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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rudimente - Rudolf I. (deutscher König)

Rudiménte (lat.), Anfangsgründe.

Rüdinger, Nikolaus, Anatom, geb. 25. März 1832 zu Büdesheim in Rheinhessen, studierte in Heidelberg und Gießen und wurde 1855 Prosektor am Anatomischen Institut zu München. 1862 wurde er Adjunkt, 1870 außerord. und 1880 ord. Professor der Anatomie sowie zweiter Konservator der anatom. Anstalt und Sammlung. Er bemühte sich die Photographie in großem Maßstabe als wichtiges Illustrationsmittel für anatom. Zwecke zu verwerten. Auch hat sich eine von ihm erfundene neue Konservierungsmethode menschlicher Leichen für anatom. wie chirurg.-operative Unterrichtszwecke als sehr brauchbar erwiesen. Außer zahlreichen kleinern Arbeiten veröffentlichte er u. a.: "Die Anatomie des peripherischen Nervensystems des menschlichen Körpers" (2 Bde. mit 37 Taf., Stuttg. 1870), "Atlas des peripherischen Nervensystems des menschlichen Körpers" (2. Aufl., ebd. 1872), "Atlas des menschlichen Gehörorgans" (Münch. 1866-75), "Beiträge zur Histologie des Gehörorgans" (ebd. 1870), "Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Histologie der Ohrtrompete" (ebd. 1870), "Topogr.-chirurg. Anatomie des Menschen" (4 Abteil. und Supplement mit 48 Taf., Stuttg. 1870-78), "Beiträge zur Anatomie des Gehörorgans, der venösen Blutbahnen der Schädelhöhle sowie der überzähligen Finger" (Münch. 1876), "Über die willkürlichen Verunstaltungen des menschlichen Körpers" (Berl. 1875), "Beiträge zur Morphologie des Gaumensegels und des Verdauungsapparates" (mit Atlas, Stuttg. 1879), "Beitrag zur Anatomie der Affenspalte und der Interparietalfurche beim Menschen" (Bonn 1882), "Beitrag zur Anatomie des Sprachcentrums" (Stuttg. 1882), "Zur Anatomie der Prostata" (Münch. 1883).

Rudinì, Antonio, Marchese di, ital. Staatsmann, geb. 1839 zu Palermo, wurde 1865 Bürgermeister von Palermo und schlug als solcher den klerikal-bourbonischen Aufstand (1866) daselbst nieder. 1868 zum Präfekten des unruhigen Neapel ernannt, wurde er von Menabrea Dez. 1869 als Minister des Innern berufen, trat aber bald zurück, da er sich dieser Aufgabe noch nicht gewachsen zeigte. Darauf nahm er als Abgeordneter zuerst für Canicatti, nach 1882 für Syrakus, jetzt für Cascamo, auf der äußersten Rechten an den Verhandlungen der Kammer teil. 1890 wurde er Vicepräsident der Kammer, Anfang Febr. 1891 trat er als Ministerpräsident an Crispis Stelle, dessen Sturz er vornehmlich herbeigeführt hatte, und übernahm das Ministerium des Äußern, mußte aber selbst Mai 1892 Giolitti weichen. R. suchte zunächst durch Sparsamkeit das von Crispi überangestrengte Land zu beruhigen. Im Sommer 1891 hatte er den Dreibund vor dessen Ablauf erneuert, und Febr. 1892 verlieh ihm der deutsche Kaiser den Schwarzen Adlerorden.

Rudĭo, Carlo di, Teilnehmer am Attentat Orsinis (s. d.) auf Napoleon III.

Rudis (lat.), eine Art Rappier, s. Gladiatoren.

Rudisten, Rudistenkalk, s. Hippuritenkalke.

Rudkjöbing (spr. -köb-), Stadt auf Langeland (s. d.).

Rudolf von Schwaben, deutscher König (1077-80), Gegenkönig Heinrichs IV. (s. d.), Graf von Rheinfelden, erhielt 1057 das erledigte Herzogtum Schwaben und die Verwaltung Burgunds von der Kaiserin Agnes, der Mutter Heinrichs IV., und wurde mit deren Tochter Mathilde vermählt, die aber schon 1060 starb. Obgleich schon gegen den König verstimmt, trug R. doch wesentlich bei zu dem Siege an der Unstrut 13. Juni 1075 über die Sachsen, ging aber dann zu den Gegnern über und wirkte auf der Fürstenversammlung zu Tribur 16. Okt. 1076 mit zu dem Beschluß, daß Heinrich, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Bann losgesprochen würde, der Krone verlustig gehe. Obwohl Heinrich IV. sich nun in Canossa die Absolution erwarb, wählten die Fürsten in Anwesenheit der päpstl. Legaten zu Forchheim 15. März 1077 den Herzog R., unter der Bedingung, daß die Bischofswahlen frei seien, die Königswürde aber in keinem Fall erblich sein solle, zum König, worauf er zu Mainz 26. März gekrönt wurde. Papst Gregor bestätigte nach langem Zaudern die Wahl R.s; doch fand Heinrich IV. nach seiner Rückkehr aus Italien so viel Anhang, daß R. sich zurückziehen mußte. Bei Mellrichstadt 7. Aug. 1078 kam es dann zur Schlacht mit zweifelhaftem Ausgang; in den Schlachten bei Flarchheim 27. Jan. 1080 und bei Hohenmölsen 15. Okt. 1080 siegte R., wurde jedoch in der letztern so gefährlich verwundet, daß er an demselben Tage starb. Er wurde in der Domkirche zu Merseburg begraben, wo auch die in der Schlacht ihm abgehauene Hand aufbewahrt wird. - Vgl. Grund, Die Wahl Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig (Lpz. 1870); W. von Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 3, Tl. 1 (5. Aufl., ebd. 1890).

Rudolf I. (von Habsburg), deutscher König (1273-91), geb. 1. Mai 1218 als ältester Sohn Albrechts IV., Grafen von Habsburg (s. d.) und Landgrafen vom Elsaß, hielt stets treu zu Kaiser Friedrich II. und seinem Geschlecht, wurde deshalb gleich diesem exkommuniziert, aber von den Staufen durch Verpfändung von St. Blasien und des Schwarzwaldes belohnt. Hierdurch gewann er die vorherrschende Macht im Breisgau und 1264 durch Beerbung der Grafen von Kyburg die Besitzungen von der Reuß bis zum Bodensee. Durch verschiedene Fehden und durch seine Vermählung mit Gertrude (als Königin Anna genannt), Tochter des Grafen von Hohenberg, erweiterte er sie so, daß sie von den Alpenpässen bis an die Thore Colmars reichten. Der Ruf seiner Tapferkeit und Gerechtigkeit bewog 1257 die Landleute von Uri, ihn zur Beilegung innern Zwistes zu berufen, und führte zu Bündnissen mit den Bürgern von Straßburg und Zürich. In Kriegen mit dem Bischof von Straßburg, dem Abt von St. Gallen und der Stadt Basel hatte er sich großes Ansehen und eine herrschende Stellung in Schwaben erworben. Eben hatte er nach Ablauf eines dreijährigen Waffenstillstandes 1273 den Krieg gegen Basel erneuert, als ihm der Burggraf Friedrich von Nürnberg die Nachricht von seiner 1. Okt. zu Frankfurt erfolgten Erwählung zum deutschen König überbrachte, die hauptsächlich auf Betreiben des Erzbischofs Werner von Mainz erfolgte und dem Interregnum ein Ende machte. Sogleich unterwarf sich Basel; R. zog nach Aachen, wo er 24. Okt. mit seiner Gemahlin die Krönung empfing. Papst Gregor X., der zur Herstellung geordneter Zustände und in der Hoffnung auf einen Kreuzzug eifrig die Königswahl betrieben hatte, begünstigte und unterstützte ihn; den Pfalzgrafen Ludwig und den Herzog Albert von Sachsen verband sich R. durch ihre Verheiratung mit seinen Töchtern. Nur Ottokar von Böhmen und Heinrich von Bayern verweigerten ihre Anerkennung. Letztern kettete er durch eine Heirat seines Sohnes