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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rom (das päpstliche)

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Rom (das päpstliche)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rom (das antike)'

errichteten (s. Tafel: Rom I, Fig. 2). Derselbe ist geschmückt mit Reliefs, die großenteils von ältern Bauten (des Trajan) entnommen sind. Konstantins Gegner Maxentius dedizierte im Namen seines frühverstorbenen Sohnes Romulus an der Via Appia unweit des Grabes der Cäcilia Metella einen Cirkus, die besterhaltene Anlage dieser Art. Demselben Divus Romulus geweiht ist der kleine Rundtempel an der Sacra Via, der jetzt einen Teil der Kirche San Cosma e Damiano bildet. Weiter an dieser Straße begann Maxentius eine Basilika, deren Dimensionen alle bis dahin vorhandenen übertrafen. Nach seinem Sturze wurde der Bau von Konstantin, mit einigen Änderungen im Grundplane, zu Ende geführt. Noch stehen die drei Bogen des rechten Seitenschiffs; von den 15 m hohen Säulen, welche die Mittelpfeiler dekorierten, ist die einzige erhaltene jetzt bei Sta. Maria Maggiore aufgestellt. Aus stilistischen Gründen setzt man in die Konstantinische Zeit den sog. Janus quadrifons auf dem Forum Boarium, einen quadratischen Bau mit vier Durchgangsthoren. Die aus der Konstantinischen Zeit in zwei Bearbeitungen auf uns gekommene statist. Beschreibung der 14 Regionen («Curiosum urbis Romae») giebt unter anderm an, daß R. damals hatte: 28 Bibliotheken, 8 Brücken, 10 Basiliken, 11 Thermen, 19 Wasserleitungen, 423 Straßen, 1790 Paläste, 46602 Mietwohnungen, 856 Badestuben, 1352 Straßenbrunnen. Nach Konstantin d. Gr. beginnt der Niedergang der Stadt immer schneller und unaufhaltsamer; von Wichtigkeit wurde namentlich die Verlegung der Residenz nach Byzanz (Konstantinopel) im J. 330. Zwar haben auch spätere Kaiser noch manches für die Verschönerung der Stadt gethan; so stellte Konstantius 357 den größten aller ägypt. Obelisken (32 m) im Circus Maximus auf (seit 1588 auf der Piazza di San Giovanni in Laterano); Valentinianus erbaute eine steinerne Tiberbrücke (364–365), an der Stelle des jetzigen Ponte Sisto; er zusammen mit Valens und Gratianus restaurierte die alte Inselbrücke des Cestius. Von Theodosius wird die Erbauung einer großen Säulenhalle (Porticus Maxima) vom Marcellustheater bis zum Pons Aelius und eines Triumphbogens am Ende derselben (bei San Celso ai Banchi, zerstört erst Mitte des 15. Jahrh.) erwähnt. Doch mußte er schon 391 ein gesetzliches Verbot gegen die Zerstörung öffentlicher Gebäude erlassen. 410 wurde R., zum erstenmal seit 800 Jahren, eingenommen durch den Westgotenkönig Alarich. Im 5. und 6. Jahrh. folgten wiederholte Zerstörungen R.s durch Barbaren; auch wurden die noch gebliebenen Kostbarkeiten zum Schmuck der oström. Hauptstadt größtenteils weggeführt. Die wenigen Neubauten charakterisieren sich als trauriges Flickwerk oder verdanken ihre Entstehung dem Raub an ältern Monumenten. Als das letzte dieser Art ist die auf dem Forum Romanum vom Exarchen Smaragdus zu Ehren des Kaisers Phokas 608 n.Chr. errichtete Säule zu nennen. Über den Trümmern der alten Denkmäler erhebt sich eine neue Stadt, das christliche R.

Geschichte des antiken R. s. Rom und Römisches Reich (S. 948b fg.).

Die Litteratur über das antike R. beginnt mit dem Wiederaufleben der klassischen Studien (Flavius Blondus, Roma instaurata, etwa 1440; Pomponius Lätus, De romanae urbis vetustate, 1515; Andreas Fulvius, Antiquitates urbis Romae, 1527), nimmt im 16. Jahrh. einen erheblichen ↔ Aufschwung (Barth. Marliani, Antiquae urbis Romae topographia, 1534, 1544; L. Fauno, Antichità della città di Roma, 1548; G. Fabricius, Roma, Bas. 1551), welcher im 17. Jahrh. im allgemeinen keine Fortsetzung fand (J. Boissard, Romanae urbis topographia et antiquitates, Frankf. a.M. 1597–1602; A. Donatus, Roma vetus ac recens, 1638; Famiano Nardini, Roma antica, Rom 1666 u.ö., neueste Ausg., 4 Bde., 1818-19). Aus dem 18. Jahrh. sind zu nennen: Ficoroni, Vestigie e rarità di Roma (1744); Venuti, Descrizione topografica (2 Bde., 1763 u.ö.); vor allem aber die Bilderwerke Piranesis (Antichità Romane, Rom 1756; Campo Marzo, ebd. 1762). Epochemachend waren dann die seit Anfang des 19. Jahrh., zuerst unter Feas Leitung, angestellten Ausgrabungen, durch die ein neues Fundament für die topogr. Forschung geschaffen ist. Von hierher gehörigen Werken seien genannt: Platner, Bunsen, Gerhard u.a., Beschreibung der Stadt R. (6 Bde., Stuttg. 1830–42); Becker, Handbuch der röm. Altertümer (Bd. 1, Lpz. 1843); Canina, Indicazione topografica di Roma antica (4. Aufl., Rom 1850); ders., Edifizij di Roma antica (6 Bde., Fol., ebd. 1848–56); Jordan, Topographie der Stadt R. im Altertum (bis jetzt 3 Bde., Berl. 1871–85); Reber, Die Ruinen R.s und der Campagna (2. Aufl., Lpz. 1879); O. Richter, Topographie von R. (in Iwan Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Bd. 3, Nördl. 1889); O. Gilbert, Geschichte und Topographie der Stadt R. im Altertum (3 Bde., Lpz. 1883–90); R. Lanciani, Ancient Rome in the light of modern discoveries (Lond. 1888); ders., Pagan and christian Rome (ebd. 1892); Ch. Hülsen, Jahresberichte über röm. Topographie (in den «Mitteilungen des kaiserl. Deutschen Archäologischen Instituts", 1889–93). Von dem großartigen Plane, 46 Blätter im Maßstab 1:1000, des alten R.s, den Lanciani mit Unterstützung der Accademia dei Lincei herausgiebt, sind bis jetzt (Anfang 1895) 2 Lieferungen (12 Blatt) erschienen, welche den nördl. Teil der Stadt enthalten.

Das päpstliche Rom. Nach dem Untergange des Weströmischen Reichs kam R. unter die Herrschaft der Ostgoten. Ihr König Theodorich sorgte für die Erhaltung und Wiederherstellung der Stadt wie der röm. Einrichtungen und Gesetze. Sechsmal wurde sie sodann im Kriege der Goten und Byzantiner eingenommen, doch von Belisar sowohl als auch von Totila und von Narses geschont. Kaiser Justinianus I. erließ hierauf Gesetze zu Gunsten R.s, doch sank die Stadt immer mehr zu einer Provinzialstadt herab. Kaiserl. Duces, Unterbefehlshaber des Exarchen in Ravenna, regierten sie; im Lateran wohnten die Bischöfe R.s, bald die reichsten Besitzer und Hauptwohlthäter der Stadt, bald auch deren Gebieter. Während dieser byzant. Zeit, als die Langobarden im größten Teil Italiens herrschten (570 bis um 750), trugen Überschwemmungen, Hungersnot und Pest zum Verfall R.s bei; auch der christl. Eifer, der die Werke des Altertums vernichtete oder für Kirchen verbrauchte, wirkte zerstörend. Durch die Schenkung Pippins (754) entstand der Kirchenstaat (s. d.), welchen Karl d. Gr. bestätigte. Der Papst wurde Landesherr in R. Leo IV. befestigte, nachdem 846 die rechtstiberinischen Stadtteile durch eine Plünderung der Saracenen schwer gelitten hatten, den Vatikan; so entstand die Leoninische Stadt (s. d.). Aber zugleich mit der weltlichen Herrschaft des Papstes begannen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 947.