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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Robert I. (Graf der Normandie) - Robert-Fleury
war. Diese verheiratete N. (26. Sept. 1333) mit
Andreas aus der in Ungarn regierenden ältern
Linie der Anjou, um Iobanna einen Halt zu geben
und sie gegen die Ansprüche jener Linie ans Neapel
zu schützen', in Wirklichkeit aber erreichte er mit
dieser polit. Ehe das Gegenteil. (S. Iobanna I.)
R. starb 19. Jan. 1343 zu Neapel. ls. Rollo.
Robert I., Graf der Normandie (912-931),
Robert II., Graf der Normandie, genannt
"der Tenfel", Sohn. Richards II., folgte 1028
seinem ältern Bruder Richard III., den er vergiftet
habensoll. Die ersten Regierungsjahre brachte er mit
Unterwerfung fciuer rebellifchen Vasallen ni. Tann
führte er seinen Oheim, den Grafen Balduin IV.
von Flandern, den der eigene Sobn vertrieben hatte,
in fein Land zurück und unterstützte Heinrich I. von
Frankreich gegen seine Mutter Konstanze, die ihren
zweiten Sobn auf den Thron bringen wollte. Er
kämpfte mehrmals gegen den Herzog Alain von
Bretagne und unternahm 1034 zur Unterstützung
seiner Neffen, die Knut d. Gr. von der cngl. Thron-
folge ausgeschlossen hatte, einen Zug gegen Eng-
land, der keinen Erfolg battc, weil der größte Teil
seiner Flotte bei der Insel Jersey scheiterte. Auf der
Höhe seines Glücks empfand er Gewiffensbisse über
frühere Thaten und unternahm eine Pilgerfabrt nack
Jerusalem. Auf der Rückreise starb er plötzlich, Juli
l035, zu Nicäa, vielleicht vou seinen Dienern ver-
giftet. Ihm folgte sein einziger, natürlicher Sobn
Wilhelm, nachmals der Eroberer. Die Leidenschaft,
Kraft und Härte R.s hat wohl Anlaß zu feinem Bei-
namen gegeben. Seine Heldenthaten und die Werke
der Buße gaben den Stoff zu romantischen Erzäh-
lungen. Schon 1496 erschien zu Paris ein Roman
I'Iwmin" äo Dimi", der zablreiche Nachahmungen
fand. Hieraus schöpfte Scribe den Sroff zum Text
der Oper Meyerbeers "R. der Tenfel".
Robert I., Karl Ludwig Maria von Vourbon,
letzter Herzog von Parma, geb. 9. Juli 1848, folgte
seinem Vater Karl III. (s. d.)' 27. März 1854, so daß
seine Mutter die Regentschaft übernehmen mußte,
und wurde 1859 vertrieben. 1869 vermäblte er sich
mit Maria Pia von Bourbon, der Tochter Ferdi-
nands II. von Sicilieu (geb. 2. Aug. 1849, gest.
29. Sept. 1882), die ibm neun Kinder schenkte, dann
15. Okt. 1884 mit Maria Antonia von Bragauca,
der Tochter des Prinzen Dom Miguel von Portu-
gal, von der er sieben Kinder hat.
Robert, Name schottischer Könige:
R. I. (l306-29), s. Bruce, Robert/
R. II. (1371-96), war der erste fchott. König
aus dem Hause Stuart und folgte seinem Obeim
David Bruce. Er führte fast ununterbrochen Krieg
mit England.
R. III. (1390-1400), Sohn N.s II., war geistes-
schwach, ^o daß er sein Reich nicht zu regieren ver-
mochte und volle Gesetzlosigkeit im Lande herrschte.
Kämpfe mit den Engländern an der Grenze und
Einfälle der ränberifchenBergschotten bcunrubigten
das Land ohne Aufhören. Der mächtigste Mann
im Reich war feiu Bruder, der Herzog von Albany,
ihm schrieb man den Tod des Thronerben, Herzogs
von Rothesay, zu. R. starb 1406.
Robert Guiscard, s. Guiscard.
Robert von Arbrissel, Stifter des Ordens
von Fontevrault (s. d.).
Robert, Emmerich, Schauspieler, geb. 21. Mai
1847 zu Pest, nahm dramat. Unterricht bei Lewinsky
und debütierte im Sept. 1865 in Zürich. Am 1. Mai
1866 wurde er am Hoftheater in Stuttgart, 1868
am Hoftheater iu Berlin engagiert, das er trotz
eines lebenslänglichen Kontrakts verließ, um 1872
Laubes Ruf an das Wiener Stadttheater Folge zu
leisten. Seit 1878 ist er Mitglied des Wiener Burg-
theaters. R.s Leistungen zeigen feurigen Schwung
und innige Hingabe an das Darzustellende. Sein
reiches Repertoire weist auf: Hamlet, Romeo, Eg-
mont, Mortimer, Ferdinand, Carlos, Posa, Essex,
Marc Anton, Tasso u. a.
Robert (spr. -bahr), Leopold, franz. Maler, geb.
13. Mai 1794 zu Eplatures bei La Chaupde-Fonds
(Kanton Neuenburg in der Schweiz), bildete sich
in Paris unter David zum Maler aus und ging
1818 nach Rom. Das erste hervorragendere Bild,
das er unternahm, war eine Corinna auf dem
Vorgebirge von Mifenum. Bald wendete er sich
aber der Darstellung kleiner Genrescenen ans dem
ital. Volks" und Räuberleben zu, welch letztere be-
sondern Beifall fanden. Er suchte dabei die Ge-
stalten klafsisck zu durchdringen, sie zu Typen einer
gesteigerten Natur zu machen, in den modernen
Italienern die Nachkommen der Alten darzustellen.
Zu uennen sind: Rückkehr vom Fest der Madonna
dell' Arco (1827; im Lonvre zu Paris), Ankunft,
der Schnitter in den Pontinifchen Sümpfen (1830;
jetzt ebenfalls im Louvre), Die Fifcher der Lagunen
(1834), in welchen sich trotz der romantischen Ver-
allgemeinerung ein starkes Pathos geltend macht.
Ferner: Der schlafende Räuber (1822; Berliner Na-
tionalgalerie; wiederholt 1823; Leipziger Museum),
Banditenweibcr auf der Flucht, Verwundeter Bandit
lbeide im Mufeum zu Bafel). In einem Anfall von
Schwermut endete er auf gewaltsame Weise sein
Leben 20. März 1835 zu Veuedig. - Vgl. Feuillet
de Conckes, K., 8Ä V16, 808 WUVr08, 83. C0rr68ps)N-
äancs (Par. 1848; deutsch von Zoller, Hannov.
1863); Element, 15., ä'^röä 8". corr^ijoiiäHncl;
inödits (Par. 1874).
Aurele R., sein Bruder und Schüler, geb.
18. Dez. 1805, gest. 21. Dez. 1871 bei Viel, war
Genre- und Architekturmaler. Vou ihm ist zu er-
wäbnen: Die Taufkapelle der Markuskirchc in Ve-
nedig (1842; Nationalgalerie zu Berlin).
Robert, Rahel Antonie Friederike, Gattin von
Varnbagen von Enfe (s. d.).
Roberta, der 335. Planetoid.
Nobert-Fleury (spr. -bahr fiörih), Joseph Ni-
colas, franz. Historienmaler, geb. 8. Aug. 1797 in
Köln, war in Paris Schüler von Gros, Girodet
und H. Vernet und ging dann nach Italien, wo er
einen reichen Vorrat bedeutender Stoffe und Stu-
dien fammelte, welche er seit 1826 in Paris zu
^ grotzen Geschichtsbildern verarbeitete. In ihnen
spricht sich eine lebhafte dramat. Auffassung, kräf-
tiger Farbensinn und scharfe Charakteristik aus.
Seine ersten Werke waren Genrebilder; den ersten
z Erfolg errang er 1805 mit einer Scene aus der
Bartholomäusnacht. Zu R.s hervorragendsten Wer-
ken gehören: Tasso im Kloster San Onofrio (1827),
Benvcuuto Cellini, Karl V. in San Inste, Juden-
verfolgung zu Venedig im Mittelalter (1855), Reli-
gionsgespräch von Poissy 1561 (1840; beide im
Luxembourg zu Paris), Eiuzug der Kreuzfahrer in
Edessa, Vermählung Kaiser Napoleons III., Der
Sacco di Roma. Vielleicht sein bedeutendstes Bild
ist die Verurteilung von Jane Shore und deren
! Beschimpfung durch den Londoner Etrasienpöbel