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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rudolf II. (deutscher Kaiser) - Rudolf (König von Frankreich)

an sein Haus, Ottokar ließ er in die Acht erklären und zwang ihn durch einen Feldzug, 1276 Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain herauszugeben und für Böhmen und Mähren die Belehnung nachzusuchen. In einem zweiten Kriege, in dem R. auch von dem Ungarnkönig Ladislaus IV. unterstützt wurde, verlor Ottokar in der Schlacht auf dem Marchfelde 26. Aug. 1278 das Leben. Von den Ländern des Böhmenkönigs gab R. dessen unmündigem Sohne Wenzel, der mit R.s Tochter Guta verlobt wurde, Böhmen und Mähren zurück, nahm aber Österreich, Steiermark und Krain mit Bewilligung der Kurfürsten für sein eigenes Haus in Besitz und belehnte damit 27. Dez. 1282 seine Söhne Albrecht I. und Rudolf, der aber schon 1290 starb und einen Sohn, Johann (Parricida), hinterließ. Kärnten erhielt 1286 Graf Meinhard von Tirol.

Der Gegenkönig Alfons X. (s. d.) von Castilien wurde vom Papst Gregor X. durch Bedrohung mit dem Bann gezwungen, der deutschen Krone zu entsagen. Danach war R. mit der Stärkung seiner Hausmacht und dann damit beschäftigt, die von seinen Vorgängern verschleuderten Güter und Rechte des Reichs wiederzugewinnen und den Landfrieden zu sichern. Er ließ allein in Thüringen 66 Raubschlösser zerstören. Den Kurfürsten sicherte er ihre Rechte, unternahm auch nichts Wichtiges ohne deren Zustimmung, die er sich mittels der Willebriefe (s. d.) erteilen ließ. Den Grafen von Savoyen, der mehrere deutsche Reichslehen in der Schweiz sich zugeeignet, zwang er 1283 mit den Waffen zur Rückgabe derselben; den Grafen Otto von Hochburgund, der sich in Aussicht auf die Hilfe Frankreichs der Lehnspflicht gegen das Deutsche Reich entziehen wollte, sowie andere widerspenstige Reichsvasallen nötigte er zur Unterwerfung. Die Unruhen in Böhmen, wo der Markgraf Otto IV. von Brandenburg sein Mündel, den König Wenzel, gefangen hielt und sich der Herrschaft bemächtigen wollte, endigte R. mit Befreiung des böhm. Königs. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin, Anna (gest. 1281), vermählte R. sich 1284 mit der 14jährigen Elisabeth Agnes (Isabella), Tochter des Herzogs Hugo IV. von Burgund; aber die an diese Ehe geknüpften Erwartungen erfüllten sich nicht. Im Reiche gärte es an vielen Stellen unter Städten und Fürsten, und es gelang ihm auf dem Frankfurter Tage im Mai 1291 nicht, für seinen Sohn Albrecht die Stimmen der Kurfürsten zu gewinnen. R. starb 15. Juli 1291 zu Speyer und wurde dort im Dom begraben. Unermüdet thätig, einfach in Sitte und Lebensweise, herablassend, tapfer und gerecht, war er redlich bemüht, das Deutsche Reich aus seiner tiefen Zerrüttung aufzurichten. Unter den Gegnern R.s war auch einer der falschen Friedriche, die den Volksglauben an die Wiederkunft Friedrichs II. benutzend, sich für diesen ausgaben, Dietrich Holzschuh (s. d.), der eine Zeit lang viel Anhang fand.

Vgl. Böhmer, Die Regesten des Kaiserreichs 1246-1313 (Stuttg. 1844); Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrh., Bd. 2 (Wien 1867); Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde, Buch 1-5: König R. und seine Zeit (Lpz. 1845-49; vollendet von Lütolf Busson, Berl. 1871); Als. Huber, N. vor seiner Thronbesteigung (Wien 1873); Hirn, R. von Habsburg (ebd. 1874); Festschrift zur 600jährigen Gedenkfeier der Belehnung des Hauses Habsburg mit Österreich (ebd. 1882); Plischke, Das Rechtsverfahren R.s gegen Ottokar von Böhmen (Dissertation, Bonn 1885); A. Schulte, Geschichte der Habsburger in den ältesten drei Jahrhunderten (Innsbr. 1887); Kaltenbrunner, Aktenstücke zur Geschichte des Deutschen Reiches unter den Königen R. I. und Albrecht I. (Wien 1889); Zisterer, Gregor X. und R. von Habsburg (Freib. i. Br. 1891); auch die Litteratur zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (Bd. 12, S. 741 a).

Rudolf II., deutscher Kaiser (1576-1612), Sohn Kaiser Maximilians II., geb. 18. Juli 1552. Am span. Hofe von Jesuiten erzogen, hatte er schon 1572 die ungar. und 1575 die böhm. Krone nebst dem Titel eines röm. Königs erhalten und folgte 12. Okt. 1576 seinem Vater in den Erblanden und im Reich. Während der Zwist zwischen den Religionsparteien im Reich sich immer tiefer grub, lebte R. weltabgewandt und thatenscheu viele Jahre auf dem Hradschin zu Prag. Seine Liebhaberei war, in seinen Sammlungen, unter seinen kostbaren Gemälden, Kupferstichen, Handschriften und Büchern, in seiner Rüstkammer und seinen naturhistor. Museen umherzugehen oder mit Astrologen und Alchimisten die Geheimnisse der Zukunft und der Welt zu enträtseln. Er griff nur willkürlich und launenhaft in die Regierungsgeschäfte ein, war dabei überaus reizbar in Sachen seiner Herrscherwürde und wurde schließlich ganz von niedern Kreaturen abhängig, während seine Menschenscheu zu förmlichem Verfolgungswahn ausartete. Der kath. Reaktion ließ er in den Erblanden wie im Reich freie Bahn. Hier kam es denn zur Unterdrückung Gebhard Truchseß’ im Kölner Krieg (1584), zur Durchführung der Gegenreformation in den katholisch gebliebenen Stiftern und Fürstentümern, zur Vergewaltigung der prot. Reichsstadt Donauwörth durch Maximilian I. von Bayern, während in den österr. Landen die Erzherzöge Maximilian, Ferdinand und Matthias die prot. Elemente unterdrückten. Trostlos sah es unter R. besonders in Ungarn bei dem fortdauernden Elend der Türkenkriege aus, und als statt Erleichterungen von der Regierung nur harte Ketzergesetze kamen, brach dort 1604 ein Aufstand aus, den erst die für ihren Bruder handelnden Erzherzöge unter Matthias’ (s. d.) Führung beilegten. Darüber zerfielen sie mit dem Kaiser; mit den ungar. und österr. Ständen verbunden, trotzte Matthias seinem Bruder die Regierung von Österreich, Ungarn und Mähren ab (1608). Den treu gebliebenen böhm. Ständen mußte R. 1609 im Majestätsbrief (s. d.) religiöse Duldung zusichern; zwei Jahre darauf aber gelang es Matthias, ihn auch in Böhmen zu entthronen (März 1611). R. starb 20. Jan. 1612 kinderlos, sein Bruder Matthias war sein Nachfolger. - Vgl. Gindely, R. II. und seine Zeit (2 Bde., Prag 1863-65); von Bezold, Kaiser R. II. und die Heilige Liga (Münch. 1885); Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges, Bd. 1 und 2 (Stuttg. 1889 u. 1895); G. Droysen, Geschichte der Gegenreformation (Berl. 1893).

Rudolf, Könige von Burgund (s. d., Bd. 3, S. 766 a).

Rudolf, König von Frankreich (923-936), war zuerst Herzog des franz. Burgund, wurde von seinem Schwager, dem Kapetinger Hugo d. Gr. (s. d.), 923 dem Karolinger Karl III. (s. d.) dem Einfältigen gegenübergestellt und von den Großen zum König gewählt. Es gelang seinem Anhänger, dem Grafen von Vermandois, Karl 923 gefangen zu nehmen.