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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saintes Maries - Saint Flour
die Bibliothek (25000 Bände) und eine Altertümer-
sammlung; ein Marmorstandbild des in S. gebore-
nen V. Palissy, von F. Thalhuet (1868), steht an der
Steindrucke. - S. war die Hauptstadt der Santo-
nen, hat noch einen Triumphbogen, Trümmer einer
Arena, 133 in lang, 108 in breit, für über 20000
Zuschauer, eines Aquädukts sowie Neste von Bädern
und Kanülen. S. war bis zur Revolution Bischofssitz.
1242 besiegte hier Ludwig der Heilige die Engländer.
Samtes Maries (spr. ßängt marih), Hafen-
stadt, s. Camargue.
Saint Etienne (spr. ßängteMnn). 1) Arron
dissement im franz. Depart. Loire, hat auf 1037,28
hkni (1891) 312826 E. in 11 Kantonen und 80 Ge-
meinden. - 2) Hauptstadt des Arrondissements
S. E. und des Depart. Loire am
vom Mont-Pilat zur Loire gehen-
den Furens (oder Furan), 525 m
ü. d. M., in kahler Gegend, an
den Linien Lyon-S. E.-Le Puy,
S. E.-Roanne (82 kin) und S. E.-
Clermont Ferrand (137 km),
große Fabrikstadt im bedeutend-
sten Kohlenbczirk Südfrankreichs,
ist Sitz des Präfckten, des Gene-
ralkommandos der 25. Infanteriedivision und der
49. Infanteriebrigade, eines Gerichtshofs erster In-
stanz, Handelsgerichts, Schiedsgerichts, einer Han-
dels- und einer Ackerbaukammer, Filiale der Bank
von Frankreich und der 8ocist6 (^susrals, zählte
1801: 16240, 1830: 33000,1861: 92250,1881:
123813 und 1886: 117 875 E. und hat (1891)
117462, als Gemeinde 133443 E., in Garnison
das 38. und Teile des 16. Infanterieregiments
sowie das 30. Dragonerregiment; ein Lyceum,
College (St. Michel), eine große Vergbaufchule
(Hcoloä äs8 iniQ63) in dem alten Schloß Chante
Grillet, mit reichen Sammluugen, geomctr. und
mechan. Kurse, Web-, Zeichen-, Taubstummenschule,
Hospital, Nettungshaus, Theater, botan. Garten
und Tramways nach St. Chamond und über Nica-
marie und Le Chambon Feugerolles nach Firminy.
Die Stadt hat wenig bemerkenswerte Bauwerke.
Die Kirche Ste. Marie ist ein modernes Gebäude
im roman.-byzant. Stil, am Platz Dorian steht das
neue Rathaus mit Kuppel und Statuen, dahinter
liegt der Platz Marcngo. Von S. nach N. führt
mitten durch die Stadt, über die Place Dorian, die
4 Km lange Hauptverkehrsader, la Nue de la Rchu-
blique mit Dampftrambahn und führt zur großarti-
gen Manufacture d'Armes nationale, einer Staats-
werkstätte, wo besonders Flinten und Revolver ver-
fertigt und 10000 Arbeiter beschäftigt werden. Der
Iustizpalast ist ein großer Bau mit einem Portikus
von 10 korinth. Säulen, die Pfarrkirche ist aus
dem 15. Jahrh, und das Palais des Arts enthält
ein Artilleriemuseum, die öffentliche Bibliothek mit
35000 Bänden und 250 Handfchriften, die Ge-
mälde- und die Naturalienfammluug. Die Industrie
liefert vor allem Feuerwaffen, Messer, Kurzwaren,
Bänder (vier Fünftel aller in Frankreich gefertigten)
und viele mannigfaltige Scidenwaren, ferner be-
stehen Glashütten (Herstellung von Kirchenfenstern),
Brauerei und lebhafter Handel. Die Umgebung
hat viele Kohlengruben, Hüttenwerke, Hochöfen:
das Kohlenbassin dehnt sich 32 Kin lang aus, von
Rive de Gier im NO. bis Firminy im SW., bei
einer Breite von etwa 8 km und lieferte 1888:
3310197 dl Kohlen.
Samt Etienne-en-Dövoluh (spr. ßängtetlsnn
ang dewolüih), franz. Ort, s. Dsvoluy.
Samt Gustache (spr. ßängtöstäsch), Sankt
Eustatiusinsel, von den Bewohnern Statia
genannt, eine zum niederländ. Gouvernement
Curacao gehörige Insel in der Leewardgruppe in
Westindien, ein steil emporsteigender, 603 m hoher
erloschener trachytischer Vulkan. Der aus ver-
witterter Lava bestehende Boden ist fruchtbar, das
Klima gefund; Orkane und Erdbeben sind häufig.
S. E. zählt auf 20,? ^m (1889) 1563 meist far-
bige E. Der Hauptort Orangetown, an der
allein zugänglichen Südwestküste, ist befestigt, hat
aber nur eine offene Reede. Etwa 22 km nordwest-
lich liegt die niederländ. Infel Saba, ein 859 lu
hoher erloschener Vulkan, 12 hicm mit 2524 E.
Marguetelde Saint-Denis, Graf Ethalan, Seigneur
de, franz. Schriftsteller und Dichter, war 1. April
1613 zu St. Denis le Guast bei Coutances in der
Normandie geboren. Vorgebildet bei den Iefuiten,
studierte er zu Paris die Rechte, trat später in
Kriegsdienste, focht als Kapitän bei Rocroy, Nörd-
lingen und Freiburg und wurde im span. Kriege
Marichal-de-Camp. Abfällige Äußerungen von
ihm über den Pyrenäifchen Frieden und die span.
Heirat Ludwigs XIV., die nach Fouquets Sturz
aus dessen Papieren dem König hinterbracht waren,
zogen ihm Haft in der Vastille zu, und um sich einer
spätern Verhaftung (1661) zu entziehen, flüchtete
er nach Holland, darauf nach England, wo er am
üppigen Hofe Karls II. und in den gefelligen Krei-
fen der Hauptstadt sich sehr beliebt machte und wo
er, nach einem kürzern neuen Aufenthalt in Holland,
seit 1670 bis an sein Ende (29. Sept. 1703) im Be-
sitz einer königl. Pension lebte. Von seinen zahl-
reichen Schriften sind zu nennen: die "(^oinsäis äs3
3.c^äsnii8ts8 p0ur lg. reformation äs 1k lan^us
krHn<^i86" (1650), eine ergötzliche, gegen die Fran-
zösifche Akademie gerichtete Posse; "Oonvsr^tion äu,
in^rsciial ä'IIocHiiincoui't avsc 1s psrs (^Q3^s",
"Düf6N36 äs HN6ihU68 piöc68 äu t1i6Htrs äs öor-
nsiiis", "<suF6insiit 8ur 8sn6qu6, I>1utarqu6 6t
?6tr0N6", "R6Ü6xi0I18 8ur 168 äiv61'8 F6N163 än
P6uple roiUÄin", "1^6Ü6xi0N3 LUl 1a traFkäis 2.Q-
eiLIINL 6t INO^lNS ", "Di3c0UI'8 8Ul 163 1ii8t01'i6N3
fran^i3", "^UF6N16Nt 8Ul HU6iqU68 aut6UI-8 lllUI-
9^18)). S. war mannigfach unterrichtet, sein Stil ist
leicht, gefällig und witzig. Seine "(^nvi-68 com-
Mt63" gab mit biogr. Notiz Desmaizeaux (3 Bde.,
Lond. 1705; später 7 Bde., Amsterd. 1726) heraus.
Eine Auswahl veranstalteten TWessarts (Par.1804),
Hippeau (1852), Giraud (3 Bde., 1865). - Vgl. Gil-
bert und Gidel, ^lo^s äs 8. (1866); Merlet, 8., 6tuäs
1ii8t0ri(iii6 (1869)' Pastorello, ^wäs 3iir 8. st LOQ
inüusncs (Trieft 1875).
Saint Flour (spr. ßäng fiuhr). 1) Arrondisse-
ment des franz. Depart. Cantal, hat auf 1683,53 ^m
(1891) 51716 E., 6 Kantone und 75 Gemeinden. -
2) Hauptstadt des Arrondissements S. F. und früher
der obern Auvergne, rechts über dem Dauzan, der
rechts zur Truyere und damit zum Lot geht, auf
einem Plateau, auf das vom Bahnhof der Linie
(Millau-) Le Monastier-Neussargues (-Clermont-Fer-
rand) der Südbahn ein Weg neben Kolonnen von
Vasaltsäulen führt, ist schlecht gebaut, Sitz eines
Vifchofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, Han-
delsgerichts, einer Ackerbaukammer und hat (1891)
4469, als Gemeinde 5308 E., ein College, Hofpital,