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Rovigno – Roxane
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rovereto'
ken und Wurst. In der Nähe eine große Tabakfabrik in Sacco (1922 E.), bei Lizzano ein Schloß, um 1302 Aufenthalt des
verbannten Dichters Dante, und jenseit der Etsch zwischen Maulbeerbäumen und Weingärten Isera (618 E.), bekannt
durch den dunkelroten süßen Iserawein, der beste Tirolerwein. Von 1413 bis 1510 stand R. unter venet. Herrschaft, von da an kam es zu Österreich und Tirol.
Geschichtlich denkwürdig wurde R. im ital. Feldzug Bonapartes durch das Gefecht zwischen Masséna und einem Teile des Wurmserschen Korps, 3. und 4. Sept.
1796, in dem die Österreicher unterlagen und 5000 Mann und 25 Kanonen verloren.
Rovigno (spr. -winnjo; einst Arupenum, auch
Rubinum), im Volke Rovegno, slaw. Rovinj,
Stadt mit eigenem Statut im österr. Kronland Istrien an der Süd Westküste von Istrien, auf den Abhängen einer Landzunge, an der Linie Canfanaro-R. (21 km)
der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Kreis- und eines Bezirksgerichts, Hafen- und Seesanitätskapitanats und der Handels- und Gewerbekammcr für Istrien, hat
(1890) 9662 ital. E., eine sehenswerte Domkirche, deren Turm, dem Campanile von Venedig nachgebildet, das Erzbild der Eufemia, der Schutzheiligen der
Stadt, auf seiner Spitze trägt, ein Kollegiatkapitel und Franziskanerkloster, Musik-, höhere Mädchen- und Industrieschule, Bibliothek, Theater, Asyl; Fabrikation
von Tabak, Teigwaren, Cement und Ölsardinen, Fischerei (besonders Sardellen), Dampfmühlen und Destillationen sowie Ackerbau, Haselnuß-, Wein- und
Olivenbau und Handel mit Nüssen, Wein und Holz. Die Rovigneser sind als Piloten bekannt und besorgen den Lotsendienst in den Pomündungen.
Rovīgo. 1) R., auch Polesine genannt,
Provinz im Königreich Italien, der südlichste Teil der Landschaft Venetien, grenzt im N. an die Provinzen Padua und
Venedig, im O. an das Adriatische Meer, im S. an Ferrara und im W. an Mantua und Verona und hat 1774 (nach Strelbitskij 1665) qkm mit (1881) 217700,
nach einer Berechnung (31. Dez. 1892) 238274 E., d.i. 134 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 8 Distrikte: Adria, Ariano nel Polesine, Badia Polesine, Lendinara,
Massa Superiore, Occhiobello, Polesella und R. mit zusammen 63 Gemeinden. Das Land ist eben und meist angeschwemmt. Die nördl. Grenze bildet die
Etsch, die südliche der Po; zwischen beiden liegen zahlreiche Kanäle (Adigetto, Canale Bianco u.a.) zur Entwässerung der Sümpfe. Das Klima ist ungesund. Der
Landbau liefert Getreide, Mais, Reis, Hanf, Wein und Maulbeeren. Die die Provinz durchziehenden Eisenbahnlinien haben die Hauptstadt R. zum
Kreuzungspunkt. –
2) R. (mittellat. Rodigium), Hauptstadt der Provinz und des Kreises R. (42546 E.),
am Kanal Adigetto, einem 1124 durch Dammbruch entstandenen Arm der Etsch, in freundlicher Ebene, an den Linien Padua-Bologna und
Dossobuono-Chioggia des Adriatischen Netzes, Sitz des Präfekten, eines Handelsgerichts, eines Kollegiatkapitels und einer Handels- und Gewerbekammer, hat
(1881) 7272, als Gemeinde 11460, nach einer Berechnung (31. Dez. 1893) 11637 E., in Garnison ein Bataillon des 76. Infanterieregiments, alte Mauern,
Türme und Bastione, Reste eines Kastells (10. Jahrh.), Marmorstandbild Victor Emanuels II. (1881) von Monteverde, bronzenes Reiterstandbild Garibaldis
(1894) von Ferrari, einen Palazzo Roncali im Stil der Hochrenaissance (1555) von Sanmicheli, Palazzo ↔ Comunale mit einer Bibliothek und
Gemäldesammlung, ein stattliches Assisengebäude von 1873, ein Lyceum und Gymnasium, bischöfl. Seminar, eine technische Schule, Akademie der
Wissenschaften und Künste und zwei Theater; Färberei, Brauerei, Fabrikation von Leder und Kerzen und lebhaften Handel.
Rovuma, Fluß in Ostafrika, entspringt auf dem östl. Randgebirge des Njassasees, bildet in seinem westöstl. Laufe die Grenze
zwischen der deutschen und portug. Interessensphäre und mündet als starker, aber nicht schiffbarer Strom nördlich vom Kap Delgado in den Indischen Ocean.
Er erhält als wichtigsten Zufluß (der oft als Quellfluß betrachtet wird) von SW. den Lujende oder Ludschenda, welcher
nördlich vom Schirwa entsteht, mit vielen Katarakten ein wenig bevölkertes, sehr fruchtbares, von Elefanten, Büffeln, Zebras und Antilopen erfülltes Thal
durchfließt und bei Ngomano (219 m ü.d.M.) mit dem R. sich vereinigt.
Rowdy (engl.-amerik., spr. raudi, im Plural Rowdies, von
row, d. h. lärmen), Raufbold, Krakeeler, Person aus der Klasse des Straßenpöbels.
(S. auch Loafer.)
Rowe (spr. roh), Nicholas, engl. Dramatiker, geb. 1673 zu Little Barford (Bedfordshire), entsagte im 25.
Jahre der jurist. Laufbahn, um sich der Dichtkunst zu widmen, und trat mit dem Trauerspiel «The ambitious stepmother»
auf, das großen Erfolg hatte. 1702 folgte «Tamerlane», dessen polit. Beziehungen auf Wilhelm III. (Tamerlan) und
Ludwig XIV. (Bajazet) viel Anklang fanden. 1703 kam «The fair penitent», eins seiner besten Trauerspiele, auf die Bühne,
in den nächsten Jahren «Jane Shore», «Lady Jane Gray»,
«The royal converts» und einige andere. Sein Dichterruhm verschaffte ihm unter Anna und Georg I. mehrere einträgliche
Ämter, auch wurde er zum Poet laureate ernannt (1715). Er starb 6. Dez. 1718 und wurde in der Westminsterabtei
begraben. R. ahmte das franz. Trauerspiel nach, zugleich auch Shakespeare, den er eifrig studierte und von dessen Werken er die erste brauchbare Ausgabe
(1709) lieferte. Außerdem schrieb er Gedichte (2 Bde.) und eine Übersetzung von Lucans «Pharsalia» (Lond. 1728).
Rowley Regis (spr. raulĕ rihdschĭs), Stadt in der engl. Grafschaft Stafford, zwischen Dudley und
Birmingham, zählt (1891) 30791 E. und hat Eisenhütten, Gießerei, Ankerschmieden, Fabrikation von Gewehrläufen und landwirtschaftlichen Geräten.
Rowno. 1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im Gebiet des Goryn
(Nebenfluß des Pripet) mit dem Slutsch, hat 8614,3 qkm, 140312 E.; im S. Ackerbau, im N. Waldindustrie. –
2) Kreisstadt im Kreis R., am Flüßchen Ustje und an den Linien Kasatin-Berditschew-Brest der Südwestl. Eisenbahnen
und Wilna-R. der Poljessjebahnen, hat (1894) 8829 E., Post, Telegraph, 5 russ. Kirchen, 2 kath. Kapellen, 8 israel. Betschulen, Realschule; Handel mit Getreide,
Bauholz und Vieh.
Roxāna, Name des 317. Planetoiden.
Roxāne, Tochter des baktrischen Fürsten Oxyartes, seit 327 v. Chr. Gemahlin Alexanders d. Gr., gebar nach
Alexanders Tode im Sommer 323 v. Chr. zu Babylon einen Sohn, der von den Diadochen zu-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1039.