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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Saint Vincent (Vorgebirge) - Saiten

ausfuhrgegenstände sind Arrow-Root, Zucker, Melasse, Rum, Gewürze und Bauholz. Ein Sechstel des Landes steht unter Anbau und gehört drei Firmen. Hauptort ist Kingstown (s. d.). – Die Insel wurde 22. Juni 1498, dem Tage des heil. Vincent, von Columbus entdeckt, aber niemals von den Spaniern kolonisiert, 1672 von den Engländern besetzt, seit 1722 diesen von den Franzosen streitig gemacht, 1748 für neutral erklärt, 1761 von den Engländern erobert und 1763 sowie 1783 diesen zuerkannt. – Vgl. Cothoney, Un mois dans l’île S. V. (Lyon 1889).

Saint Vincent (spr. ßent winnßĕnt), portug. Cabo de São Vicente, auch Monte-Corvo genannt, die Südwestspitze Europas in Portugal (Algarve), unter 37° 2’ 43" nördl. Br. und 8° 59’ 16" westl. L. von Greenwich, eine zwischen 65 m hohen zerrissenen Felsenwänden vorspringende Felsenzunge mit furchtbarer Brandung, einem zerfallenen Franziskanerkloster (14. Jahrh.) und Leuchtturm. Bei den Alten galt S. V. für das westlichste Kap der Erde. – 4 km südöstlich, zwischen den Buchten (Ensenadas) von Boliche und Sagres, die nur durch einen Isthmus mit dem Lande verbundene Ponta de Sagres mit der befestigten Stadt Sagres (445 E.); hier steht seit 1839 ein Denkmal Heinrichs des Seefahrers, der hier auf seinem Landsitz Terça Nabal oder Tercena Naval eine Sternwarte und nautische Schule errichtete und 13. Nov. 1460 starb. Hier wurde die span. Flotte 16. Jan. 1780 durch die englische unter Rodney und 14. Febr. 1797 vom Admiral Jervis und Kommodore Nelson besiegt; ferner schlug hier Napier 3. Juli 1833 die Flotte Dom Miguels.

Saint-Vincent (spr. ßent winnßĕnt), John Jervis, Baron Meaford, Graf von, brit. Admiral, geb. 9. Jan. 1734, zeichnete sich bei der Unternehmung auf Quebec 1760 als Schiffslieutenant aus, kämpfte als Befehlshaber des Foudroyant 27. Juli 1779 auf der Höhe von Ouessant gegen den franz. Grafen d’Orvilliers und eroberte 1782 ein franz. Linienschiff von 74 Kanonen. Nach dem Frieden von 1783 trat er in das Unterhaus und schloß sich der Opposition an. Als Konteradmiral eroberte er im März 1794 die franz. Kolonien Martinique und Ste. Lucie. Am 14. Febr. 1797 schlug er an der Spitze von 15 Linienschiffen und 4 Fregatten die 27 Linienschiffe und 10 Fregatten starke span. Flotte in der Nähe des Kap St. Vincent und nahm ihr 4 Schiffe. Er erhielt zur Belohnung ein Jahrgeld von 3000 Pfd. St. und außerdem ernannte ihn der König zum Grafen von S. und Baron Meaford. Unter Addingtons Verwaltung wurde S. 1801 erster Lord der Admiralität, welches Amt er 1805 niederlegte; 1806 übernahm er den Befehl über die Flotte im Kanal. 1816 zog er sich gänzlich zurück. Er starb 15. März 1823 als Admiral ersten Ranges und General der Marinesoldaten.

Saint Yrieix (spr. ßängtirĭäks). 1) Arrondissement im franz. Depart. Haute-Vienne, hat 917,35 qkm, (1891) 50065 E., 4 Kantone und 27 Gemeinden.-2) Saint Yrieix-la-Perche (spr. persch), Hauptstadt des Arrondissements S. Y., an der Südseite der Berge von Limousin, an der obern Loue und der Linie Limoges-S. Y.-Brive (-Toulouse) der Orléansbahn sowie der Lokalbahn Périgueux-S. Y. (75 km), hat (1891) 3885, als Gemeinde 8711 E., einen Gerichtshof erster Instanz, eine Ackerbaukammer, ein Collège, Pensionate, Spital, Sparkasse, Gefängnis, eine roman.-ogivale einschiffige Kirche (12. und 13. Jahrh.) mit drei Chören; Porzellanfabrik und 1765 entdeckte Kaolingruben, Brauerei, Lohgerberei und Müllerei.

Saint Yves (spr. ßent eiws), portug. Stadt, s. Setubal.

Saïs (ägypt. Saj), Stadt im alten Ägypten, von welcher jetzt nur noch einige Ruinenhügel am großen westl. Nilarme (früher dem Bolbitinischen, jetzt dem Rosetteschen) übrig und unter dem Namen Sā el-hager bekannt sind. Ein Dorf gleichen Namens liegt etwas südlich von den Ruinen. Die Umwallung der Stadt aus schwarzen Nilziegeln ist noch sichtbar und mißt 650 m im Quadrat. Der von Herodot erwähnte Heilige See liegt im nördl. Teile des Bezirks. Die Lokalgottheit war die Kriegsgöttin Neith, von den Griechen mit der Athene verglichen; daher wird die Stadt hieroglyphisch auch Stadt der Neith genannt. Die Inschrift vom verhüllten Götterbilde zu S. gehört der griech. Legende an. S. war eine uralte Stadt, doch gelangte sie erst im 8. Jahrh. zu einer höhern polit. Bedeutung, als die libyschen Fürsten sich selbständig machten und Ägypten beherrschten (s. Ägypten, Bd. 1, S. 240).

Saisán, Saissan-nor, Dzaisan, See im südöstl. Teil des russ.-centralasiat. Gebietes Semipalatinsk, an der chines. Grenze, 550 m hoch zwischen dem Großen Altai- und dem Tarbagataigebirge, ist von Westen nach Osten 90,7 km lang, bis 65,1 km breit und umfaßt 2382,7 qkm. Die Ufer sind flach. Im Osten mündet der Schwarze Irtysch ein, und im Nordwesten entströmt der Irtysch (Nebenfluß des Ob). Der S. ist sehr fischreich.

Saisieren (frz., spr. ßäs-), ergreifen, in Besitz nehmen, mit Beschlag belegen; Saisie (spr. ßäsih), Beschlagnahme.

Saison (frz., spr. ßäsóng), engl. Season (spr. ßihs’n), Jahreszeit, Kurzeit in einem Bade; Hauptzeit der theatralischen und musikalischen Veranstaltungen, geselligen Vergnügungen u. s. w. In Paris fällt die S. hauptsächlich in die Wintermonate; London hat seine Hauptseason im Frühsommer.

Saisonbillets, Saisonkarten, s. Eisenbahntarife (Bd. 5, S. 890 b).

Saisondimorphismus, s. Dimorphismus.

Saison-Rundreisekarten, s. Eisenbahntarife (Bd. 5, S. 890 b).

Saiten, fadenförmige, elastische Körper, die, wenn sie straff ausgespannt sind, durch Zupfen, Schlagen oder Streichen in tönende Schwingungen versetzt werden und daher ein Konstruktionselement vieler Musikinstrumente bilden. Die Schwingungszahl der Saite ist bei derselben Spannung umgekehrt proportional der Länge, bei derselben Länge proportional der Wurzel aus der Spannung, also doppelt bei vierfacher Spannung. Eine vollständige Formel für die Schwingungsdauer τ der Saite ist ^[Formel], in der μ die Masse der Längeneinheit, l die Länge, S die Spannung bedeutet. Die stehenden Wellen, die sich in den S. mit den Knoten an den festen Enden bilden, sind bei der gewöhnlichen Erregungsweise der Saite transversal. Die Art der Bewegung der gestrichenen S. ist nicht die einer gewöhnlichen Schwingung (s. d.), sondern eine solche, bei welcher die Geschwindigkeit eines Punktes bei jeder Ausweichung von der Mittellage dieselbe ist, was mit dem Vibrationsmikroskop (s. d.) nachweisbar ist. Die Saite kann auch in Abteilungen schwingen, so daß 2, 3, 4 ... Halbwellen auf die Länge der