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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sadagura - Sá de Mirgnda
1871 wieder Ministerpräsident und Minister des
Äußern. Er starb 6. Jan. 1876.
Sadagura (poln. Sadagöra), Markt in der
österr. Bezirkshauptmannfchaft Czernowitz in der Bu-
kowina, nördlich von Czernowitz, an der Linie Czcrno-
witz-NowosielicaderOsterr. Staatsbahnen, Sitz eines
Bezirksgerichts (457,97 <i^in, 51913 meist ruthen.
E.), bat (1890) 4816 meist deutsche E., darunter
3756 Israeliten, in Garnison 1 Eskadron des 14. Hu-
sarenregiments "Wladimir, Großfürst von Nuß-
land"; bedeutenden Ochsen-, Frucht-, Woll- und
Häutehandel mit Vessarabien und der Moldau und
Viehmärkte. S. ist 1771 zur Anlage einer russ.
Münzstätte gegründet worden.
Sadäo (spr.-daung), Fluß in Portugal, s. Sado.
Saddleworth (spr. ßäddlwörth), Stadt in der
engl. Grafschaft Jork, im West-Niding, im engen
Felsthal der Tame, an der Bahn Mancbester-Hud-
dersfield, besteht aus den Ortschaften Delph und
Upper Vcill und hat (1891) 22 452 E., bedeutende
Baumwollwcberei und Fabrikation feiner Tücher.
Sadducäer, die jüd. Tcmpelaristokratie, die zu
den Zeiten des zweiten Tempels bis zum 1. Jahrh,
v. Chr. die unbestrittene geistliche und polit. Führung
des jüd. Volks in der Hand hatte, und ihr Anhang.
Der Name ist ursprünglich Geschlechtsname und be-
deutet die Familie des Zadok. Gemeint ist wahr-
scheinlich der Oberpriester Salomos, Zadok, von
dem sicb die nacherilischen Hohenpriester herleiteten.
Als besondere Partei traten die S. erst seit dem
Emporkommen der Pharisäer (2. Jahrh. v. Chr.)
auf. Die gewohnlichen, durch Iosephus veranlaßten
Vorstellungen, als ob sie Epikurcer und Freigeister
gewesen, sind irrtümlich. Sie waren in Theorie und
Praxis die konservativere Partei. Insonderheit lehn-
ten sie die pharisäische Gesetzestradition ab und be-
schränkten sich auf das geschriebene Gesetz. Sie er-
tannten daher weder die pharisäischen Bestimmungen
über Nein und Unrein noch die pharisäischen Milde-
rungen des Kriminalrechts an. Den Glauben an
die leibliche Auferstehung teilten sie auch nicht.
Ebenso lehnten sie den später aufgekommenen Engel-
glauben ab. Darin, daß sie den Einfluß Gottes auf
die menschlichen Handlungen (Vorherbestimmung)
leugneten und die Freiheit des Menschen betonten,
kann allein ein aufklärerischer Zug gefunden werden,
der sich vielleicht daraus erklärt, daß die Tempel-
aristokratie infolge ihres Neichtums etwas verwelt-
licht wurde und mit fremder Bildung in Berührung
gekommen war. - Über die Litteratur f. Pharisäer.
Sadebaum, Sevenbaum, Sabinerbaum,
zur Gattung .Inuipei-ug (s. Wacholder) gehörender
immergrüner Strauch, ^uni^Lrug 8lü)ina, ^. Er
wächst auf den Bergen und in den Thälern der südl.
Alpen, dcr Pyrenäen, der Gebirge Spaniens und
im Orient als ein 1,3 bis 3,3 m hoher, sehr aus-
gebreiteter, sparriger Strauch und trägt schwarze,
bellblau bereifte, herabgekrümmte Beeren. In
Deutschland wird der S. oft angepflanzt, besonders
bäusig in Dörfern, aber auch als Zierpflanze in
Anlagen u. dgl. Er bildet dann nicht selten einen
bis 7 m bohen, aber fast immer krummschaftigen
Baum. Die grünen, mit dichtgedrängten, dach-
ziegelförmig-vierreihigen Schuppenblättcrn besetzten
Astchcn des S. sind als Sadebaumzweige (8nm-
initat68 8l!,dwll6) in der Medizin gebräuchlich. Sie
sind ein heftig wirkendes Diuretikum und Abortiv-
mittel, und nur mit größter Vorsicht anzuwenden,
da sie leicht den Tod herbeiführen können.
Sadeler, niederländ. KupferstecherfanuUe.
Der bedeutendste war Johann S., geb. um 1550
in Brüssel, der zunächst von seinem Vater zum
Graveur herangebildet wurde. Von seinem 20. Jahre
an übte er die Kupfcrstechkunst in Amsterdam und
kam nach kurzem Aufenthalt in Köln und Frank-
furt 1588 nach München. Er ging 1595 nach Ita-
lien, ließ sich in Venedig nieder und starb daselbst
zwischen 1600 und 1610. S. stach Bildnisse und
heilige Gegenstände für religiöse Bücher sowie auch
einige allegorische Blätter.
Sein jüngerer Bruder, RaphaelS., geb. 1555 in
Brüssel, ist ihm an Glanz des Stichels noch über-
legen. Er war der Begleiter seines Bruders in
Deutschland und Italien, arbeitete auch mit ihm in
Venedig, bis er 1604 vom Kurfürsten Maximilian
nach München gerufen wurde, um zu einer von den
Jesuiten herausgegebenen "I^variH pia, 6t 8^nctN"
den Vildcrschmuck zu liefern. Er starb 1628 in
München.
Deren Neffe, Egidius S., geb. 1570 zu Ant-
werpen, war anfangs Maler und Begleiter auf
ihren Reisen bis Venedig. Von dort berief ihn Kai-
ser Nudolf II. nach Prag, wo er später auch für die
Kaiser Matthias und Ferdinand II. arbeitete. Er
starb 1629 in Prag. Seine Arbeiten, meist in Bild-
nissen und Landschaften bestehend, sind zum Teil
breit und kräftig, zum Teil leicht und zart behandelt.
Namentlich sind die Blätter nach Paul Bril, Savery
und Vruegbcl von hervorragender Schönheit.
Sa de Miranda, Francisco de, portug. Dich-
ter, geb. 27. Okt. 1495 zu Coimbra, aus altadligem
Geschlecht, besuchte die Universität zu Lissabon, wid-
mete sich neben dcr Rechtswissenschaft auch den da-
mals ausblühenden humanistischen Studien, durch-
reiste von 1521 bis 1526 Spanien und Italien.
Nach der Rückkehr weilte er einige Jahre zu Coimbra
und Lissabon, die neue ital.-portug. Dichterschule
gründend, zog sich dann auf den Landsitz Quinta da
Tapada bei Ponte de Lima zurück, wo er bis zum
15. März 1558, seinem Todestage, weiter dichtete,
mit Rat und That den jungen Dichtern jener Epoche
belfend. S. d. M., der schon vor 1516 am Hofe als
Liederdichter geglänzt hatte, führte den Petrar-
cismus in Portugal ein; er hat durcb die freie
Nachahmung ital. Muster der heimischen Poesie die
antikisierende Richtung gegeben; er hat das Sonett,
die Terzine, die Oktave und die Canzone eingeführt
und ist außerdem als Begründer des portug. Prosa-
dramas anzusehen. Im Winter 1528/29 machte
er den ersten Versuch, seine gewichtige Neuerung
vorzuführen mit einem bukolischen, spanisch ver-
faßten Gedicht "I^dnia, lio ^lonäs^o" in Can-
zonenform, auf welches bald Sonette und Idyllen
folgten. Doch gab er die nationalen Weisen keines-
wegs gänzlich auf: er hielt am Rundverse fest in
seinen satir. Briefen, deren kraftvolle Sprache noch
heute Bewunderer findet, in einer Reihe von Hir-
tengesprächen und in den kleinen Ii-ovn.^ (^antiFag
Viliinc6t03 und 6I08Ü8. Den neuen Zehnsilber
handhabte er hingegen noch mühevoll und schwer-
fällig. Seine beiden in portug. Prosa geschriebenen
Lustspiele "Die Fremden" (Coimbra 1569) und "Die
beiden Vilhalpandos" (ebd. 1560) sind ganz nach
dem klassisch ital.^Theater gebildet, und sogar der
Schauplatz, die bitten und Charaktere sind ita-
lienisch (gedruckt 1622, zusammen mit denen des A.
Ferreira, und 1784). Seine Poet. Werke erschienen
zu Lissabon 1595, nachdem sie lange handschriftlich