mit Waren durch Dampfschiff-
fahrt verbunden, Sitz eines Amtsgerichts (Land-
gericht Güstrow), hat (1890) 3452 E., Postamt zwei-
ter Klasse, Telegraph, zwei Kirchen, eine Synagoge,
Privatknaben- und Mädchenschulen, Vorschußverein,
Ersparniskasse, Armenhaus; Maschinenfabrik, drei
Dampfsägewerke, Brauerei, Molkerei, Kalkbrennerei,
Schisjbauerei und Windmühlen.
Roeber, Friedr., Dichter, geb. 19. Juni 1819
in Elbcrfeld, trat dafelbst 1834 in das Bankgeschäft
von der Hcydt-Kersten und Söhne, wurde 1872 Teil-
haber der Firma, trat Ende 1889 aus und verlegte
1894 seinen Wohnsitz nach Düsseldorf, um sich aus-
schließlich fchriftftellerischen Arbeiten zu widmen. Er
veröffentlichte die Dramen "Kaifer Heinrich IV.",
"Tristan und Ifolde", "Appius Claudius" ("Dramat.
Werke", Bd. 1, Elberf. 1851), von denen er "Tristan
epische Gedichte" (Berlin; vermehrte Aufl. 1887),
1881 "Das Märchen von König Drosselbart" (Iser-
lohn 1881) und der Roman "Marionetten" mit ein-
gefügten Märchen in dramat. Form (2. Aufl., ebd.
1885), 1886 "Litteratur und Kunst im Wupperthale"
(ebd.) und "Kaiser Heinrich V. Tragödie" (ebd.),
1888 "Der Wiener Kongreß. Drama" (ebd.), 1892
die antiken Lustspiele: "Die Philosophin", "Die Sa-
tire" und "Malermodclle" (ebd.). Auch schrieb R.
den Text zu Karl Reineckes Oper "König Manfred".
Seine Söbne Ernst R. (geb. 23. Juni 1849) und
Fritz N. (geb. 15. Okt. 1851) haben sich als Historien-
maler bekannt gemacht, namentlich durch ihre Wand-
gemälde im Gürzenichsaal zu Köln, in der Ruhmes-
halle zu Berlin, im Ständehaus und im Rathaus-
saal zu Danzig. Sie leben in Düsseldorf.
Roberonde (frz., fpr. robröngd), ein Frauenkleid
mit rundgeschnittcner Schleppe (zn GeUerts Zeit).
Robert, Heiliger, s. Cistercienser.
Robert der Tapfere, Stammvater derNober-
tiner, die später als Kapetinger (s. d.) den franz.
Thron bestiegen, war der Sohn eines in Nordfrant-
reich ein gewanderten Sachsen Witichin. Zuerst
Gegner des karoling. Königs Karls des Kahlen,
dann von diesem 861 znm Markgrafen von Anjou
gemacht und mit Gebieten zwischen Seine und Loire
belehnt, kämpfte er tapfer gegen Normannen und
Bretonen, bis er Okt. 866 von diesen m VnMrche
(bei Angers) erschlagen ward. Er hinterließ zwei
Söhne, Odo von Paris und Robert (s. d.). - Vgl.
von Kalckstein, R., Markgraf von Anjou (Bcrl. 1871).
Robert, westfränk. König, der Sohn Roberts
(s. d.) des Tapfern, behauptete nach dem Tode seines
ältern Bruders Odo (s. d.) den Stammbesitz in
Francien, siegte 921 über die Normannen und wurde
922 von frank. Großen Karl dem Einfältigen gegen-
über in Reims zum König gewählt. Er siel aber
schon 15. Juni 923 gegen Karl bei Soissons. Ihm
folgte sein Sohn Hugo (s. d.) der Große.
Robertl., der Weise oder Fromme, König
von Frankreich (996-1031), folgte seinem Vater
Hugo Capet und vereinigte, als sein Oheim Heinrich
von Vurgnnd 1002 starb, dieses Land mit der franz.
Krone, bis er es 1015 feinem zweiten Sohne Hein-
rich verlieh. 9t. führte feinen Beinamen von seiner
Ncignng zu litterar. Thätigkeit und von seiner kirch-
lichen Gesinnung; er dichtete und komponierte
Kirchenhymnen, baute viele Kirchen, war im übrigen
aber schwach und,unthätig. R. starb 20. Juli 1031.
- Vgl. Psistcr, ^tud68 8ur 1e r0FN6 äe K. 1o I^imix
(Par. 1885).
Robert von Anjou, König von Neapel (1309
-43) und Graf von der Provence, geb. um 1275,
Sohn und Nachfolger Karls II. (s. d.), gekrönt zu
Avignon (5. Aug. 1309). Die erfolglosen Römer-
züge Heinrichs VII. und Ludwigs des Bayern,
welche nur den Zwist der Städte gegeneinander und
den Kampf der Parteien in ihrem Innern schürten,
begünstigten die Ausdehnuug seiner Schutzherrschaft
über Florenz und Toscana, Brescia und Genna
nnd feine Versuche, Rom und den Kirchenstaat unter
seine Herrschast zu bringen. Seine Vorstöße gegen
Friedrich II. von Sicilien und dessen Nachfolger
(1314,1325,1339,1341) blieben jedoch ohne Er-
gebnis. Gegen Ende seiner Regierung verfiel sein
Einfluß in Ober- und Mittelitalien, und die allge-
meine Unruhe in Italien steckte auch feine Länder
an, um fo mehr, als 1Z28 sein Sohn Karl, Prinz von
Ealabrien, gestorben war und fo die Thronfolge
einer Frau, seiner Enkelin Johanna, zu erwarten