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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Saint Lo; Saint Louis; Saint Louis (MIssouri)

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Saint Lô – Saint Louis

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Saint Leu Taverny'

moderne, von Napoleon III. verschönerte Kirche mit Denkmal Ludwig Bonapartes (Königs von Holland), der sich nach dem Sturz Napoleons Graf von Saint-Leu nannte.

Saint Lô (spr. ßäng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Manche in der Normandie, hat auf 1127,69 qkm (1891) 85944 E., 9 Kantone und 117 Gemeinden. –

2) S. L., lat. Briovera, Hauptstadt des Depart. Manche und früher einer Vicomté, malerisch zum Teil auf einem felsigen Hügel rechts an der schiffbaren Vire gelegen, an der Linie (Caen-)Lison-Coutances(-St. Malo) der Westbahn, sehr unregelmäßig gebaut, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer Gewerbe- und Ackerbaukammer und Filiale der Bank von Frankreich, und hat (1891) 8977, als Gemeinde 11445 E., in Garnison das 136. Infanterieregiment; Kleines Seminar, Lehrerseminar, gewerbliche Zeichenschule, Hospital, Remontedepot und ein Theater. Unten liegt die got. Kirche Notre-Dame, die frühere Kathedrale, aus dem 14. bis 16. Jahrh.; in der Rue Havin das Standbild des Publizisten L. J. Havin (gest. 1868) von Le Duc, das Museum, nach Osten am Champ de Mars die Kirche Ste. Croix, die alte Abteikirche (11. Jahrh.), die bis auf das alte Portal 1860 umgebaut ist, zur Abtei gehörte auch das Gebäude, worin das berühmte Gestüt sich befindet; auf dem Hügel am Präfekturplatz ist außer der Präfektur und dem Justizpalast das schöne moderne Rathaus mit der Bibliothek (9000 Bände).

Saint Louis (frz., spr. ßäng lŭih), Ndar in der Sprache der Joloff, Hauptstadt der franz. Kolonie Senegambien in Nordwestafrika, mit etwa 20000 E., an der Mündung des Senegal, auf einer 2 km langen Insel, ist gut gebaut, mit breiten Straßen; am Süd- und Nordende schließen sich Kasernen, Warenräume und Negerhütten an. Westlich der Stadt befindet sich auf der Insel Guet-Ndar, zu welcher drei Brücken führen, das Quartier der Schiffer und Fischer, der Joloff, Fulbe, Tuculör und Sarakole. Nach Osten, gegen das Festland, verbindet eine 650 m lange Schiffbrücke die ebenfalls auf einer Insel gelegenen Vorstädte Sor und Bouëtville mit der Hauptstadt. Das Klima ist wegen der Ausdünstung in den Lagunen sehr ungesund. Jahrestemperatur 23,7°C., Temperatur im kühlsten Monat (Januar) 20° und im heißesten (September) 28,1°C. S. L. hat wegen der an der Barre herrschenden Brandung eine sehr ungünstige Lage. Die Barre selbst wird durch die Wasser des Oceans und durch die Strömung des Senegal jahrweise mit Sanddünen verschüttet; es entsteht dann allmählich eine neue Barre weiter nordwärts oder südwärts. Die Tiefe der Barre schwankt zwischen 2½ und 4 m; zur Flutzeit nimmt sie an 2 m zu. Bei bewegter See ist sie nicht zu passieren. Eine leichte Verbindung mit dem Hafen von Dakar (s. d.) besteht durch eine Eisenbahn. S. L. ist der Zielpunkt der aus den Oasen der Sahara nach der Küste ziehenden Karawanen geworden. Der Warenumsatz ist daher sehr bedeutend. (S. Senegambien.)

Saint Louis (spr. ßent lūis oder lūi), die größte und wichtigste Handels- und Fabrikstadt in Missouri, die fünftgrößte der Vereinigten Staaten, Sitz eines Erzbischofs und eines deutschen Konsuls, liegt am westl. Ufer des Mississippi, 1870 km oberhalb Neuorleans, 32 km unterhalb der Missourimündung, auf den Terrassen (bis 60 m) eines Kalksteinplateaus, das allmählich zum Fluß abfällt, hat (1890) 451770, mit East-St. Louis (s. d.) in Illinois 466939 E. ↔ Darunter sind etwa 150000 Deutsche und 25000 Farbige. S. L. ist schön gelegen und regelmäßig gebaut, mit breiten, meist rechtwinklig sich schneidenden Straßen und meist aus Backsteinen errichteten Häusern. Unter den Gebäuden sind das aus Granit gebaute Zollhaus nebst Post, Court-House mit Kuppel, das County-Irrenhaus, Arsenal der Vereinigten Staaten, Handelskammer, Baumwollbörse, die neue City-Hall, die Four-Courts im Renaissancestil, das Ausstellungsgebäude, die kath. Kathedrale, die prot. Christ Church-Kathedrale, einige der presbyterianischen Gotteshäuser, der neue Mercantile Club, das Gebäude der Odd Fellows, daneben das Fagin-Gebäude und mehrere großartige Hotels. Die belebtesten Straßen sind: Olive-Street, Broadway, Chestnut-Street; in Fourth-Street sind viele Banken, in Third-Street Versicherungsgesellschaften, am Fluß liegen die Kommissionsgeschäfte. Von den vielen Parks sind am bedeutendsten: der Forest-Park (555 ha) im W., der Tower-Grove-Park (110 ha) im SW. mit Statuen von Columbus, Humboldt und Shakespeare und der Lafayette-Park (12 ha). Shaw's Garden oder Missouri Botanical Garden (30 ha) ist einer der schönsten botan. Gärten der Vereinigten Staaten. Sehenswert sind ferner die Fair-Grounds mit Rennbahn und Amphitheater für 25000 Personen, die Kirchhöfe, z.B. Bellefontaine, die alten Wasserwerke bei Merchants-Bridge und die neuen weiter flußaufwärts und die 1874 vollendete St. Louisbrücke mit drei Bogen von je 150 m, einer Gesamtlänge von 1890 m und zwei Stockwerken für Eisenbahn- und andern Verkehr. Unter den wohlthätigen Anstalten sind das Stadt-, das Marine- und das Schwesternhospital, das Haus der Freundlosen, die Irrenanstalt, mehrere Waisenhäuser u.s.w.; unter den höhern Bildungsanstalten: Washington University, die außer der polytechnischen, der Kunst- und der Rechtsschule auch Colleges für Frauen und Elementarschulen umfaßt, das kath. College of the Christian Brothers, das luth.-deutsche Concordia College, das St. Louis Medical College (dem Museum gegenüber); von Bibliotheken ist die städtische mit 70000, und die Mercantile Library mit 80000 Bänden hervorzuheben. Unter den Klubs sind auch deutsche. Mehrere historische, naturwissenschaftliche, Kunst- und Erziehungsgesellschaften und Vereine sind vorhanden. Das Elementarschulwesen gilt für gut; zahlreich sind die kath. Privatschulen. Kabel- und elektrische Bahnen durchziehen die Straßen. Die 35 Bahnlinien münden mit Ausnahme weniger Lokalbahnen im Union-Depot im Centrum der Stadt; sehr beträchtlich ist der Flußdampferverkehr. Von den industriellen Anlagen sind die bedeutendsten: Eisengießerei, Maschinenbau, große Baumwoll-, Tabak-, Öl-, Bleiweiß-, Droguen-, Farben-, Schuhwaren-, Wachstuchfabriken, Holzindustrie, Biskuitbäckerei, Zuckerraffinerie, Brauereien (darunter Annheuser-Busch, die größte in den Vereinigten Staaten), Ziegelei und Großschlächterei. In Bezug auf Getreidemühlen wird S. L. nur von Minneapolis übertroffen. Im ganzen betrug der Wert der Erzeugnisse (1890) 228,7 Mill. Doll. Noch bedeutender ist der Handel. S. L. ist als Mittelpunkt des Mississippibeckens Stapelplatz für Mehl und andere Brotstoffe, Baumwolle, Pelzwerk, Tabak, Hanf, Kartoffeln, Vieh, Schweinefleisch u.s.w. Die 13 Getreideelevatoren enthalten oft mehr als 12 Mill. Bushel. S. L. hat 13 Staats-, 6 National- und 4

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 196.