Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rom und Römisches Reich (unter den Kaisern)'
Balbinus, die der Senat nunmehr ernannte, wurden, nachdem Maximinus im Mai 238 vor Aquileja bei einer Meuterei seiner Truppen gefallen war, kurz darauf
von den Prätorianern erschlagen. Es blieb nur der auf Wunsch des Volks und der Prätorianer erhobene Gordianus III., ein unmündiger Knabe. Ihn beseitigte
244 sein Gardepräfekt Philippus, genannt der Araber (244–249). Unter Philippus wurde 248 das 1000jährige Jubiläum Roms gefeiert. Bald danach empörte sich
das Donauheer gegen ihn und rief einen Gegenkaiser aus. Diesen besiegte Philippus' Feldherr Decius, wurde aber selbst von den Truppen zur Annahme der
Kaiserwürde gezwungen und wandte sich gegen Philippus, der bei Verona gegen ihn fiel. Decius' kurze Regierung (249–251) ist beachtenswert durch die erste
systematische Christenverfolgung. Sie blieb erfolglos, und Decius starb bald darauf im Kampf gegen die Goten, die in Mösien eingebrochen waren. Er fiel
angeblich durch Verrat des Trebonianus Gallus, der als Kaiser mit den Goten schimpflichen Frieden schloß. Unter ihm kam vom Nil her eine furchtbare Pest in
das Reich, die 15 Jahre wütete. Gallus ward 253 durch Ämilianus, dieser 254 durch Valerianus verdrängt, der seinen Sohn Gallienus zum Mitkaiser ernannte,
selbst aber 260 von den Persern, die unter Schapur I. in Syrien vordrangen, gefangen wurde. Zu gleicher Zeit verwüsteten die Goten von Südrußland her
Kleinasien, die Inseln des Archipelagus und die Küsten Griechenlands. Alamannen drangen durch Helvetien bis über Mailand in Italien vor. Franken
durchzogen Gallien und erreichten Tarraco in Spanien; in nahezu allen Provinzen erhoben sich Kaiser (die sog. Dreißig Tyrannen) 258–274, unter denen
namentlich in Gallien Postumus und nach ihm Tetricus, in Syrien der Fürst von Palmyra, Odenathus, der Gemahl der Zenobia, zu erwähnen sind. Endlich,
nachdem Gallienus 268 ermordet worden war, begann der tüchtige Claudius II., 268–270, der die Goten 269 bei Naissus entscheidend schlug, die innere
Ordnung wiederherzustellen. Sein Werk vollendete mit Kraft und Strenge Aurelianus, 270–275. Er trieb die Markomannen und Alamannen aus Italien, die
Goten dauernd aus Mösien heraus, räumte ihnen aber freiwillig die Provinz Dacien ein; in Gallien machte er der Herrschaft des Tetricus, in Palmyra, das er 273
zerstörte, der Herrschaft der Zenobia ein Ende und begann energisch mit der Besserung der entsetzlichen Münzzustände. Rom, das bei der drohenden Zeitlage
nicht mehr sicher war, erhielt von ihm eine vollständige neue Ummauerung. Sein Nachfolger, der greise Senatskaiser Tacitus, 275–276, wurde bald ermordet.
Einen tüchtigen und energischen Kaiser erhielt Rom wieder in Probus, der des Tacitus Bruder Florianus nach dreimonatiger Regierung stürzte, 276–282.
Siegreich schützte er die Grenzen, siedelte Barbaren in den entvölkerten Gebieten an, um dem Reich so einen dauernden Rückhalt für den Grenzschutz zu
schaffen, gab den seit Domitian einseitig auf Italien beschränkten Weinbau frei und legte großartige Nutzbauten an. In einer Soldatenmeuterei fand er sein
Ende. Ihm folgte Carus, der im Kriege gegen die Perser Ende 283 umkam, und diesem sein Sohn Numerianus, der im Sept. 284 auf dem Rückmarsche aus dem
Wege geräumt wurde. Sein anderer Sohn, Carinus, der den Westen regierte, wurde im Sommer 285 von den eigenen Truppen getötet, nachdem ihm
↔ der 284 von Carus' Heer zum Kaiser ausgerufene Diocletianus eine Schlacht geliefert hatte.
Diocletianus verleiht der dritten großen Periode des röm. Kaiserreichs (284–395)
sein Gepräge, er setzte den Dominat, d.h. den absoluten orient. Herrschaftsbegriff, an Stelle des Principats. Er behielt sich die Oberleitung des gesamten Reichs
vor, ernannte aber, um überall gleichmäßig Ordnung zu schaffen, 286 Maximianus zum Mitaugustus, 293 Galerius und Constantius Chlorus zu Cäsaren,
Kronprinzen. Entsprechend den vier Herrschern zerfiel das Reich in vier große Teile, die sich später erhalten haben. Rom hörte jetzt auf, Mittelpunkt der
Regierung zu sein. Die Germanen wurden aus den Grenzprovinzen vertrieben, Britannien, wo erst Carausius, dann Allectus den Purpur angenommen, durch
Constantius wieder unterworfen, und durch Galerius 297 die Grenzen gegen die Perser bis über den obern Tigris hinausgeschoben. Danach führte Diocletian
seine großartige Reichsreform in der Hauptsache durch, er nahm auch noch einmal (302) vergeblich den Kampf mit dem Christentum auf. Nachdem beide
Augusti die Herrschaft 305 niedergelegt hatten, erhielten Constantius im Westen und Galerius im Osten die kaiserl. Würde. Als Cäsaren wurden zunächst
bestimmt Valerius Severus für den Westen, Maximinus Daja für den Osten. Als aber nach Constantius' plötzlichem Tode 306 dessen Legionen Constantius'
Sohn Konstantin (später den Großen) zum Kaiser ausriefen und kurz darauf in Rom Maximinus' Sohn Maxentius von den Prätorianern erhoben wurde und sein
Vater für ihn sich erklärte, kam es zum Thronstreit. Dabei fand Severus als Augustus des Westens 307 im Kampf gegen Maxentius den Untergang; an seine
Stelle trat Licinianus Licinius, 308 ertrotzten aber auch Konstantin und Maximin den Augustustitel. So gab es eine Zeit lang vier Kaiser und einen Usurpator.
Nach Maximians (310) und Galerius' Tode (311) entschied zwischen den übrigbleibenden das Schwert. Als Alleinherrscher ging Konstantin aus dem Kampfe
hervor.
Während seiner Regierung, 324–337, verlegte er 330 die Residenz nach Byzanz, das nach ihm Konstantinopel genannt wurde, und führte die von Diocletian
vorgezeichnete neue Reichsordnung noch mehr im einzelnen durch. Die Person des Monarchen wurde durch ein orient. Hofceremoniell dem unmittelbaren
Verkehr mit den Unterthanen möglichst entrückt. Die Civil- und Militärverwaltung wurden vollkommen getrennt. Das Reichsgebiet war jetzt in 120 Provinzen
geteilt, diese wieder zu 14 Diöcesen, die Diöcesen zu 4 Präfekturen gruppiert und das Ganze durch eine bureaukratische Hierarchie regiert. Von der höchsten
Spitze herab ging ein streng nach Rangklassen geordneter, besoldeter und betitelter Beamtenstaat. Dem entsprechend wurde die Verwaltung selbst, deren
treibendes Motiv jetzt wesentlich die Finanzwirtschaft war, in eine Stufenleiter von Geschäftsgebieten mit geordnetem Instanzenzug gebracht. Hinsichtlich der
religiösen Verhältnisse war schon in dem Edikt von Mailand 313 vollständige Toleranz gewährt worden, dann aber wurde, nachdem Konstantin den Licinius
überwunden, das Christentum auf der Grundlage der Religionsfreiheit thatsächlich mehrfach bevorzugt. Nach Konstantins Tode teilten seine drei Söhne
Konstantin, Constantius und Constans das Reich als Augusti unter sich, nachdem die Neffen ihres Vaters,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 958.