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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sagunto; Sagus; Sah; Sahaptin; Sahara

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Sagunto – Sahara

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sagunt'

besorgt, röm. Schutz und schlossen ein Bündnis mit den Römern. Unter nichtigem Vorwand griff 219 v. Chr. Hannibal die Stadt an und eröffnete damit den zweiten Punischen Krieg. Nachdem die Saguntiner mit der heldenmütigsten Tapferkeit acht Monate lang Hannibals überlegener Macht widerstanden hatten, wurde die Stadt im Herbst 219 v. Chr. erobert. Ein großer Teil der Bürger verbrannte sich mit den Häusern, der Rest wurde niedergemacht oder in die Sklaverei verkauft. 214 stellten die Römer die Stadt wieder her, dann, nachdem sie am Ausgang des Altertums von neuem verfallen war, die Araber. Noch vorhanden sind die Reste eines Theaters. – Vgl. Öhler, S. und seine Belagerung (in den «Jahrbüchern für Philologie», 1891).

An S.s Stelle liegt jetzt der malerische Ort Murviedro (muri veteres), in neuester Zeit wieder Sagunto genannt, am Palancia, Station der Eisenbahn Almanza-Tarragona, mit (1887) 6466 E. Hier wurde im span.-franz. Kriege 25. Okt. 1811 die Armee von Aragonien unter Blake durch Suchet geschlagen, worauf das Fort S. kapitulierte.

Sagunto, span. Stadt, s. Sagunt.

Sagus, Palmengattung, s. Metroxylon.

Sah, Hohlmaß in Marokko, s. Almude.

Sahaptin, Indianerstamm, s. Nez percés.

Sahăra, Wüste in Nordafrika, wird im N. durch die Hochländer der Berberei, im S. durch den Sudan, im W. durch das Atlantische Meer und im O. durch das Nilthal begrenzt. Bei einer Länge von fast 5200 km und einer durchschnittlichen Breite von 1500 km hat sie ein Areal von 6180000 qkm. (Hierzu die Karte: Sahara; s. auch die Karten: Algerien und Tunesien, Bd. 1, S. 390, Marokko, Ägypten und Guinea.) Dieses ungeheure Gebiet ist indes keineswegs, wie man ehedem annahm, eine einförmige Sandwüste, sondern besitzt mannigfache Bodenformen und umschließt auch zahlreiche bewohnte Strecken. Man unterscheidet in der Wüste drei verschiedene Bodenformen:

  • 1) Die Region der Sanddünen, von den Eingeborenen El-Areg genannt, im W. und O. der Wüste sich breit ausdehnendes, mit Dünensand bedecktes Flachland, auf dem nichts wächst und das unbewohnbar ist;
  • 2) die Hammada, mit Salzthon, Kies und Gesteinsfragmenten bedeckte Hochebenen, die bisweilen von Flußbetten durchschnitten werden, aber auch ziemlich unbewohnt sind;
  • 3) das die centralen Teile der Wüste umfassende Gebirgsland, in dem sich Erhebungen bis 2400 m finden; neben Granit, Gneis, Schiefer herrscht hier Sandstein, auch in schwarzer Abart, vor.

Zahlreiche Wadi, in denen die Kultur seit uralter Zeit blüht, ziehen sich zwischen den einzelnen Plateaus hin, und in den Gebirgsthälern leben zahlreiche Tuareg, die hier ihren Stammsitz haben.

Nach ihrer natürlichen Beschaffenheit pflegt man die S. in drei verschiedene Abschnitte zu teilen:

  • 1) Zwischen dem Nil und dem 32. Meridian liegt die Libysche Wüste oder das Land Tu, d.h. Stein, das Gebiet der Teda oder Tebu (Tibbu), ein im Innern erst seit 1870 durch Schweinfurth und Rohlfs einigermaßen erschlossenes Randgebiet, das wegen seiner Öde und Vegetationsarmut von den Karawanen und den Wüstenbewohnern gemieden wird und deshalb ziemlich unbekannt ist. Es ist ein mit Sanddünen und Steinhalden bedecktes, etwa 400 m hohes Plateau, das im N. vom libyschen, im O. vom ägypt. und nub. Wüstenplateau begrenzt wird; auf dieser Grenze liegt eine Reihe von Oasen, ↔ die im N. zum Teil unter den Meeresspiegel hinabreichen: Audschila (s. d.), Dschalo (s. d.), Farâfrah (s. d.), Siwah (s. d.), Barieh (s. d.), Dachel (s. d.) und Chargeh (s. d.). Im Innern findet sich nur eine Oasengruppe, die von Kufra (s. d.), die Rohlfs 1879 als erster Europäer besuchte. Im W. bildet die Oasengruppe Fessan (s. d.) und ein vom Plateau von Tasili oder Asgar südöstlich ziehender Gebirgszug, zu dem das Tümmo- oder Wargebirge, das Bergland von Tibesti mit dem 2400 m hohen Tarso und das Wadschangagebirge gehören, die Grenze zur
  • 2) Centralsahara, dem Lande der Tuareg oder Imoschagh. Das wegen der Wildheit der Bewohner nur an seinen Rändern erforschte Gebiet ist fast durchweg Gebirgsland, zwischen das sich im O. einige Dünenstriche und Hammada einschieben. In der Mitte erhebt sich unter dem Wendekreis das Hochland der Ahaggar oder Hogar, an welches sich im N. das Plateau Muidir und das Plateau von Asgar und im S. das Tasili-wan-Ahaggar anlegen, so daß das Ganze zwischen Ain Salah und Ghat (Rhat) ein Gebirgsland von der Größe des Deutschen Reichs bildet. Der Südwesten ist der höchste, bis 1950 m hohe Teil, wo die isolierten, steilen Kegel des Ilamân und Tahat zwei bis drei Monate mit Schnee bedeckt bleiben, ein acht Tagereisen messendes, sehr zerrissenes Sandsteinplateau, vermutlich mit vulkanischen Durchbrüchen. Es soll reich an schönen Thälern und Schluchten, voller Quellen und Vegetation sein, so daß es Wein, Feigen, Senna, Ebenholz, arab. Gummi und gutes Getreide in Fülle liefert. Unter den zahlreichen Wadi des Gebirgslandes bilden drei die Hauptabzüge: der Wadi Igharghar oder Saudi, welcher nach Norden zum Schott (Salzsee) Melrir führt; der Wadi Tin Tarabin nach Süden, welcher zum Sakerret und Sokoto und damit zum Niger führt, und der Wadi Tighehert, welcher nach Westen leitet. Sie müssen ehemals bedeutende Flüsse gewesen sein. Um das Gebirgsland legen sich im Norden weite Sandgebiete, worunter die Sanddünen El-Erg, im Osten von Wargla und Tugurt, welche bis gegen den Westen der Kleinen Syrte reichen. Hier liegt eine Reihe von Schotts oder Salzseen (Schott el-Kebir [el-Dscherid], Schott el-Gharsa, Schott Melrir und viele kleine), deren Gebiet den Namen Bilad el-Dscherid, d. i. Dattelland, korrumpiert zu Biledulgerid, führt, und die bis 25 m unter dem Meeresspiegel liegen. Eine in neuerer Zeit besprochene Durchstechung der Höhe im Westen der Kleinen Syrte bei Gabes würde ein Gebiet von 16500 qkm, aber nicht die «Wüste S.» unter Wasser setzen. Südlich vom Ahaggarplateau liegt in 17 bis 19° nördl. Br. mitten in der Wüste, westlich von der in 305 m Höhe gelegenen salzreichen Oase Bilma, ein anderes, gegen 1600 m hohes Gebirgsland von wunderbar grotesken Granit-Basalt-Felsmassen, Aïr (s. d.).
  • 3) Der westlichste Teil der S., vom Meridian von Greenwich bis zum Atlantischen Meere, ist das Gebiet der maur. Stämme: sandiges Tiefland, in welches sich vom südl. Ahaggarplateau eine mächtige Hammada hineinzieht, die wasserlose, steinige Tanesruft, eine furchtbare und berüchtigte Salzthonfläche. Zwischen ihr und der Küstenhammada liegt die vegetationsreiche Region hoher Sandhügel Igidi; und südlich von der Tanesruft die Afelele oder Kleine Wüste, reich an Brunnen und hübschen Thälern, die sich trefflich zur Kamelzucht eignen. Von dieser nach Westen breitet sich der ganz vegetationslose Land-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 181.