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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rom (das antike)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rom (das antike)'

Die Reste derselben sind merkwürdig durch ihre im Anfang des 16. Jahrh. entdeckte Dekoration in Stuck und Farben. Auch mehrere ausgezeichnete Kunstwerke, wie die Gruppe des Laokoon (s. die Chromotafel beim Artikel Laokoon), sind hier oder in der Nähe gefunden worden. Zu den Titusthermen gehört ein östlich davon gelegenes großes Wasserreservoir mit neun Abteilungen (le sette Sale). Nordöstlich von den Thermen lag der von Augustus errichtete Porticus Liviae. – In der Regio V erstreckte sich in republikanischer Zeit, innerhalb der Servianischen Befestigung, ein stark bewohntes Quartier; außerhalb große Begräbnisplätze, namentlich für arme Leute. Augustus, der unmittelbar vor der Porta Esquilina eine große Markthalle (Macellum Liviae) anlegte, beseitigte dies Gräberfeld, an dessen Stelle nun Villen und Gärten traten. Hier lagen unter anderm die Gärten des Mäcenas, zu denen wahrscheinlich ein kleines theaterähnliches Gebäude (sog. Auditorium Maecenatis) mit Wandgemälden gehörte (1877 unweit Sta. Maria Maggiore entdeckt). Begünstigt wurde die Anlage von Gärten durch den Wasserreichtum; die beiden ältern auf dem Esquilin mündenden Leitungen, Aqua Marcia (144 v.Chr. vom Prätor Marcius Rex aus dem Sabinergebirge 62 Miglien weit herbeigeführt) und Aqua Tepula (gebaut 125 v.Chr., etwa 12 Miglien weit aus dem Albanergebirge), wurden von Agrippa 33 v.Chr. wiederhergestellt und durch eine dritte (Aqua Julia, ähnlichen Laufs wie letztere) verstärkt. Bedeutende Reste ihrer Leitung sind erhalten; ebenso ein monumentaler Straßenübergang über die Via Tiburtina, von Aurelian als Porta Tiburtina (jetzt Porta San Lorenzo) in seine Mauer eingebaut. Claudius führte eine Doppelleitung (Aqua Claudia und Anio novus), beide im Sabinergebirge unweit Subiaco gefaßt, in die Stadt; die beiden übereinander liegenden Kanäle endigten da, wo die Via Labicana und die Via Praenestina sich trennen; der monumentale Straßenübergang, aus zwei Bogendurchlässen bestehend, wurde später gleichfalls von Aurelian in seine Mauer eingebaut (jetzt Porta Maggiore). Als Thermenanlage (Nympheum) wird auch angesehen die zwischen Porta Maggiore und San Lorenzo in der Mitte liegende Ruine (früher Tempel der Minerva Medica genannt), ein Zehneck von 50 m Umfang, wegen seiner Gewölbekonstruktion technisch interessant. Südlich von Porta Maggiore liegt das Amphitheatrum Castrense, abgesehen vom Kolosseum das einzige Amphitheater R.s, ein Ziegelbau aus dem 1. oder 2. Jahrh., später in die Mauer Aurelians eingebaut. – Die Regio VI wird durchzogen von der Alta Semita, einer schnurgeraden, über den Rücken des Quirinals laufenden Straße, die sich außerhalb der Stadt als Via Nomentana nach dem Sabinergebirge zu fortsetzt. An der Nordseite der Alta Semita lag der von Augustus prachtvoll wiederhergestellte Tempel des Quirinus (im Garten des königl. Palastes von Monte-Cavallo); weiter hinaus, zwischen Quirinal und Pincius, die Gärten des Geschichtschreibers Sallust, in welchen ein gewöhnlich als Circus Sallustii bezeichnetes Thal noch bis vor kurzem bedeutende Ruinen aufwies. Als in der Nähe an der Straße liegend werden noch drei Tempel der Fortuna und einer der Venus Erycina genannt. Weiter außerhalb, südlich von der Via Nomentana, liegt das große von Tiberius für die kaiserl. Leibwache (etwa 10000 Mann stark) angelegte Kasernement (Castra Praetoria). Die ↔ Umfassungsmauern, gleichfalls von Aurelian in seine Befestigung hineingezogen, stehen noch zum großen Teil.

d. Die Neustadt im Campus Martius (s. Marsfeld). Die Abhänge des Quirinals und des Pincius (auf letzterm viele berühmte Gärten, so des Lucullus, des Pompejus, der Messalina, der Acilier; daher der alte Name Collis Hortorum) begrenzen nördlich und östlich den nach dem Tiber zu sich ausdehnenden Campus Martius. Mitten durchschnitten wird derselbe von der Via Flaminia, in der Stadt Via Lata genannt (der jetzige Corso); östlich von letzterer liegt die Regio VII, arm an sicher zu benennenden öffentlichen Gebäuden. Von Norden nach Süden durchzieht sie die Aqua Virgo, von Agrippa 19 v.Chr. 14 Miglien weit meist unterirdisch aus der Campagna vor Porta San Lorenzo behufs Versorgung seiner Thermen herbeigeführt. Wo die Leitung die Via Lata, überschritt, stand ein Bogen des Claudius; weiter nördlich ein Bogen des Hadrian (?), Arco di Portogallo genannt (1662 demoliert, die schönen Reliefs jetzt im Konservatorenpalast). – Die Regio IX umfaßt die hauptsächlichsten Anlagen des Augustus (s. Marsfeld und Pantheon). In der Südecke des Campus Martius, zwischen Marcellustheater und Circus Flaminius, liegt der Porticus Octaviae, von Augustus im Namen seiner Schwester an Stelle eines ältern Porticus Metelli erbaut, mit den Tempeln des Jupiter und der Juno (die Eingangshalle mit acht korinth. Säulen noch großenteils erhalten, bei Sant' Angelo in Pescheria); an ihn anstoßend der Porticus Philippi, erbaut von L. Marcius Philippus, dem Stiefvater des Augustus, mit einem durch seine aus Griechenland geraubten Statuen berühmten Tempel des Hercules Musarum. Zwischen Marcellustheater und Kapitol lag der älteste Tempel des Apollo, 323 v.Chr. erbaut (nur wenige Reste), weiter nördlich, in der Gegend von Piazza Araceli, der Tempel der Bellona, in welchem oft Senatssitzungen stattfanden. Südlich vom Marcellustheater (außerhalb der Serviusmauer) war der Gemüsemarkt (Forum Holitorium), an dem mehrere Tempel, so der der Spes und der Juno Sospita (Reste unter der Kirche San Nicola in Carcere) lagen.

e. Die Tiberinsel und der Stadtteil rechts vom Flusse bilden die Regio XIV. Die Insel wurde nach einer großen Pest 292 v.Chr. dem Äskulap geweiht, dem Gott ein Tempel erbaut und zur Erinnerung an das Schiff, welches die heilige Schlange aus Epidauros gebracht hatte, den Substruktionen der nördl. und südl. Inselspitze die Form eines Schiffsvorder- und Hinterteils gegeben. Daß R. sich in der republikanischen Zeit mit drei steinernen Brücken beholfen hat, ist oben bemerkt; die erste Brücke weiter stromaufwärts baute Agrippa, doch muß sie schon im Altertum (vielleicht beim Mauerbau des Aurelian) absichtlich zerstört worden sein. Reste derselben fand man 1887 bei der Tiberregulierung, 150 m stromaufwärts vom Ponte Sisto. Ob von Caligula oder Nero da, wo der Tiber am weitesten nach Westen ausbiegt, die neue steinerne Brücke erbaut wurde, deren Reste man bei Santo Spirito in Sassia sieht, ist ungewiß. Wenig stromaufwärts aber erbaute Hadrian, als Übergang zu seinem Mausoleum, den Pons Aelius (jetzt Ponte Sant' Angelo). Das Mausoleum (s. d. und Engelsburg) war erbaut in den Gärten der Domitier; nördlich davon sind Reste eines Cirkus entdeckt worden. Auch weiter hinauf nach dem Vatikanischen Hügel dehnten sich große Gärten aus, unter

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 945.