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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Roumanille; Round Heads; Rouquayrol-Denayrouze-Apparat; Rousseau

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Roumanille - Rousseau (Jean Jacques)

kreisförmige Vertiefung befindet, in der eine um ihren Mittelpunkt drehbare Scheibe in Bewegung gesetzt werden kann. Um diese Scheibe läuft ein nach außen ansteigender Rand, der einer roulierenden Kugel zur Bahn dient. Die drehbare Scheibe hat an ihrem Umfange 37 oder 38 gleichgroße numerierte und durch Wände sternförmig untereinander geschiedene Fächer, die groß genug sind, um die ausrollende Kugel, wenn sie von dem geneigten Rande herunterfällt, aufzunehmen. Die Fächer sind abwechselnd von roter und schwarzer Farbe und mit Zahlen von 1-36 bezeichnet. Hat das R. 37 Fächer, so ist das letzte Fach durch 0 (Zéro), hat es 38 Fächer, so ist noch ein anderes Fach durch 00 (Double zéro) bezeichnet. Alle diese Bezeichnungen nach Farben und Ziffern sind zu beiden Seiten des eigentlichen R. auf der grünen Tafel wieder aufgetragen, hier aber durch Linien in gewisse Abteilungen gebracht, die gewisse Farben und Nummernkombinationen (Chancen) zusammenfassen. Davon unterscheidet man sechs: einerseits Rouge (rote Felder), Impair (ungerade) und Impasse oder Manque (darunter, unter 18); andererseits Noir (schwarz), Pair (gerade) und Passe (darüber, über 18). Das Spiel hält ein Bankier, der vor der R. seinen Sitz hat; für die Pointeurs sind die Felder auf der Tafel zum Besetzen eingerichtet. Sind die Einsätze erfolgt, so wird die Scheibe vom Bankier oder Croupier rasch in Bewegung gesetzt, die Kugel aber in entgegengesetzter Richtung auf ihrem Rande herumgerollt. Wenn die Bewegung langsamer geworden ist, erhält die Kugel das Bestreben, in eins der Fächer zu rollen, und Nummer und Chance des Fachs, in das sie schließlich fällt, entscheidet das Spiel. Sobald die Kugel gefallen ist, sagt der Bankier die Nummer sowie die Chance an und hat dann die auf den gewinnenden Feldern stehenden Sätze auszuzahlen, während er alle übrigen einzieht. Rouge und Noir, Pair und Impair, Manque und Passe werden einfach bezahlt, Zéro, Double zéro und eine einzelne Nummer 36fach. Wer mehrere Nummern (2, 3, 4, 6 als Gruppe) zugleich besetzt hatte, erhält den Betrag des Quotienten, den die Division durch die Zahl der besetzten Nummern in 36 giebt (z. B. 3 Nummern mit 10 Frs. besetzt = 120 Frs.). Liegt die Kugel in dem mit dem 0 oder 00 bezeichneten Fache, so zieht der Bankier alle Einsätze ein, mit Ausnahme der von entsprechender Farbe und Chance (Rouge, Impair und Impasse bei Zéro; Noir, Pair und Passe bei Double zéro), die von den Spielern zurückgezogen werden können, und der auf 0, oder 00 selbst gemachten, die gewinnen.

Roumanille (spr. rumanij), Joseph, provençal. Dichter, geb. 8. Aug. 1818 zu St. Remy (provençal. Sant Roumié, Bouches-du-Rhône) als Sohn eines Gärtners, besuchte das franz. Collège zu Tarascon, war dann Lehrer an der Schule einer kleinen Stadt außerhalb seiner Heimat und ging 1847 nach Avignon, wo er Korrektor in einer Druckerei und später Buchhändler war. Während der Februarrevolution richtete er gegen die Demagogen die humorvollen Satiren "La Ferigoulo", "Li Capelan", "Li Clubs", "Li Partejaire". 1852 gab er in Avignon eine kleine Sammlung, zum Teil von ihm selber, zum Teil von Dichtern wie A. B. Crousillat, Reybond, Mistral u. a. verfaßter provençal. Gedichte heraus. Der außerordentliche Erfolg derselben hatte die Gründung der Félibre (s. d.) auf dem Schlosse Font-Ségugne (Depart. Vaucluse) 1854 zur Folge. Auch rief R. 1859 die Zeitschrift "Armana provençau" ins Leben. Er starb 24. Mai 1891 zu Avignon. Von seinen übrigen Gedichten sind zu nennen: "Le Campano mountado" (1857), "Lis oubreto" (1852; 2. Aufl. 1864), "Lou mège de Cucugnan" (1868), "Lis entarro chin galejado boulegarello" (1874), "Li conte prouvençau e li cascareleto" (1884).

Round Heads (engl., spr. raund hedds), s. Rundköpfe.

Rouquayrol-Denayrouze-Apparat, s. Feuerwehrrauchapparate.

Rousseau (spr. rußoh), Jean Baptiste, franz. Dichter, geb. 16. April 1670 zu Paris als Sohn eines Schuhmachers, wurde von den Jesuiten erzogen, schrieb seit 1694 für die Bühne, hatte aber nur mit dem Lustspiel "Le flatteur" (1697) einigen Erfolg. Er wandte sich deshalb der lyrischen Dichtung zu, und verfaßte Oden und Hymnen, daneben auch für seine vornehmen Gönner boshafte und cynische Epigramme. Wegen einiger satir. Verse, die er vergeblich als vom Geometer Saurin verfaßt bezeichnete, wurde er 7. April 1712 mit ewiger Verbannung bestraft, worauf er nach der Schweiz flüchtete und am franz. Gesandten, Grafen du Luc, einen Gönner fand. Auf dem Badener Kongreß (1714) lernte er Prinz Eugen kennen und begleitete ihn nach Wien, das er nach drei Jahren wieder verlassen mußte. Er ging hierauf nach Brüssel, hielt sich 1721 in England auf und lernte, 1722 wieder in Brüssel, Voltaire kennen, mit dem er bald darauf sich bitter verfeindete. R. starb 17. März 1741 zu Genette bei Brüssel. Unter der Herrschaft des Klassicismus galt R. als der Meister der höhern Lyrik; in der That hat er eine glänzende Diktion und leistete Hervorragendes in gereimten und rhythmischen Schulübungen über Gegenstände, die entweder unbedeutend (wie meist in den weltlichen Oden) oder seiner Empfindung fremd waren (wie in den geistlichen Gedichten). Außer den vier Büchern Oden begründen seinen litterar. Ruf drei Bücher Epigramme, die seinem behenden Witz und seiner Sprachgewandtheit meist gut gelungen sind. Seine "?uvres" (mit einem Teil seiner Korrespondenz) gab Amar heraus (5 Bde., Par. 1820).

Rousseau (spr. rußoh), Jean Jacques, franz. Schriftsteller, neben Voltaire der einflußreichste der Franzosen im 18. Jahrh., geb. 28. Juni 1712 zu Genf, Sohn eines Uhrmachers, aus alter angesehener Familie, die sich infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes aus Frankreich nach der Schweiz geflüchtet hatte, wuchs ohne gründlichen Unterricht auf und wurde bei einem Graveur in die Lehre gethan. Er hatte aber von vielem Romanlesen den Kopf voll abenteuerlicher Ideen, so daß er, 15 J. alt, seinem Lehrherrn entlief und eine Zeit lang in Savoyen umherirrte, bis ihn ein kath. Landpfarrer nach Annecy an Frau von Warens empfahl, die Mutterstelle bei ihm vertrat und ihn nach Turin in die Katechumenenanstalt schickte. Nach seinem Übertritt zum Katholicismus aus diesem ihm unleidlichen Aufenthalt befreit, wurde er erst Lakai bei einer vornehmen Dame, von der er, des Diebstahls beschuldigt, entlassen wurde, dann bei dem Grafen de Gouvon, der für seine geistige Weiterbildung sorgen ließ; aber unruhige Wanderlust trieb ihn aus seiner Stellung fort und nach einigen Irrfahrten kam er wieder zu Frau von Warens (1730). Als der Versuch, ihn zum Geistlichen auszubilden, mißlang, beschäftigte sich R. mit der Musik, gab Musikstunden, ging mit einem Abenteurer nach